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31.01.2021 08:53 Uhr - Beachhandball - Julia Nikoleit

Beachhandball muss sich ohne Olympia-Ticket neu sortieren - Nationaltrainer blicken nach vorne

Wo geht es für den Beachhandball und seine Nationalmannschaften hin? Wo geht es für den Beachhandball und seine Nationalmannschaften hin?
Quelle: jun
Die Aufnahme ins Programm der Olympischen Spiele 2024 war der große Traum für viele Beachhandballerinnen und Beachhandballer weltweit. Das Executive Board des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) entschied sich im Dezember 2020 jedoch gegen die Sandvariante. Was bedeutet dieser Beschluss für die Sportart - und wie geht es jetzt für die Nationalmannschaften weiter?

Im Deutschen Handballbund (DHB) waren die Planung für den Beachhandball auf Olympia 2024 ausgerichtet; Präsident Andreas Michelmann hatte stets betont, durch die Sandvariante vier statt zwei Medaillenchancen zu erhalten. Nun wird das vorerst nicht möglich sein - zum Unverständnis des Verbandschefs: "Die Entscheidung, die Sandvariante wieder nicht zu berücksichtigen, halte ich auch mit Blick auf die derzeitige Pandemie für das falsche Signal."

Dennoch: Nun muss nicht nur der Weltverband IHF, der sich von der Aufnahme des Beachhandball eine Chance gerade für die kleineren Hallenhandball-Nationen erhofft hatte, sondern auch der DHB eine neue Strategie entwickeln. DHB-Vorstand Mark Schober hat bereits angekündigt, dass man sich verbandsintern mit einer Zukunftsstrategie für den Beachhandball beschäftigen werde.

Zuvor muss jedoch der Frust überwunden werden, dass der Schritt zu Olympia erneut verwehrt bleibt - bereits für Tokio 2020 hatte man sich in der Szene vor vier Jahren Hoffnung gemacht. "Zunächst war die Enttäuschung wirklich groß, weil wir sehr fixiert auf dieses Ziel waren", gesteht auch Männer-Nationaltrainer Konrad Bansa ein. "Diese Entscheidung bedeutet für mich, die nächsten Jahre neu denken zu müssen." Seine Hoffnung: "Das IOC hat nicht nur den Beachhandball abgelehnt, sondern alle Neuerungen."

Es ist eine Richtung, in die auch Frauen-Nationaltrainer Alexander Novakovic argumentiert. "Am Ende war die schlechte finanzielle Situation ausschlaggebend. Es ist aber natürlich sehr schade für die Sportart, die vielen Sportlerinnen und Sportler weltweit - und besonders schade für den so nicht höher werdenden Eventfaktor und ein moderneres Erscheinungsbild bei Olympia."

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Die beiden Nationaltrainer sehen bei aller Enttäuschung auch die Sportart selbst in der Pflicht. "Es bleibt jetzt Zeit für die Verbände und den gesamten Beachhandball, weiter an der Sportart zu feilen", blickt Bansa voraus - und auch Novakovic fordert: "Es müssen einige Handballnationen weltweit nachhaltiger in Beachhandball - in die Breite wie in die Spitze - investieren. Ich sehe die Sache daher durchaus auch selbstkritisch."

In der Tat stellt sich die Frage, wie es um die Position der Sandvariante in den Nationalverbänden tatsächlich bestellt ist, deren Fokus auf dem großen Bruder Hallenhandball liegt. Auch in Deutschland besteht noch Luft nach oben: Es gibt weiterhin zahlreiche weiße Flecken auf der Turnier-Landkarte, die Qualität der Events variiert stark und die Abstellung von Beachhandball-Nationalspieler durch ihre Hallenvereine läuft auch nicht immer reibungslos.

?Durch die Aufnahme ins Olympische Programm hatten sich viele Beachhandballer neuen Rückenwind erhofft, um ihre Sportart weiter zu etablieren - und den Leistungsanspruch in der oft als reine Funvariante abgewerteten Disziplin zu untermauern. Die Befürchtungen in der Szene, dass sich der DHB zum zweiten Mal komplett vom Beachhandball abwendet, will Michelmann allerdings nehmen: "Die Entwicklung wird sicherlich nicht so schnell gehen, wie sie gegangen wäre, wenn es olympisch geworden wäre, aber wir werden nicht die gleichen Fehler wie 2007 machen, sodass wir 2025 wieder von vorne anfangen müssten."

Daher gibt sich auch Novakovic betont optisch. "Für 2021 sind bei uns alle geplanten Maßnahmen erst mal gesichert, wenn sich die Situation durch die Pandemie nicht wieder verschlechtern sollte", hebt er mit Blick auf die Nationalmannschaften hervor und verweist auf Projekte wie die Rahmentrainingskonzeption für den Beachhandball: "Es wird weiterhin eine Weiterentwicklung stattfinden. Und auch ohne Olympia gibt es mit Weltmeisterschaften und World Games noch sehr herausfordernde Ziele."

Interview Andreas Michelmann


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Herr Michelmann, wie bewerten Sie die Entscheidung des IOC, Beachhandball nichts ins Programm der Olympischen Spiele 2024 in Paris aufzunehmen?

Andreas Michelmann:
Ich halte die Entscheidung für falsch, weil sie das falsche Signal zu einem eigentlich richtigen Zeitpunkt ist. Gerade der Beachhandball ist für so eine Pandemie weniger anfällig als der Hallenhandball.

Der Beachhandball ist längst eine Alternative zum Hallenhandball im Sommer und bietet uns die Chance, eine Ganzjahressportart zu sein. Diese Chance ist durch die Nicht-Aufnahme ins Olympische Programm erst einmal vertan worden.

Was bedeutet die Entscheidung für den Beachhandball im DHB?

Andreas Michelmann:
Das bedeutet, dass der DHB sich überlegen muss, wie es mit dem Beachhandball weitergeht. Die Entwicklung wird sicherlich nicht so schnell gehen, wie sie gegangen wäre, wenn es olympisch geworden wäre - auch, weil die staatliche Unterstützung nicht so groß sein wird.

Wir werden aber nicht die gleichen Fehler wie 2007 machen, sodass wir 2025 wieder von vorne anfangen müssten. Wir müssen stattdessen einen guten Weg finden, den Beachhandball weiterzuentwickeln.

Sie können den Beachhandballern also die Befürchtung nehmen, dass ihre Sportart wieder aus dem DHB verschwindet?

Andreas Michelmann:
Ja.

Konkret gesagt: Es wird weiterhin Deutschen Meisterschaften und Nationalmannschaften des Deutschen Handballbundes im Beachhandball geben?

Andreas Michelmann:
Ja. Der DHB ist keine One-Man-Show, aber das ist meine Meinung.

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