11.08.2024, 14:54
Weltmeister dominiert das Spiel über 50 Minuten
Weltmeister Dänemark krönt sich mit einer Gala-Vorstellung im Stade Pierre Mauroy zum Olympiasieger im Handball: Die Entscheidung in einem einseitigen Finale gegen Deutschland fiel bereits im ersten Durchgang, das DHB-Team fand auch nach der Pause nicht wirklich ins Spiel und kassierte am Ende ein deutliches 26:39 (12:21).
Deutschland begann mit der Startaufstellung aus dem erfolgreichen Halbfinale. Im Tor stand Andreas Wolff, im Feld begannen Lukas Mertens, Julian Köster, Juri Knorr, Renars Uscins, Christoph Steinert und Johannes Golla; in der Defensive kam Sebastian Heymann für Knorr. Bei Dänemark erhielt Niklas Landin erneut den Vorzug vor Emil Nielsen; vor ihm agierten Magnus Landin, Simon Pytlick, Rasmus Lauge, Mathias Gidsel, Niclas Kirkelökke und Lukas Joergensen.
Weltmeister Dänemark konnte vorlegen und ging nach einem Ballgewinn durch einen Gegenstoß von Pytlick mit 3:1 (3.) in Führung. Der freigespielte Kirkelökke ließ das 5:3 (6.) folgen. Deutschland konnte jedoch dagegen halten und hielt den Anschluss. Golla holte einen Siebenmeter heraus, den Marko Grgic sicher verwandelte.
Die größere Sicherheit strahlte jedoch der Weltmeister aus. Die Mannschaft um Regisseur Lauge spielte ihre Angriffe konzentriert und bis zur Chance aus, während Deutschland zwei Bälle durch unsaubere Pässe verlor. So hatte Gidsel die Chance, den Vorsprung erstmals auf drei Tore zu erhöhen, doch Wolff nahm ihm den Ball mit der ersten Parade ab.
Stattdessen kam Deutschland zum Ausgleich: Uscins zog zur Mitte, die Pytlick zumachen wollte und den Linkshänder dabei unsanft zu Boden beförderte. Uscins schlug hart auf, konnte den Ball jedoch noch zu Mertens weiterleiten, der den Anschluss zum 5:6 (8.) herstellte. Die Schiedsrichter gaben zudem eine Zeitstrafe gegen Pytlick.
Kurz darauf kassierte auch Deutschland die erste Hinausstellung, weil Mertens aus dem freien Wurf heraus den Kopf von Landin traf. Für den ersten Angriff mit einem Mann weniger brachte Jacobsen Topstar Mikkel Hansen, der mit lautem Applaus von den Tribünen begrüßt wurde. Dänemark spielte den Ball gut durch und erhöhte seine Führung durch Magnus Landin auf 8:5 (11.).
Das Spiel über die Außen funktionierte bei Dänemark gut, während Deutschland vorne die Bälle verlor. Nach einem Querpass ins Seitenaus war erneut Magnus Landin erfolgreich, nach einem ungenauen Pass an den Kreis stellte Kirkelökke erstmals auf fünf Tore (10:5, 13.). Gislason reagierte mit einer Auszeit, brachte Routinier Kai Häfner für den rechten Rückraum und Heymann statt Köster im linken Rückraum.
Auch dieser Ball ging jedoch durch einen Fehlpass von Knorr ins Seitenaus verloren und Pytlick nutzte eine Sperre von Kreisläufer Magnus Saugstrup zum 11:5 (14.). Gislason gönnte seinem Spielmacher eine Pause und wechselte Luca Witzke ein, der mit dem 12:6 (16.) die achtminütige torlose Phase beendete und zumindest ein offensives Lebenszeichen setzen konnte.
Der Weltmeister dominierte die Partie in dieser Phase jedoch sowohl offensiv wie auch defensiv. Die Abwehr um den Mittelblock Saugstrup/Joergensen ließ den deutschen Angriff verzweifeln und nach vorne lief der Ball. Per Gegenstoß erhöhte Gidsel auf 14:6 (18.). Nach diesem Treffer kam David Späth für den heute glücklosen Wolff in die Partie. Dänemark traf jedoch weiter nach Belieben: Beim 19:9 (23.) durch Joergensen betrug der Vorsprung der Dänen erstmals zehn Tore.
Gislason stellte die Abwehr auf eine 3:2:1-Formation um und brachte Wolff zurück, doch der Effekt blieb aus. Dänemark spielte auch die offensivere Formation eiskalt auseinander und nach dem 21:10 (26.) nahm Gislason seine zweite Auszeit. Und während Deutschland dem Rückstand hinterherrannte, sangen die französischen Zuschauer auf den Tribünen inbrünstig die Marseillaise. In die Pause ging es mit einem 21:12 für den Weltmeister - es war die höchste Halbzeitdifferenz in einem olympischen Finale. Der vorherige "Rekord" war ein Sieben-Tore-Unterschied 1972 (12:5).
Nach Wiederanpfiff knüpfte Dänemark nahtlos an den ersten Durchgang an und erhöhte seine Führung auf 27:15 (36.). Alfred Gislason nahm seine letzte Auszeit und stellte personell noch einmal um. Der Effekt gegen die absolut kontrollierten Dänen war jedoch nicht groß. Das Team von Jacobsen ließ nicht nach, hatte einen gut aufgelegten Landin im Tor und zeigte trotz des Polsters vollen Einsatz. Gidsel schmiss sich ohne Rücksicht auf Verluste nach einem Abpraller, krachte dabei in die Bande und musste ausgewechselt werden.
Das deutsche Team kämpfte, aber es war einfach nicht sein Tag. Grgic scheiterte per Siebenmeter am extra eingewechselten Emil Nielsen, der auch den folgenden Wurf noch parierte und vorne traf Lauge im Gegenzug zum 30:18 (43.). Und der Weltmeister machte einfach weiter, mit einer brutalen Leichtigkeit, gnadenlos und eiskalt, während sich bei den Deutschen die technischen Fehler weiter häuften. Magnus Landin erhöhte in der 49. Spielminute auf 35:20.
Jacobsen gewährte nun auch Hansen in seinem letzten Spiel noch Einsatzzeit, zudem kann Hans Lindberg auf Rechtsaußen. Auch Landin räumte sein Tor noch für Nielsen, auf der Auswechselbank lagen sich die Spieler schon sechs Minuten vor dem Ende das erste Mal in den Armen und selbst Jacobsen klatschte schon ab. Das 40. Tor fiel am Ende nicht mehr, doch das war den feiernden Dänen egal. Das 39:26 war das Ergebnis eines beeindruckenden Auftritts.
Deutschland: Wolff (5 Paraden), Späth (3 P.); Knorr 6, Kohlbacher 4, Uscins 4, Grgic 3, Witzke 2, Köster 2, Mertens 2, Steinert 2, Golla 1, Heymann, Häfner, Dahmke
Dänemark: Landin (10 Paraden), Nielsen (3 P.): Gidsel 11, M. Landin 7, Pytlick 6, Lauge 5, Kirkelökke 3, Jörgensen 3, Hansen 2, Jakobsen 1, Lindberg, Möllgard, Arnoldsen
Schiedsrichter: Lah / Sok (SLO)
Strafminuten: 2/2
Siebenmeter: 2/3; 2/2
jun