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18.04.2020 13:49 Uhr - 2. Bundesliga - Thomas Levknecht, ThSV

Was macht eigentlich ... Ex-Eisenacher Christoph Jauernik über die Arbeit in den Niederlanden

Christoph JauernikChristoph Jauernik
Quelle: sportfotoseisenach, ThSV
Nahezu sechzehn Jahre trug Christoph Jauernik das Trikot des ThSV Eisenach, beginnend als C-Jugendlicher bis zum Zweitbundesligaspieler, Trainer im Nachwuchsbereich und Coach der Zweitbundesliga-Männer. Im Dezember 2017, nach nur sechs Pluspunkten, trennte sich der ThSV Eisenach von Christoph Jauernik. Zum Ende der Saison 2017/2018 stiegen die Wartburgstädter in ihrer langjährigen Geschichte erstmals in die 3. Liga ab, schafften aber postwendend souverän die Rückkehr ins Handballunterhaus, rangieren hier aktuell als Aufsteiger auf dem 11. Platz. Für jauernik ging es unterdessen an die niederländische Grenze, er hat die Limburg Lions übernommen und mit diesen die Saison in der abgebrochenen Benelux-Liga auf dem zweiten Platz abgeschlossen. Thomas Levknecht sprach mit dem Ex-Coach des ThSV Eisenach.

Sie kamen im C-Jugend-Alter von der SG Schnellmannshausen zum ThSV Eisenach, für den Sie - mit einer Unterbrechung von 2003 bis 2007 - zunächst als Spieler und ab 2010 im Trainerstab wirkten. Eine Schulterverletzung zwang Sie mit 26 Jahren zum frühzeitigen Ende der eigenen Spieler-Laufbahn. Was ist Ihnen aus dieser Zeit haften geblieben?

Christoph Jauernik:
Wenn man die Zeit zusammen rechnet, dann war ich wohl insgesamt sechzehn Jahre für den ThSV Eisenach als Spieler und Trainer aktiv. Da bleiben natürlich viele Erinnerungen haften. Vor allem sind es natürlich sechzehn Jahre Erfahrung im Leistungssport.

Wenn ich daneben meinen Freundeskreis betrachte, dann kann ich feststellen, dass auch hier ein großer Teil mit dieser Zeit verbunden ist. Darüber hinaus bleibt natürlich ein großes Netzwerk von Personen, die in vielfältiger Weise mit dem Handball in Kontakt sind.

Als "ehrgeiziger junger Mann mit viel Stallgeruch" übernahmen Sie im Sommer 2016 als verantwortlicher Coach das Eisenacher Zweitbundesligateam, mit dem Sie die Saison auf Platz 7 abschlossen. Im Dezember 2017, Ihre Mannschaft hatte lediglich 6 Pluszähler auf dem Konto, folgte für Sie das vorzeitige Aus. Mit über drei Jahren Abstand betrachtet, wie sehen Sie die damalige Situation?

Christoph Jauernik:
Leider muss ich rückblickend sagen, dass sowohl über mein eigenes Tätigkeitsfeld als auch über das von Mitstreitern viele Unwahrheiten etabliert worden sind. Nun könnte man versucht sein, kleinteilige Richtigstellungen vorzunehmen. Auch wenn andere diese Möglichkeit sicher nutzen würden, ist meine Haltung hier ganz geradlinig.

Als Freund der Logik möchte ich nur kurz anfügen, dass ich weiß, wie sich Dinge abgespielt haben und was dabei Ursachen und Wirkungen sind. Nicht umgekehrt. Wer sich intensiver mit dem Eisenacher Handball beschäftigt, wird mir sicher leicht folgen können und wissen, dass es hierbei ausdrücklich nicht um die gute und enge Zusammenarbeit mit Karsten Wöhler geht.

Sie brachen Ihre Zelte in Eisenach ab. Auch beruflich, Sie gaben ihre Stelle als Lehrer für Sport und Mathematik am Martin-Luther-Gymnasium auf. Als Vollzeit-Trainer übernahmen Sie den niederländischen Erstligisten Limburg Lions, bezogen mit Ihrer Familie Quartier an der deutsch-holländischen grenze. Was reizte Sie an dieser Aufgabe?

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Christoph Jauernik:
Zum einen war ich auf der Suche nach einer weiteren Aufgabe mit einem professionellen Umfeld und mit guten Trainingsbedingungen. Darüber hinaus reizte mich der Gedanke einer Auslandserfahrung.

Aus meiner Tätigkeit in Eisenach war mir klar, dass es auf Dauer nicht gut ist, einen Kompromiss im Sinne einer Doppelbelastung als Lehrer und Trainer im Spitzenbereich einzugehen. All dies finde ich bei meinem aktuellen Engagement. Darüber hinaus bietet sich bei einer sehr guten Platzierung innerhalb der nationalen Meisterschaft die Möglichkeit einer Teilnahme am EHF-Cup.

Über den Handball in den Niederlanden ist hier wenig bekannt, erteilen Sie bitte etwas Nachhilfe-Unterricht?

Christoph Jauernik:
Der niederländische Handball ist doch überaus interessant. Aktuell sind die Frauen Weltmeister. Die Männer haben den ersehnten Schritt zur Europameisterschaft 2020 realisiert. Der weibliche Bereich ist vor allem bekannt für seine exzellente Ausbildungsarbeit. Alle Nationalspielerinnen spielen im Ausland in europäischen Topligen. Und auch bei den Männer sind aktuelle Nationalspieler in der ersten Liga in Deutschland, Dänemark, Polen und Frankreich unter Vertrag oder spielen wie die Limburg Lions in der BeNe-League.

Skizzieren Sie uns bitte Ihre Mannschaft sowie den Trainings- und Wettkampfbetrieb?

Christoph Jauernik:
Unsere Spieler sind ausschließlich Halbprofis. Alle gehen neben dem Handball einer beruflichen Tätigkeit, einem Studium oder einer schulischen Ausbildung nach. Trotzdem ist es ihnen in Abstimmung mit Arbeitgebern und Schulen in der Regel möglich, zweimal pro Woche am Vormittag zu trainieren.

Im Minimum trainieren wir weiter vier Einheiten handballspezifisch. Unsere regulären Spiele absolvieren wir in der BeNe-League. Eine internationale Liga, in der die besten sechs Teams aus den Niederlanden und die sechs besten Teams aus Belgien gegeneinander spielen. Dazu kommt der nationale Pokal in den Niederlanden und nach Abschluss der BeNe-League Saison die nationale Meisterschaft, in welcher die besten vier niederländischen Teams der BeNe-League Saison um den Titel kämpfen.

Wie sah es sportlich bis zur Corona-Pause aus? Welche Ambitionen hatte Ihr Team? Wie sieht die nahe Zukunft für den niederländischen Handball allgemein und Ihre Mannschaft im speziellen aus?

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Christoph Jauernik:
In der BeNe-League hatten wir über die externen Erwartungen hinaus nach der regulären Spielsaison den 2. Platz inne. In einem Final4 sollte der Meister bestimmt werden. Weil dies nicht durchgeführt werden konnte, gilt nun die Tabelle nach der regulären Spielzeit als Endtabelle. Demnach sind wir in dieser BeNe-League Meisterschaft Zweiter. Champion ist erneut Achilles Bocholt aus Belgien.

Um den niederländischen Meister zu ermitteln, wären wir im Anschluss an dieses Final4 mit den drei nachfolgend platzierten niederländischen Teilnehmern aus der BeNe-League in den Wettbewerb getreten. Da es hier keine Spiele geben wird, ist auch hier die Startposition gleichzeitig die Endplatzierung, ohne dass es einen Meister geben wird. Folglich sind wir Erster.

Normalerweise definiert sich darüber auch das Startrecht für den EHF-Cup in der neuen Spielzeit, aber auch hier gibt es derzeit aus finanzieller Sicht und wegen der Corona-Pandemie im Allgemeinen mehr Unsicherheiten als Gewissheit. Im abgebrochenen Pokalwettbewerb waren wir für das Viertelfinale qualifiziert und wollte auch hier den nächsten Schritt Richtung Titel gehen.

Neben der Tabellensituation gehören für mich aber auch positive Zwischenschritte zur Bewertung unserer Saison. Dazu zählt zum Beispiel die Teilnahme von zwei Spielern unserer Mannschaft an der EM oder die Verbesserung, die einige unserer jungen Leute in der BeNe-League gemacht haben. Für die nahe Zukunft schwingt sehr viel Unsicherheit mit. Wie alle hoffe ich, dass wir zeitnah wieder in reguläre Abläufe übergehen können und vielleicht eine gewohnte Saisonvorbereitung starten. Darauf ist meine Planung aktuell ausgerichtet.

Sie verfolgen sicherlich die Entwicklung beim ThSV Eisenach, im Nachwuchsbereich und im Profisektor. Wie sehen Sie diese?

Christoph Jauernik:
Ich verfolge die Entwicklungen beim ThSV Eisenach durchaus aufmerksam. Gesetzt den Fall, ich würde über aktuelles Detailwissen oder fundierte Hintergrundinformationen verfügen, habe ich dennoch kein Amt und keine Position inne.

Auch wenn ich selbstverständlich zu dem ein oder anderen Sachverhalt eine Standpunkt habe, gehört es sich deshalb meiner Meinung trotzdem nicht, aktuelle Entscheidungen oder Entwicklungen in der Öffentlichkeit zu bewerten.

Fehlt Ihnen die Wartburg nicht? Sie halten bestimmt zu einigen Weggefährten noch Kontakt?



Christoph Jauernik:
Auch seit dem letzten Sommer war ich immer wieder mal in Eisenach. Wir halten Kontakt zu unseren Freunden und Familien. Ich hoffe, dass in der Sommerpause die Aufhebung der Kontaktsperre einen Aufenthalt in Eisenach wieder einfacher möglich macht. Gerne auch mit wenigstens einem Besuch auf der Wartburg, etwas Tennis im Johannistal oder einer Radtour auf dem Rennsteig.

Die Corona-Pandemie ist eine riesige Herausforderung für die Menschheit; aber auch eine Chance, dem stetig steigenden Kommerz, dem "Schneller-Höher-Weiter", etwas anderes entgegen zu setzen?

Christoph Jauernik:
Ich denke, dass sich doch einige Dinge nachhaltig verändern. Der Bereich HomeOffice wird vermutlich einen viel größeren Anteil nach der Krise haben als vorher. Auch die Wertschätzung einiger Berufe wird hoffentlich nach der Krise weiter einen hohen Stellenwert behalten. Zuerst müssen wir diese Krise aber gut durchstehen und gerne danach über Schlussfolgerungen debattieren.

Welche Vision hat der Trainer Christoph Jauernik?

Christoph Jauernik:
Als Trainer bin ich gerade dabei meinen EHF-Master-Coach zu absolvieren. Damit will ich natürlich auch weiter mit dem internationalen Handball in Kontakt blieben.

Für die neue Spielzeit hoffe ich auf einen regulären Start und will mit meiner Mannschaft an diese Spielzeit anknüpfen. Falls es möglich ist gerne auch in Europa. Für die fernere Zukunft kann ich mir vieles vorstellen, solange es ambitioniert und auf einer guten Basis ist.

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