16.03.2024, 15:55
Hypothek nach schwacher erster Halbzeit zu groß
Deutschland verliert in der Olympia-Qualifikation am zweiten Spieltag gegen Kroatien. Nach dem 30:33 (10:16) steht das Team von Alfred Gislason am Sonntag gegen Österreich unter Siegzwang.
Im Vergleich zum Sieg gegen Algerien nahm Bundestrainer Alfred Gislason nur eine Änderung an der Startaufstellung vor: Rune Dahmke begann statt Lukas Mertens auf der linken Außenbahn. Julian Köster, Juri Knorr, Renars Uscins, Lukas Zerbe sowie Johannes Golla sowie Andreas Wolff zwischen den Pfosten komplettierten die Aufstellung.
Auch Dagur Sigurdsson veränderte seine Startformation leicht - und schicke Dominik Kuzmanovic anstelle von Matej Mandic zwischen die Pfosten. Mit Erfolg: Der bereits bei der Europamesterschaft zum Deutschland-Schreck avancierte Keeper kam gut in die Partie und verbuchte früh die ersten Paraden - so scheiterte unter anderem Zerbe von der Siebenmeterlinie (3.).
Vorne agierte Kroatien mit viel Dynamik und spielte einen guten Ball. Ivan Martinovic netzte zum 4:0 (6.) ein. Auch der Einsatz stimmte: Erst ließ sich Marin Jelinic von Zerbe im Gegenstoß nicht stoppen, dann warf sich Luka Cindric mit vollem Einsatz nach einem Abpraller und sicherte seiner Mannschaft im Zweikampf mit Dahmke den Ball.
Die deutsche Auswahl tat sich hingegen noch schwer, zu ihrem Spiel zu finden. Erst nach sechs Minuten gelang Juri Knorr der erste Treffer. Beim Stand von 5:1 für die Kroaten nahm Gislason daher eine frühe Auszeit (10.). Das Manko blieb jedoch die Offensive: Das DHB-Team kam in der Anfangsviertelstunde nur auf eine Trefferquote von 40 Prozent. Für Kroatien, das nach einem Treffer von Domagoj Duvnjak mit 9:4 (16.) in Front lag, notierten die Statistiker hingegen 75 Prozent.
Das deutsche Spiel blieb auch in den folgenden Minuten von Fehlern gespickt - auch, wenn eine Siebenmeterparade von Wolff (17.) und ein Gegenstoß von Dahmke (18.) kurzzeitig für Jubel sorgten. Die disziplinierten Kroaten blieb jedoch am Drücker: 11:5 in der 20. Spielminute. Ex-Bundestrainer Sigurdsson hatte seine Mannschaft hervorragend eingestellt und sein Team brannte, unterstützt von einem frenetischen Fanblock, sichtbar.
Gislason reagierte nun auch personell und brachte Marian Michalczik für Knorr sowie Defensivspezialist Christoph Steinert auch in der Offensive. Nach einer Zeitstrafe gegen Zvonimir Srna nutzte Dahmke den Platz und brachte seine Mannschaft auf 13:8 (24.) heran. Eine Hinausstellung von Julian Köster sorgte jedoch für Gleichzahl und Duvnjak hämmerte den Ball durch die Deckung ins Tor.
Die deutsche Mannschaft fand weiterhin nicht ins Spiel - und konnte selbst die Vorlagen der Kroaten nicht nutzen. Auf einen Pfostentreffer von Jelinic folgte ein deutscher Ballverlust, den der schön in Szene gesetzte Martinovic zum 15:9 (26.) verwertete. Es blieb eine Aneinanderreihung von Fehlern: Kastening scheiterte von der Siebenmeterlinie an Kuzmanovic (27.) und nach einem Fangfehler des eingewechselten Sebastian Heymann stahl Luka Klarica den Ball und traf zum 16:9 (30.) ins leere Tor.
Neben Heymann hatte Gislason auch Nils Lichtlein eingewechselt und Uscins zurückgebracht. Der junge Linkshänder verkürzte kurz vor der Sirene per Durchbruch wieder auf sechs Tore. Das 16:10 zur Halbzeit war dem Verlauf der ersten 30 Minuten durchaus angemessen und spiegelte unter anderem die höhere Fehlerquote wider.
Uscins eröffnete auch den zweiten Durchgang mit einem Treffer und holte einen Angriff später einen Siebenmeter heraus. Zerbe verwandelte den Strafwurf (16:12, 33.). Neben Uscins war auch Michalczik ein Aktivposten. Der für Knorr ins Spiel gekommene Regisseur hatte bereits eine Zeitstrafe herausgeholt und traf nun selbst.
Die deutsche Mannschaft bot ein völlig anderes Bild als vor der Pause: Angetrieben von Michalczik, der inzwischen mit Golla den Mittelblock stellte, und zwei Paraden von Wolff war das DHB-Team im Spiel angekommen und verkürzte den Rückstand. Heymann hatte sogar die Chance, Deutschland auf zwei Tore heranzubringen, doch Kuzmanovic nahm den Ball spektakulär weg. Im Gegenzug stellte Sipic auf 22:18 (42.).
Die Atmosphäre in der Halle heizte sich nun auf: Sigurdsson kassierte nach Beschwerden über die zweite Zeitstrafe innerhalb kurzer Zeit eine Verwarnung. In der vierminütigen Unterzahl schmolz der Vorsprung seines Team weiter zusammen, zumal sich im Vergleich zur ersten Halbzeit ungewohnte Fehler einschlichen. Kohlbacher verwandelte einen Steal zum 23:21 (44.) und Wolff parierte einen Siebenmeter gegen Martinovic (47.).
Die deutsche Lebensversicherung hieß jedoch in dieser Phase Renars Uscins. Der Linkshänder hatte ins Spiel gefunden, das 26:24 (51.) war sein siebter Treffer. Auf der anderen Seite übernahm Duvnjak die Verantwortung. Der Routinier tankte sich zum 29:25 (53.) an Heymann vorbei durch, blieb jedoch zusammengekrümmt am Boden liegen. Die Schiedsrichter griffen auf den Videobeweis zurück und entschieden auf rote Karte gegen Heymann.
Zusammen mit dem Rückstand war das zu viel. Fünf Minuten vor dem Ende lag Kroatien weiterhin mit vier Toren in Front und dem deutschen Team lief die Zeit davon. Die DHB-Auswahl kämpfte zwar bis zum Ende, doch am kroatischen Sieg änderte das nichts mehr.
Deutschland: Wolff (13/2 Paraden), Späth; Uscins 8, Kohlbacher 5, Zerbe 4/3, Heymann 3, Dahmke 3, Golla 2, Michalczik 1, Kastening 1, Knorr 1, Köster 1, Steinert 1, Lichtlein, Mertens, Semper
Kroatien: Kuzmanovic (9/1 Paraden), M. Mandic; Martinovic 8, Duvnjak 5, Sostaric 5, Jelinic 4, Sipic 3, Cindric 2, Klarica 2, Nacinovic 2, Srna 2, Glavas, Gojun, Vistorop, Karacic, Mihic
Schiedsrichter: Ignacio Garcia / Andreu Marin Lorente (ESP)
Zuschauer: 10099
Siebenmeter: 4/6 ; 0/2
Strafminuten: 8/8
Disqualifikation: Heymann (53., grobes Foul)
Julia Nikoleit