20.01.2024, 20:19
Drittes Remis für Austria
Deutschland gegen Österreich oder besser Wolff gegen Möstl. Dank einer starken Leistung und 17/1 Paraden ihres Torhüters Constantin stand Österreich vor der nächsten Überraschung. Doch auch dank 14/3 Paraden von Andreas Wolff kam Deutschland wieder auf und rettete beim 22:22 (11:12) einen Punkt.
Die Torhüter Andreas Wolff und Constantin Möstl drückten bereits den Anfangsminuten des Duells zwischen Deutschland und Österreich bei der Handball-EM ihren Stempel auf: Weder Boris Zivkovic auf der einen und Philipp Weber auf der auf der anderen Seite konnten den ersten Treffer der Partie setzen.
Weber begann, weil Alfred Gislason den nach zuletzt leicht erkrankten Juri Knorr zunächst auf der Bank schonte. Dort saß er neben Nils Lichtlein, der als zusätzliche Option in den Kader rückte, während Renars Uscins bei Deutschland heute außen vor blieb.
Vor den beiden Torhütern arbeiteten die jeweiligen Deckungsreihen hart, die Lanxess-Arena hatte in der intensiven und von zahlreichen Zweikämpfen geprägten Anfangsphase schnell die von Alfred Gislason gewünschte Betriebstemperatur - erst Recht als Wolff gegen Lukas Hutecek einen Siebenmeter entschärfte.
Beide Torhüter zeigten, warum sie an den ersten vier Spieltagen der Handball-EM die meisten Bälle pariert hatten: Andreas Wolff wie auch Constantin Möstl nahmen dem Gegner dabei auch glasklare Wurfchancen weg - und standen zwischenzeitlich bei den abgewehrten Würfen deutlich über der Fünfzig-Prozent-Marke.
Absetzen konnte sich in der aufgrund der Deckungs- und Torhüterleistungen torarmen Partie zunächst keine Mannschaft. Lukas Herburger konnte dann aber mit dem bereits vierten Gegenstoßtreffer der Österreicher auf 5:4 stellen und nach einem verpassten Gegenstoß des DHB-Teams warf Boris Zivkovic die Gäste mit zwei Tore in Front.
Alfred Gislason nahm seine Auszeit, Juri Knorr hatte er bereits zum Aufwärmen beordert und mit Christoph Steinert und Martin Hanne setzte er zwei personelle und auch taktische Impulse. Auch Knorr kam auf das Parkett, nahm sich gleich einen Wurf - und scheiterte wie seine Mitspieler zuvor an Constantin Möstl.
Mykola Bilyk erhöhte auf der Gegenseite auf 8:5 und erhöhte somit den Druck auf die DHB-Auswahl, die sich in der Offensive weiter schwer tat - und an Möstl verzweifelte. Die intensive Deckungsarbeit fordert dabei ihren Tribut in Form von Zeitstrafen: Zunächst gab es eine gegen Hanne, dann geriet Österreich sogar in doppelte Unterzahl - die Deutschland aber nicht nutzen konnte.
Am Spielstand änderte sich wenig, auf dem Statistikbogen sammelten unterdessen sowohl Andreas Wolff wie auch Constantin Möstl weitere Paraden. Es war auf beiden Seiten ein Spiel der vergebenen Möglichkeiten - und der Fehler. Österreichs Führung schmolz dabei langsam, über ein 11:9 ging es für die Gäste mit einem 12:11 in die Pause.
Österreich musste vor der Pause dabei eine Schrecksekunde verdauern: Constantin Möstl kam bei einem Versuch der deutschen Auswahl auf das verwaiste Tor nicht nur zu spät, er knallte bei der missglückten Rettung auch krachend gegen den Pfosten. Ralf Patrick Häusle vertrat ihn kurz vor der Pause - im zweiten Abschnitt war Möstl aber zurück.
Und Möstl blieb ein Faktor. Deutschland vergab nach Wiederbeginn die Chance auf den Ausgleich, dabei gelang es in dieser Phase einige guten Wurfchancen gegen die offensive 6:0-Deckung der Österreicher zu schaffen. Doch immer wieder war Constantin Möstl die Endstation. Im dritten Anlauf gelang dann aber Timo Kastening vier Minuten nach Wiederbeginn das 13:13.
Doch Österreich agierte mit Selbstvertrauen: Nach dem Auftaktsieg gegen Rumänien und den Unentschieden gegen Kroatien und Spanien, mit dem der Favorit nach Hause geschickt wurde, hatte ein Sieg gegen Ungarn vor zwei Tagen die Tür zum Halbfinale einen Spalt geöffnet und Österreich schien sie weiter aufstoßen zu wollen.
Mit Sebastian Frimmel hatte das ÖHB-Team nun nach drei Fehlversuchen gegen Wolff auch einen Siebenmeterschützen gefunden. Und während Alfred Gislason versuchte mit Rune Dahmke und für einige Angriffe auch mit Nils Lichtlein neue Impulse zu setzen, legte Österreich weiter vor - und zog in einer Überzahl beim 18:15 wieder auf drei Tore davon.
Zehn Minuten nach Wiederbeginn sah sich Alfred Gislason zur nächsten Auszeit gezwungen. Doch Constantin Möstl war weiter ein Faktor und Deutschland schien nun neben dem Faden auch die Geduld zu verlieren. Der Torhüter von Österreich entschärfte nun auch noch einen Siebenmeter - trotz eines ebenfalls glänzenden Andreas Wolff verlor das DHB-Team weiter an Boden.
Mit 16:21 lag Deutschland zurück, mit Blick auf die Ausgangslage in der Hauptrunde der Handball-EM schien das Halbfinale in weite Ferne zu rücken - eine Niederlage würde die Chancen deutlich sinken lassen, denn der Abstand auf Österreich würde vor den beiden letzten Spieltagen auf drei und der auf Frankreich auf vier Punkte anwachsen.
Deutschland stand mit dem Rücken zur Wand, fand über den Kampf aber zurück. In der Offensive tat sich die DHB-Auswahl weiter schwer, doch die Deckung konnte nun mehrfach Ballverluste der Österreicher provozieren. Die Halle war da, der Druck auf Österreich stieg - das Team von Ales Pajovic hatte erstmals in diesem Turnier etwas zu verlieren. Sechs Fehlwürfe, Pässe ins Seitenaus: Österreich verpasste die Vorentscheidung.
Deutschland verkürzte - mühsam und langsam, aber stetig. Als drei Treffer in Serie dann beim 21:22 für den Anschluss gesorgt hatten, tobte die Arena. Die spielerischen Mittel im Angriff fehlten weiter, doch der Wille hielt das DHB-Team im Spiel - und das Torgestänge, denn mehrfach hatte Österreich bei Aluminiumtreffern Wurfpech.
Es bot sich die Chance auf den Ausgleich, doch erst war wieder Constantin Möstl zur Stelle und dann verfehlte Johannes Golla mit dem Rücken zum Tor das Ziel. Die Zeit lief für Österreich, doch die Gäste verpassten den entscheidenden Treffer. Nach einer Auszeit von Alfred Gislason brachte Christoph Steinert mit dem 22:22 die Arena zur Explosion.
Doch Österreich war in Ballbesitz, hatte die Chance mit einem langen letzten Angriff so viel Zeit von der Uhr zu nehmen, dass Deutschland eine Antwort auf einen Treffer schwer fallen würde. Unter den Pfiffen der Arena landete dann aber erneut ein Pass im Seitenaus und nun hatte Deutschland die Chance auf das Siegtor. Doch dem Angriff fehlte die Dynamik,am Ende blieb nur ein direkter Freiwurf - als dieser das Tor verfehlte, was das 22:22 perfekt.
Deutschland: D. Späth, Wolff (14 Paraden, davon 3 Siebenmeter) - Knorr 6, Kastening 4/1, Golla 3, J. Köster 3, Mertens 2, Dahmke 1, Hanne 1, Häfner 1, Steinert 1, Fischer, Heymann, Kohlbacher, Lichtlein, Weber
Österreich: Häusle, Möstl (17 Paraden, davon 1 Siebenmeter) - Bilyk 5, Frimmel 3/2, Hutecek 3, Wagner 3, R. Weber 3/1, Zivkovic 3, Herburger 1, Mahr 1, Belos, Damböck, Kofler, Miskovez, Nigg, Schweighofer
Schiedsrichter: Mirza Kurtagic / Mattias Wetterwik (Schweden)
Zuschauer: 19.750 (ausverkauft)
Strafminuten: 6 / 6
chs