04.01.2024, 17:39
Starkes Hanne-Debüt
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat den vorletzten EM-Test gewonnen: Gegen Portugal machte es das DHB-Team aber unnötig spannend. Ein Neuling überzeugte.
Beim 34:33 (18:14)-Sieg gegen Portugal zeigte das deutsche Team eine gute Angriffsleistung, bekam aber zu selten in der Abwehr Zugriff - und musste trotz eines zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Vorsprungs am Ende um den Sieg zittern. In der Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason ragte Debütant Martin Hanne heraus: Er erzielte fünf Tore. Juri Knorr war mit sechs Treffern der beste Torschütze.
Das DHB-Team begann mit der vermeintlich besten Aufstellung. Andreas Wolff startete im Tor. Auf den Außen-Positionen erhielten Lukas Mertens und Timo Kastening das Vertrauen. Im Rückraum liefen Julian Köster, Juri Knorr und Kai Häfner auf. Dazu am Kreis: Kapitän Johannes Golla. Mit Christoph Steinert (für Häfner) begannen die Deutschen mit einem Abwehr/Angriff-Wechsel.
Gislason nominierte alle 18 - nach der Michalczik-Verletzung verbliebenen - Spieler für den ersten Portugal-Test. Die Außen Rune Dahmke und Patrick Groetzki wurden aber geschont. Das Spiel begann kurios: In der Flensburger Campushalle gab es technische Probleme. Die (Hallen-) Uhr funktionierte nicht richtig. Nach wenigen Sekunden wurde die Partie deshalb für mehrere Minuten unterbrochen.
Im ersten Angriff dann der erste Ballverlust der Deutschen: Julian Köster leistete sich ein Offensivfoul. Nachdem Portugals Kreisläufer Luis Frade (FC Barcelona) den Ball nicht im Tor unterbringen konnte, sorgte Köster schließlich nach gut zwei Minuten für den ersten Treffer.
Kai Häfner bediente Johannes Golla - und der Kapitän traf bei seinem Heimspiel nach fünf Minuten zum 3:0. Das DHB-Team verteidigte in der Anfangsphase sehr aufmerksam in der 6:0-Formation, führte 4:1 (9. Minute). Portugal kämpfte sich auf ein Tor heran, ehe die Deutschen wieder auf 7:4 davonzogen. Portugals Trainer Paulo Pereira sah sich nach 13 Minuten zur ersten Auszeit gezwungen.
Spielmacher Knorr bediente mit einem Express-Pass Timo Kastening zum 9:5 - erster Vier-Tore-Abstand. Die deutsche Mannschaft holte sich in der Abwehr einige Bälle und konnte so immer wieder das Tempospiel forcieren. Juri Knorr traf konstant die richtigen Entscheidungen. Der Vorsprung des EM-Gastgebers wuchs auf sechs Tore an (12:6).
Gislason testete eine neue Konstellation im deutschen Innenblock: Sebastian Heymann spielte zusammen mit Golla. Nach dem zwischenzeitlichen 14:10 (23.) und einer Auszeit des Bundestrainers schlug dann die Stunde des Debütanten Martin Hanne: Der Hannoveraner kam mit viel Schwung von der Linksaußen-Position rum und schweißte den Ball direkt mit seiner ersten Aktion zum 15:10 (24.) ein.
Mit Hanne auf Linksaußen, Heymann auf der halblinken Position und Philipp Weber auf der Mitte hatten die Deutschen zeitweise drei gelernte Rückraum-Rechtshänder auf der Platte. Es folgte eine fahrige Phase: Die Hausherren verteidigten nicht konsequent, ließen die Iberer zu nah herankommen.
Vor allem Portugals Spielgestalter und gleichzeitig torgefährlichster Akteur Miguel Martins bereitete - auch im Zusammenspiel mit Kreisläufer Frade - dem DHB-Team Probleme. Deutschland ging mit einer 18:14-Führung in die Pause.
Zum Start des zweiten Durchgangs brachte der Bundestrainer wieder die Anfangsformation - mit einer Veränderung: Aufgrund des langen Wechselwegs ging nun nicht mehr Häfner in der Abwehr raus, sondern Knorr. Dafür rückte Heymann rein und deckte auf der Halbposition.
Doch obwohl das deutsche Team kurz auf 21:16 stellte, setzte sich die schludrige Sequenz fort. Portugal verkürzte - auch begünstigt durch eine Unterzahl-Situation der Hausherren - auf zwei Tore. Gislason zog die Reißleine, nahm in der 39. Minute seine zweite Auszeit. Inzwischen war auch der deutsche Angriff ins Stocken geraten.
Portugals Top-Talent Francisco Costa stellte in Minute 42 den Anschluss her. Mit einem Zwischenspurt erhöhte Deutschland den Vorsprung auf 28:24. Martin Hanne trumpfte bei seiner Premiere weiter auf, traf u.a. auch von Linksaußen. Auch sein "Recken"-Teamkollege Renars Uscins spielte stark.
In der Abwehr bekam das DHB-Team weiter kaum Zugriff. Zehn Minuten vor dem Ende dann der Wechsel im Tor: Andreas Wolff raus, Youngster David Späth rein. Auch der konnte aber nicht verhindern, dass die Portugiesen durch Antonio Areia per Siebenmeter Kontakt hielten (30:28).
Gut fünf Minuten vor Schluss traf Portugals Joaquim Nazaré aus dem Rückraum. Dann bediente Linksaußen Mertens Uscins per Kempa-Pass - 32:30. Hanne mit dem nächsten Rückraum-Hammer (33:31), hinten fanden die Deutschen aber weiterhin kein Mittel, um die Iberer zu stoppen. Gislason wollte unbedingt gewinnen und wechselte im Kasten erneut: Wolff kam wieder rein. Ein sehr kurzer Auftritt von Späth.
Nazaré wurde wieder schlampig verteidigt, Hanne ließ ihn gewähren - und der Rückraum-Rechte erzielte per Dreher aus sehr spitzem Winkel den Ausgleichstreffer (33:33). Alfred Gislason rief sein Team gut anderthalb Minuten vor Schluss ein letztes Mal zusammen. In der Folge brachte Renars Uscins Deutschland wieder in Führung. Auszeit Portugal.
Andreas Wolff parierte einen Rückraumwurf von Nazaré 24 Sekunden vor Schluss. Das DHB-Team brachte den knappen Vorsprung dann über die Zeit. Unter dem Strich steht ein 34:33-Erfolg für die Deutschen.
Deutschland: D. Späth, Wolff; Knorr 6, Golla 5, Hanne 5, Kastening 5/1, Uscins 4, Häfner 3, Köster 2, Mertens 2, Heymann 1, Steinert 1, Dahmke, Fischer, Groetzki, Kohlbacher, Lichtlein, Weber
Portugal: Capdeville, Ferreira Espinha, Marques - Frade 7, Nazare 4, Salina Amador 4, Vieira 4, Costa 3, Martins 3, Areia 2/1, Portela 2/2, Cavalcanti 1, Costa 1, P. Oliveira 1, Salvador 1, Brandao, Duarte, Fernandes, F. Silva, R. Silva
Strafminuten: 8 / 4
Niklas Beckmann