16.02.2017 12:51 Uhr - Champions League - dpa
Alfred Gislason fuchtelte verärgert mit seiner
Krücke, dann schleuderte er sie zu Boden. Der Trainer des
Bundesligisten THW Kiel war fuchsig auf seine Profis. Sie
unterlagen am Mittwoch im Champions-League-Gruppenspiel vor
heimischem Publikum dem letztjährigen Finalisten Telekom Veszprem mit
25:27. "Noch habe ich keinen verletzt. Aber er ist schon
grenzwertig", sagte Gislason im TV-Sender Sky über seine Gehhilfe,
mit der er nach seiner Knieoperation durch die Halle humpelt und die
er mitunter gefährlich durch die Luft wirbelt.
Nach der Niederlage ist seine Mannschaft auf Platz fünf in Gruppe A
der Königsklasse zurückgefallen. Das an sich ist kein Beinbruch. Denn
die Europäische Handball-Föderation (EHF) hat einen derart
verkorksten Modus erfunden, dass dem Handball-Fan ganz schwindlig
wird bei der Errechnung möglicher Konstellationen.
In den beiden Top-Gruppen kommen von acht Mannschaften jeweils sechs
weiter. Aus den beiden leistungsschwächeren Sechser-Gruppen schaffen
nach einer zusätzlichen Playoff-Runde nur zwei Teams den Einzug ins
sogenannte Achtefinale, das keines ist. Denn daran nehmen nur zwölf
Mannschaften teil. Grund: Die Sieger der Top-Gruppen überspringen
eine Runde sind bereits für das Viertelfinale qualifiziert.
"Platz drei ist unmöglich", gesteht Gislason und rechnet weiter:
"Platz vier ist unrealistisch. Es wird auf Platz fünf hinauslaufen."
Wird der THW tatsächlich Fünfter, muss er im verkappten Achtelfinale
gegen den Vierten der Gruppe B antreten. Momentan sind das die
Rhein-Neckar Löwen.
Die Kieler zeigten gegen Veszprem vor allem in der zweiten Halbzeit,
dass sie derzeit nicht das Weltklasseteam von einst sind. Im Angriff
agierte die Mannschaft verkrampft ohne Beweglichkeit, Tempo und
Ideen. "Es fehlt die Eingespieltheit bei uns. Wir sind im
Aufbauprozess und werden im nächsten Jahr ein eingespieltes Team
haben", entschuldigt Kreisläufer Rene Toft Hansen die Leistung. Und
weil der Neuaufbau Zeit braucht, bereitet Geschäftsführer Thorsten
Storm den erfolgsverwöhnten Kieler Anhang auf Magerkost vor: "Es wird
schwer, in diesem Jahr einen Titel zu gewinnen."
Selbst Fußball-Trainer Markus Gisdol brachte den
Schleswig-Holsteinern als Zuschauer kein Glück. Der HSV-Coach hatte
vor einem Jahr ein Praktikum beim THW absolviert und ist seither
angetan von Gislason. "Es ist beeindruckend, wie Alfred eine
Weltklassemannschaft führt", meint er. Gern hätte er einen Kieler
Sieg gesehen, zeigte aber Verständnis für die Niederlage. "Es ist
eine junge Truppe. Da kann man nicht Erfolg über Erfolg erwarten."
Eine weiteren Rückschlag musste der THW in der Bundesliga hinnehmen.
Tabellenführer SG Flensburg-Handewitt und Titelverteidiger
Rhein-Neckar Löwen gewannen ihre Partien und haben jetzt fünf bzw.
zwei Punkte Vorsprung. Storm: "Abgerechnet wird zum Schluss. Wir sind
noch in drei Wettbewerben vertreten."
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Veszprem-Linksaußen Bjarki Mar Elisson: "Wollen uns beweisen"
THW Kiel | 25:27 | Telekom Veszprém HC |
Torschützen: | Ekberg (7/4), Wiencek (6), Bilyk (3), Zeitz (2), Duvnjak (2), Vujin (2), Toft Hansen (1), Dissinger (1), Dahmke (1), |
Siebenmeter: | 4 / 5 |
Zeitstrafen: | 1 |
Rot: |
Torschützen: | Ilic (7/2), Nagy (6), Lékai (6), Iváncsik (2), Sulic (2), Ugalde García (1), Gajic (1), Gulyás (1), Nilsson (1), |
Siebenmeter: | 2/4 |
Zeitstrafen: | 5 |
Rot: |