27.01.2021, 20:01
Flensburgs Svan entscheidet Viertelfinal-Krimi
Ägypten ist bei der Handball-Weltmeisterschaft haarscharf an einer Sensation vorbeigeschrammt: Der Gastgeber verlor sein Viertelfinale dramatisch gegen Titelverteidiger Dänemark - im Siebenmeterwerfen.
Nach dem Siebenmeter-Thriller stand ein 39:38 (35:35, 34:34, 28:28, 16:13) für überglückliche Dänen. Der Titelverteidiger, der im 17. WM-Spiel in Folge ohne Niederlage blieb, trifft im Halbfinale am Freitag auf Europameister Spanien, das in der Hauptrunde der deutschen Mannschaft eine empfindliche Niederlage beigebracht hatte. Für das Überraschungsteam Ägypten bleibt der zweite Halbfinaleinzug nach 2001 (damals WM-Vierter) ein Traum.
Aber der Reihe nach: Vom Start weg lieferte Ägypten dem Titelverteidiger einen riesigen Kampf, führte nach einer Viertelstunde sogar mit zwei Toren. Allerdings zog Dänemark bis zur Pause die Zügel an und nahm eine Drei-Tore-Führung mit in die Kabine (16:13). Nach dem Seitenwechsel kämpfte sich der Gastgeber leidenschaftlich zurück, die Athletik der Ägypter bereitete den Dänen ordentlich Kopfzerbrechen. Coach Nikolaj Jacobsen setzte konsequent auf den siebten Feldspieler, hatte damit auch häufig Erfolg.
In der letzten Spielminute stand Dänemark allerdings dicht vor dem Aus - Ägypten übernahm beim Stand von 28:28 mit noch 22 Sekunden auf der Uhr den Ball. Dann aber leistete sich Kreisläufer Mohamed Mamdouh einen folgenschweren Wechselfehler, durch den er eine Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt bekam, und Dänemark zusätzlich unverhofft den Ball. Jacobsen ließ sich etwas einfallen, doch der Diagonalball von Superstar Mikkel Hansen wurde einfach abgefangen.
In den zehn Minuten der ersten Verlängerung behielt Dänemark um Top-Talent Mathias Gisdel, Hansen und Keeper Niklas Landin die Ruhe. Bei einem Tor Vorsprung und nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr konnte es Dänemark runterspielen. Hansens Diagonalball in Richtung Flensburgs Lasse Svan geriet wohl absichtlich zu hoch - die Zeit war um. Allerdings bekamen die kroatischen Unparteiischen ein Signal, wollten sich per Videobeweis Rat holen. Sie entschieden angesichts des Sekundenbruchteile vorher abgepfiffenen Zeitspiels auf Rote Karte für Hansen und Siebenmeter für Ägypten. Der Gastgeber verwandelte und ging deshalb in die zweite Verlängerung.
In dieser sprach alles für die Ägypter, die auch die Führung übernahmen und behaupteten. Doch das Schicksal wollte es so, dass diese Partie ins Siebenmeterwerfen gehen sollte. Sekunden vor Schluss blockte Ibrahim Elmasry einen Freiwurf deutlich vor der Sechs-Meter-Linie - wieder zogen die Unparteiischen den Videobeweis heran. Es gab Rot für Elmasry und den nächsten Siebenmeter. Kiels Linksaußen Magnus Landin hatte vom Strich etwas Glück, erzwang mithilfe des linken Innenpfostens aber das Siebenmeterwerfen.
In diesem wuchs Kiels Schlussmann Niklas Landin, Welthandballer des Jahres 2019, über sich hinaus. Er parierte unter anderem den letzten Siebenmeter der Ägypter von Ali Zein, später zum "Man of the Match" gewählt, und bescherte Dänemark die große Siegchance. Flensburgs 37-jähriger Rechtsaußen Svan behielt die Nerven und besorgte den 39:38-Endstand.
Während es bei den Dänen kein Halten mehr gab, kullerten bei Gastgeber Ägypten ganz bittere Tränen. Bereits jetzt träumt der Titelverteidiger wohl auch vom Endspiel am Sonntag.
msc