handball-world

    Weltmeisterschaft

    19.01.2025, 22:05

    Afrikameister erringt Gruppensieg in Zagreb

    Siebter Feldspieler hilft Kroatien gegen Ägypten nicht mehr

    Zwischen Ägypten und Kroatien war es in Zagreb ein ungleiches Duell um den ersten Platz in der Gruppe H. Nach dem 28:24 (14:11) geht der Afrikameister als Gruppenerster in die ebenfalls in Zagreb stattfindende Hauptrunde, während der Co-Ausrichter offenbar dem WM-Aus zweier Superstars Tribut zollen muss.

    Croatia, Zagreb, 190125. Arena Zagreb. IHF World Handball Championship 2025 - Croatia Denmark Norway. The match of the 3rd round of group H, Egypt - Croatia. In the photo: Zvonimir Srna, Ibrahim Elmasry. Photo: Damir Krajac CROPIX Zagreb Croatia Copyright: xxDamirxKrajacx 0796000855st
    Elmasry und Ägypten stellten sich Srna und Kroatien in den Weg IMAGO/HANZA MEDIA

    Nach Kapitän Domagoj Duvnjak - es war dessen letztes Turnier im Nationaldress - hat sich bei Kroatien zuletzt auch Luka Cindric verletzt abgemeldet. Er hätte die Kapitänsbinde vom Rekordnationalspieler übernehmen sollen. Dagur Sigurdsson nominierte Igor Karacic nach. Der 36-jährige Rückraumspieler, der bei KS Kielce unter Vertrag ist, führte die Kroaten dann am Sonntagabend gegen Ägypten aufs Spielfeld.

    Ivano Pavlovic, Zvonimir Srna und Ivan Martinovic trafen zunächst im Rückraum einige schlechte Entscheidungen und auch die Abwehr wirkte bei den schnörkellos vorgetragenen Angriffen der Ägypter anfangs nicht sattelfest, das 2:6 die Folge. Die kroatischen Fans trieben ihr Team an und feierten das 4:6 von Marin Sipic nach etwas mehr als sechs Minuten frenetisch. Ägypten ließ sich aber nicht beirren.

    Nach der Auswechslung des 21-jährigen Spielmachers Pavlovic zugunsten von Kapitän Karacic kam ein wenig Ruhe in der Spielsteuerung der Europäer. Die Nordafrikaner konnten ihren Vorsprung mit dem Konter von Sanad zum 8:5 (14.) zunächst verteidigen, doch als die kroatische Abwehr einige gute Momente hatte, brachte dies die Offensive Ägyptens kurzzeitig ins Stocken.

    Ägypten überzeugt

    Beim 8:7 (18.) gelang Kuzmanovic dann wieder der Anschlusstreffer - "endlich" werden sich die Fans der Kroaten gedacht haben, denn zuvor war dieser mangels Genauigkeit mehrmals ausgeblieben. Doch es war zunächst ein Strohfeuer - und nachdem Ägypten auf 11:8 erhöht hatte, rief Dagur Sigurdsson seine Schützlinge an die Seitenlinie, um Korrekturen am Stellungsspiel vorzunehmen.

    Der kroatische Angriff funktionierte bisher vor allem über die rechte Seite mit Martinovic und Glavas, die anderen Spieler waren von der ägyptischen Defensive quasi abgemeldet. Zwei Überzahlsituationen verhalfen dem Co-Ausrichter der WM auch nicht zu mehr Souveränität im Spiel. So erarbeitete sich Ägypten trotz mehrerer Fehlwürfe vor der Pause den 14:11-Halbzeitstand.

    Dagur Sigurdsson war es in der kurzen Zeit anscheinend nicht gelungen, das Entscheidungsgefüge in seinem Team nach dem WM-Aus der beiden Star-Spielmacher Duvnjak und Cindric neu zu justieren. Es strebten zwar alle nach dem Gruppensieg, sie zogen aber in der ersten Spielhälfte zu selten am selben Strang. Davon zeugte vor allem die geringe Trefferzahl.

    Nach dem Wiederanpfiff war dann zu merken, dass die Kroaten sich in der Kabine zusammengerauft hatten. Es gab weniger Lücken im Deckungsverbund und im Aufbauspiel herrschte mehr Ruhe und mehr Tiefe. Noch klappte nicht alles - wie ein nach einem Steal vertändelter Ball - doch auch, dass Sigurdsson nach Sostarics 14:16 die Fäuste reckte, verdeutlichte, dass sich etwas verändert zu haben schien.

    Kroatien sucht das Spiel

    Am Spielstand war die Veränderung indes kaum abzulesen, weil Ägypten weiterhin stark aufspielte, wie bei Adels Kreistreffer zum 18:15 - wohl aber an der beschleunigten Torfolge, da Kroatien nun aus der Abwehr stringent nach vorne spielte und das Spiel schnell machte. Sostaric besorgte im Gegenstoß das 18:17 (39.). Ägypten stellte aber ebenso rasant den alten Drei-Tore-Abstand wieder her.

    Nach einer Dreiviertelstunde war der Unterschied also der alte - und die Aufholjagd der Kroaten schien zu verebben, da der Afrikameister weiterhin gute Antworten parat hatte - wie Sanad beim 22:18 (47.) oder Elderaa beim 23:18 (49.). Mehrmals trat auch Mohamed Aly mit starken Reflexen in Erscheinung, ehe Dagur Sigurdsson frühzeitig die zweite Auszeit der Kroaten erwirkte und den siebten Feldspieler brachte.

    Mit Überzahlangriffen wollte der Isländer den Bock umstoßen - aber vergeblich. Dass der Ball dann hinten zum 24:19 durchrutschte und Kroatien gleich wieder den Ball verlor, sorgte bei den heimischen Fans wieder für Tristesse. Diese vertiefte sich zum Ende der Spielzeit, da Yahia Omar den Vorsprung auf 27:21 (56.) erhöhte. So war der Gruppensieg des Afrikameister vor dem 28:24-Endstand unter Dach und Fach.

    Die Nordafrikaner gewinnen ihre Gruppe damit nach der WM 2023 in Schweden (Jönköping) und Polen erneut vor Kroatien. Damals hatte ein 31:22 bereits am ersten Spieltag die Entscheidung gebracht. Diesmal vermied Kroatien immerhin eine Niederlage in ähnlicher Höhe. Der Auftritt gegen Ägypten macht dennoch wenig Hoffnung auf das Viertelfinale, da nun unter anderem Frankreich nach Zagreb kommt.

    Ägypten - Kroatien 28:24 (14:11)

    Ägypten: Hendawy, Aly (14 Paraden); Omar 6, Hany, Abdou, Hesham 4, Khairi 1, Elmasry, Elderaa 5/1, Yousri, Ramadan, Abdelwhaed, Nafea 3, Adel 4, Zein 3, Sanad 2/1

    Kroatien: Kuzmanovic (10 Paraden, 1 Tor), Pesic (3/1 Paraden); Sostaric 2, Klarica, Srna 1, Pavlovic 1, Karacic, Mamic 1, Lucin, Martinovic 6, Susnja, Sipic 3, Glavas 5/3, Jelinic 3, Nacinovic 1

    Schiedsrichter: Vaclav Horacek (CZE) / Jirí Novotny (CZE)
    Strafminuten: 14/4