09.08.2024, 17:59
Jubel über sichere Medaille
Mit einem Sieg gegen Spanien hat Deutschland das Ticket ins Finale des Handball-Turniers von Olympia 2024 gelöst. Die Zuschauer in Lille sahen einen Abnutzungskampf, in dem Deutschland nach einem 10:6 zur Pause das 12:12 hinnehmen musste und im zweiten Abschnitt in Rückstand geriet. Dann avancierte Andreas Wolff einmal mehr zur Wand für Spanien - wie im EM-Finale 2016 trumpfte der Torhüter groß auf. Das DHB-Team jubelt über ein verdientes 25:24 und kann nach 1980 zum zweiten Mal in der Historie Gold holen. Spanien scheitert zum fünften Mal im Halbfinale.
Bundestrainer Alfred Gislason schickte gegen Spanien die inzwischen bewährte Anfangsformation auf das Feld. Andreas Wolff, Lukas Mertens, Sebastian Heymann, Johannes Golla, Julian Köster, Christoph Steinert und Renars Uscins verteidigten, für die Offensive kam Juri Knorr für Heymann.
Der Spielmacher war es auch, der das erste Tor der Partie erzielten konnte. Er überwand Gonzalo Perez de Vargas, der Spanien mit einer Weltklasse-Leistung den Einzug in die K.O.-Runde gerettet hatte.
Sein Gegenüber Wolff kam mit drei Paraden - darunter mit einer Glanztat gegen den freien Kreisläufer Javier Rodriguez gut ins Spiel. Nach dem 3:0 (6.) durch Köster zog Jordi Ribera bereits früh die erste Auszeit, verzichtete jedoch auf personelle Wechsel. Wolff wehrte auch den nächsten Wurf ab, doch auf der anderen Seite stand Perez de Vargas einem Versuch von Knorr im Weg. Spanien spielte schnell und kam über Kauldi Odriozola zum ersten Treffer.
Die Halle war in diesem Spiel in der Hand der deutschen Fans, die das 5:2 (8.) durch Golla feierten. Den deutschen Viertelfinalhelden Uscins hatten die "Roten" gut im Griff; Perez de Vargas fing seinen zweiten Versuch und schickte Odriozola, doch diesmal parierte Wolff den Gegenstoß. Perez de Vargas wiederum ging aus dem nächsten Duell mit dem freien Golla als Sieger hervor und die kam durch Abel Serdio zum Anschluss (6:5, 13.). Agustin legte den Ausgleich nach (6:6, 15.).
Nach einer Viertelstunde wechselte Gislason und brachte Kai Häfner für Uscins im rechten Rückraum, der sich mit dem 8:6 (16.) sofort in die Torschützenliste eintragen konnte. Nachdem Golla wieder auf drei Tore erhöht hatte, schallten "Deutschland, Deutschland"-Rufe durch das Stadion. Die erstaunlich hohe Fehlerquote der Spanier setzte sich währendessen fort; Heymann traf nach einem Ballgewinn per Gegenstoß zum 10:6 (19.).
Der bisherige Mann des Spiels war jedoch Keeper Wolff, der einen überragenden Tag erwischte hatte und in der 23. Minute einen Siebenmeter von Aleix Gomez abwehrte. Kurz darauf leuchtete ein 11:8 auf den Anzeigen, der Vorsprung der deutschen Mannschaft schien wieder solide zu sein.
Vorne lief sich das deutsche Team nun allerdings wiederholt fest. Spanien hatte den Zugriff gefunden und machte gerade das Zentrum dicht. Gislason reagierte und brachte als neuen Impuls Marko Grgic und Jannik Kohlbacher für den siebten Feldspieler. Das funktionierte nicht: Die Selección stahl den Ball und kam durch Imanol Garciandia zum Anschluss (11:10, 28.).
Kurz vor der Pause wurde es noch einmal hektisch: Golla erwischte Casado bei einer Abwehraktion im Gesicht, der Spanier blieb liegen und der deutsche Kapitän sah nach Videobeweis eine Zeitstrafe. Perez de Vargas parierte in Unterzahl gegen Mertens und die Iberer bauten ihren letzten Angriff ruhig auf. Mit einem Gewaltwurf sorgte Alex Dujshebaev nur Sekundenbruchteile vor der Sirene für den Ausgleich zum 12:12.
Nach Wiederanpfiff überstand Deutschland die verbleibenden Sekunden in Unterzahl ohne Gegentreffer - und Uscins brachte Deutschland wieder in Front (13:12, 32. und 15:13, 35.). Der Linkshänder war bereits im ersten Durchgang zurückgekommen; neu in der Partie war indes Luca Witzke: Der Rückraumspieler ging in die Aktion und bediente Steinert, der mit seinem dritten Treffer beim dritten Wurf das 16:14 (36.) erzielte.
Nun ging es Schlag auf Schlag: Wolff parierte mehrfach stark, doch auch Perez de Vargas brillierte, als er Mertens einen Gegenstoß abnahm. Spanien kam zum Anschluss (17:16, 39.) und Gislason brachte Rune Dahmke für den glücklosen Mertens auf der linken Außenbahn.
Das Problem aus deutscher Sicht: Das DHB-Team konnte sich einmal mehr eine Führung erarbeiten (19:16, 41.), behauptete diese jedoch nicht. Die Selección tat sich schwer gegen die kompakte Defensive um den Mittelblock Golla/Köster, setzte jedoch immer wieder Nadelstiche und blieb dran (20:19, 44.).
Nachdem Golla völlig frei an dem eingewechselten Rodrigo Corrales gescheitert war, hatte Spanien so die Chance zum Ausgleich, doch die deutsche Defensive stemmte sich dagegen. Im Angriff fehlte es der DHB-Auswahl aber in dieser Phase erneut an Durchlagskraft, Corrales parierte auch gegen Uscins und Garciandia nutzte die Vorlage seines Schlussmanns zum Ausgleich (20:20, 47.).
Zehn Minuten vor dem Ende erkämpfte sich Deutschland beim Stand von 22:22 einen Siebenmeter und Uscins trat an. Diesmal gelang es der deutschen Mannschaft nicht, die Führung nach einem spanischen Ausgleichstreffer sofort zurückzuerobern, denn der Linkshänder setzte den Ball über das Tor und die Iberer kamen im Gegenzug durch Gomez zur ersten Führung (22:23, 51.).
Nun bewahrte Deutschland die Nerven und glich umgehend wieder aus. Kapitän Golla, der zuvor immer wieder zugestellt worden war, traf. Auf der Gegenseite parierte Wolff gegen Gomez, doch Uscins unterlief einer seiner wenigen Fehler. Casado brachte die Selección wieder in Führung. Der Gegner hatte nun viele gute Aktionen. Alfred Gislason buzzerte zur Auszeit.
Nach einer Parade des zurückgekehrten Perez de Vargas gegen Uscins hätten die Iberer durch Alex Dujshebaev auf zwei Tore stellen können, doch dessen Wurf wurfe geblockt und Wolff vereitelte in den folgenden Minuten zwei Großchancen gegen Rodriguez. So konnte Mertens ausgleichen (24:24, 56.). Es war nun ein Krimi, in dem Wolff eine weitere überragende Parade gegen Serdio zeigte (57.) und seine Mannschaft im Spiel hielt.
Jede Aktion konnte nun entscheidend sein. Knorr tanzte sich durch (25:24, 58.) und im Gegenzug rannte Spanien gegen die aufopferungsvoll verteidigende Formation an. 1:58 Minuten vor dem Ende nahm Ribera seine letzte Auszeit. Dujshebaev wuselte sich durch, doch erneut stand Wolff im Weg. Gislason drückte nun ebenfalls den Buzzer.
Seine Mannschaft nahm fast eine Minute von der Uhr und hatte Glück, dass der Wurf von Heymann geblockt im Aus landete. Knorr nahm sich den Wurf zum möglichen 26:24, aber Perez de Vargas parierte - dessen zehnte Parade. Es waren noch 27 Sekunden zu spielen. Die Spanier brachte den Ball nach vorne, sie bekamen aber keinee zwingende Wurfgelegenheit mehr. Den letzten Versuch wehrte Wolff ab - sein 22. Reflex (49%) - und hielt damit den Finaleinzug der Deutschen fest.
Deutschland: Wolff (22 Paraden), Späth; Uscins 6, Knorr 4, Golla 4, Köster 3, Steinert 3, Heymann 2, Witzke 1, Häfner 1, Mertens 1, Dahmke, Grgic, Kohlbacher
Spanien: Perez de Vargas (10 Paraden, Corrales (2 P.); Fernandez 5, Casado 3, Tarrafeta 4, Gomez 3, Garciandia 2, Serdio 2, Odriozola 2, A. Dujshebaev 1, Rodriguez 1, Maqueda, Sanchez-Migallon, D. Dujshebaev
Schiedsrichter: Nachevski / Nikolov (MKD)
Strafminuten: 2/2
Siebenmeter: 0/1; 0/1
mehr zum Handball bei Olympia auf handball-world:
» Erste Worte: Was Alfred Gislason zum Einzug ins Olympia-Finale sagt
» Christoph Steinert: "Ab jetzt können wir nicht mehr verlieren"
» "Ein Teufelskerl": Andreas Wolff überragt im Olympia-Halbfinale
» Kai Häfner: "Man genießt jeden Moment"
» Tore, Würfe, Einsatzzeit: Zahlen von Deutschlands Handballern bei Olympia
» alle Olympia-Medaillengewinner im Handball für Deutschland
jun