15.12.2024, 19:28
Vize-Europameister verliert den Kopf
Es war die Wiederauflage des EM-Endspiels von 2022, Dänemark gegen Norwegen. Die Däninnen hatten ihr letztes EM-Gold im Jahr 2002 errungen und sannen auf Revanche - auch diesmal vergeblich. Der Rekord-Europameister setzt zum Abschied des Trainers mit dem 31:23 (13:12) ein Statement und erringt sein 10. EM-Gold mit Bravour.
Aus Wien berichtet Felix Buß
Norwegen begann mit einer recht offensiven Deckung und versuchte die Gegenspielerinnen schon bei neun Metern zu stellen. Mit dieser Marschroute blieb der Titelverteidiger in den ersten vier Minuten ohne Gegentreffer. Das Team des scheidenden Nationaltrainers Thorir Hergeirsson traf jedoch auch nicht, Anna Kristensen kassierte nach sechs Minuten den Siebenmeter von Stine Skogrand.
Anna Kristensen blieb lange bei 100 Prozent Paraden-Quote. Erst nach 7 Minuten und 49 Sekunden wurde sie von Camilla Herrem überwunden, die 38-Jährige erzielte den 1:2-Anschlusstreffer. Weitere zwei Minuten später hatte Henny Reistad den 3:3-Ausgleich vor Augen, aber sie scheiterte an Kristensen. Auf der Gegenseite netzte Dänemarks Fighterin Anne Mette Hansen ein und sicherte die Führung ab.
Mit einer soliden Abwehr und dem schnörkellosen Angriff, mit Spielmacherin Mie Höjlund, stellte Dänemark Norwegen vor einige Probleme. Dem amtierenden Olympiasieger und Europameister half es aber zunehmend, dass auch Kristensen-Antipodin Silje Solberg-Östhassel einen guten Tag erwischt hatte. Deren fünfte Parade nutzte Kari Brattset Dale zum 5:5-Ausgleich (16.). Jesper Jensen buzzerte.
Höjlund und die im Halbfinale geschonte Ema Halilcevic brachten Dänemark wieder in Führung, doch Norwegen hatte in dem Fight, bei dem keine Schmerzen gescheut und der Ball mit Wucht getrieben wurden, jetzt Antworten. Die Führung wechselte erstmals, kurz nachdem Solberg-Östhassel mit ihrer siebten Parade mit Kristensen gleichgezogen und Maren Aardahl das 8:9 (21.) erzielt hatte.
Beide Trainer teilten die Belastung auf, die Wechsel schienen dabei ab der 20. Minute eher Norwegen zu helfen. Es war die Phase, in der Solberg-Östhassel mit bisher zehn Paraden endgültig in die Köpfe der Däninnen kam, doch ihre Mitspielerinnen machten wenig daraus. Thale Rushfeldt Deila vergab das 12:11 und Norwegen musste wieder schuften, bevor Emilie Hovden beim 11:12 (28.) ihren ersten Treffer setzte.
Beim Stand von 12:13 wurden die Seiten gewechselt, Norwegen lag vorne und hatte Anwurf. Nach fast einer Spielminute brachte brachte Stine Skogrand das Spielgerät unter. Emilie Hovdens Doppelschlag bedeutete dann schon das 12:16 (35.). Norwegen strebte nun mit Solberg-Östhassels elfter Parade und einem Steal von Emma Friis, den Herrem nutzte, beharrlich und scheinbar unaufhaltsam nach Gold.
Eine Auszeit brachte Dänemark in dieser Phase wenig. Das Timing im Angriff und die Entscheidungen passten immer zu dem, was Norwegen gerade erwartete. Dadurch und wegen des Erfolgsdrucks, den der mangelhafte Angriff in der Abwehr entfachte, war die Sieben von Jesper Jensen nach 40 Spielminuten nicht mehr im Spiel. Beim Stand von 14:20 konnte die Zeit aber noch für eine Wendung reichen.
Dazu kam es nicht mehr. Die dritte Zeitstrafe für Rikke Iversen war ein weiterer harter Schlag ins dänische Kontor. Norwegen machte weiter Druck. Henny Reistad krönte sich mit dem Treffer zum 18:25 (47.), ihrem sechsten, zur zweitbesten Torschützin dieses Turniers. Und als Stine Skogrand den siebten dänischen Turnover im zweiten Spielabschnitt aus 30 Metern zum 19:27 (50.), war die nächste Auszeit gekommen.
Dänemark hatte zu Beginn des zweiten Spielabschnitts den Kopf verloren und kämpfte jetzt auf verlorenem Posten. Dass Haugsted gegen das Standbein Solberg-Östhassels warf und ein Anspiel auf Außen sein Ziel deutlich verfehlte, das waren symbolische Szenen dafür, warum Norwegen der Titel nicht mehr zu nehmen war. Beim Stand von 31:23 ertönte die Sirene. Thorir Hergeirsson tritt mit Gold ab.
Dänemark: Toft, Kristensen (9 Paraden); Hansen 5, Höjlund 5, Elver 3, Aagot 3, Möller 3, Kamp 1, Friis 1, R. Iversen 1, Halilcevic 1, Kindberg, Haugsted, Tranborg, K. Jörgensen, Östergaard
Norwegen: Lunde, Solberg-Östhassel (12 Paraden); Reistad 8, Hovden 6, Brattset Dale 4, Herrem 4, T. Rushfeldt Deila 3, Skogrand 2, Solberg-Isaksen 2, Aardahl 1, Bakkerud 1, Obaidli, L. Rushfeldt Deila, Breistöl, Rösberg Jacobsen, Högseth
Zuschauer: 8775 (Stadthalle, Wien(AUT)
Schiedsrichterinnen: Antic / Jakovljevic (SRB)
EHF-Delegierte: Manchado Lopez (ESP) / Ehrmann-Wolf (GER)
Siebenmeter: 3/3 ; 4/5
Strafminuten: 10/4
Disqualifikation: R. Iversen (44., 3. Zeitstrafe)
Hinweis: Dieser Artikel wurde von der IG Handball gefördert, die als eines ihrer Satzungsziele die Förderung der Berichterstattung über den Handball hat und unter anderem auch hinter dem Forum handballecke.de steht. Der Artikel kann - unter Nennung der Autoren und Quelle sowie einem Verweis auf ighandball.de kostenfrei genutzt werden.
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