04.11.2017 13:06 Uhr - Champions League - etb
"Das ist eine lange Geschichte", eröffnete Aron Palmarsson seine Erklärung bei www.rac1.cat. "Es ging schon bei einem Meeting im November los, als ich ihnen mitteilte, dass ich meinen Vertrag nicht verlängern werde. Ich wurde dann von einigen nicht gut behandelt. Ich habe versucht, das beiseite zu legen und mich ganz auf den Handball konzentriert. Ich wollte mein Bestes für meine Mannschaft und die Fans geben. Ich glaube, das habe ich auch getan", führte er weiter aus.
Nach der abgelaufenen Saison hatte der Isländer mit privaten Problemen zu kämpfen, dies wohl jedoch auch dem Verein gegenüber kommuniziert. "Im Sommer habe ich dann einige Male mit Ljubomir Vranjes telefoniert und habe ihm gesagt, dass ich mir nicht sicher bin über alles. Er meinte, ich soll kommen und dann reden wir über alles. Ich bin hin und habe die Medizintests gemacht und mit ihnen gesprochen. Ich hatte zu dieser Zeit einige persönlich Dinge, um die ich mich kümmern musste und brauchte etwas Zeit. Das wussten sie", sagte Palmarsson. Welche Dinge das gewesen seien, führte er allerdings nicht weiter aus.
Aus diesem Grund sei er auch nicht zum Trainingsauftakt des ungarische Top-Teams erschienen. "An diesem Montag hatte ich gesagt, dass ich nicht zum Training kommen würde." Wie es dann weiterging ist für den 27-Jährigen unfassbar. Ljubomir Vranjes habe in der Folge das Management des Clubs darüber informiert, dass er dem Spieler "keine Chance" in der nächsten Saison geben werde, da die Entscheidung von Aron Palmarsson den Respekt vor seinen Mitspielern vermissen lasse und nicht in seine Philosophie passe: "Ein professioneller Spieler sollte seine eigenen Interessen nicht über die des Teams stellen".
Das Management von Veszprem erklärte in seiner Meldung, dass es dem Trainer zustimme und das unerwartete Verhalten des Spielers ein Bruch des bis Juni 2018 bestehenden Vertrags sei. "Deswegen wird der Club rechtliche Schritte gegen den Spieler einleiten", hieß es weiter (wir berichteten).
"Ich war geschockt", beschreibt Palmarsson seine Gefühlslage, nachdem er "öffentlich in den Medien gefeuert wurde. Ich hatte keine Mail, Nachricht oder ähnliches erhalten. Sie haben meinen Vertrag gesprengt und das hat mich sehr verletzt. Der erste, was ich dann gemacht habe, war, dass ich meine Familie, dann meinen Agenten und auch Anwälte angerufen habe."
Diese rieten ihm, sich nicht zu den Geschehnissen zu äußern. "Es war sehr schwer für mich, in der ganzen Zeit nichts zu sagen, denn ich glaube, die Leute verdienen es auch, meine Seite der Geschichte zu hören." Palmarsson stellt klar: "Denn ich habe nicht einfach aufgegeben, dort zu spielen. Ich hab es mehrmals versucht, wieder zurückzugehen, nachdem ich in Island war. Sie wollten das nicht. Sie sagten, sie wollen mich nicht sehen und auch nicht mit mir verhandeln."
Erst deutlich später kam es nach Palmarssons Angaben zu einem neuerlichen Gespräch. "Nach drei oder vier Wochen sagten sie dann, sie würden sich mit mir treffen. Ich bin mit meinem Agenten dort hingegangen. Es gab aber keinen Weg zurück", erzählt der Isländer. "Vranjes wollte mich wiederhaben. Er sagte: ´Ok, du weißt, dass du einen Fehler gemacht hast. Du musst mit den anderen Spielern, den Fans und der Presse reden´. Ich sagte: ´Ja, das ist kein Problem.´ Wir wollten eine Lösung finden. Aber mit einigen Leuten im Verein in Veszprem war es einfach nicht möglich, zu verhandeln." Wer sich ihm aus welchen Gründen in den Weg gestellt haben soll, bleibt dabei offen, genauso wie das, was genau eigentlich verhandelt werden sollte.
Für Aron Palmarsson sei das ein tiefer Schlag gewesen. "Das war sehr traurig und frustrierend", sagte er. "Ich habe sehr gerne dort gespielt. Die Halle ist eine der besten in Europa. Die Fans dort sind super. In den zwei Jahren, die ich dort gespielt habe, haben sie einen unglaublichen Support gezeigt. Veszprem hat eine der besten Mannschaften der Welt." Lange suchte er nach einer Lösung des Problems, doch als klar war, dass es mit der Vereinsführung zu keiner Einigung kommen würde, wurde der Wechsel nach Barcelona forciert. Am 23. Oktober bestätigte der FC Barcelona dann, die neue Personalie (wir berichteten).
"Es macht mich sehr traurig, wie alles ausgegangen ist" so Palmarsson im Nachgang. "Ich versuche, die guten Erlebnisse, die auf dem Spielfeld und mit den tollen Fans, die jedes Mal für Gänsehaut bei mir gesorgt haben, in Erinnerung zu behalten und alles andere auszublenden."
Audio Interview von rac1.cat in Englisch
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