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31.07.2011 12:24 Uhr - Jugend/Junioren - mak

Am Ende ein klarer Weltmeister: Deutschland feiert den Titel

Bester Keeper der WM: Nils DresrüsseBester Keeper der WM: Nils Dresrüsse
Quelle: Michael Heuberger
Es war am Ende eine klare Sache, unerwartet, hatte Deutschland doch im Halbfinale geschwächelt, schien Dänemark kompakter und geschlossener. Aber die deutschen Junioren zeigten hohe Qualität und erwiesen sich als deutlich besser gegenüber den enttäuschten Dänen, die Platz zwei hinnehmen mussten. Martin Heubergers Truppe hingegen verteidigte den Weltmeistertitel und feierte so einen weiteren großen Erfolg – für den deutschen Handball, die Spieler und den neuen Bundestrainer.

"Das ist der Hammer", jubelte Martin Heuberger, "die Mannschaft hat im Finale das beste Spiel dieser WM gezeigt, war im genau richtigen Moment hochkonzentriert. Die Dominanz, mit der wir das Finale für uns entschieden haben, und die wir über das ganze Turnier hinweg gezeigt haben, hat mich beeindruckt."

Im Finale zeigte sich das deutsche Team tatsächlich deutlich breiter aufgestellt als die dänischen Nachwuchshandballer, Martin Heuberger hatte auf fast jeder Position Alternativen, die auch Akzente setzen konnten – sein Kollege Ole Nørgaard nicht. Zudem erwies sich das deutsche Team als deutlich disziplinierter und auch athletisch in besserem Zustand als die Dänen. Auch die Maßnahme, die beiden Rückraumspieler der Dänen immer wieder mit weit heraustretenden Halbverteidigern unter Druck zu setzen, erwies sich als goldrichtig, Dänemarks Mittelmann Mads Larsen war fortan immer wieder gezwungen, mit dem Ball in die Eins-gegen-eins-Aktion zu gehen und zerschellte dabei viel zu oft an der deutschen Innenverteidigung, die gut arbeitete und starke Beinarbeit präsentierte. Am Kreis fand Madsen wenig Unterstützung, da war Henrik Pekeler – nächste Saison wohl auch in Liga eins erste Wahl beim Bergischen HC – klar der dominante Spieler.

Es ist bemerkenswert, dass Deutschland nach Wiederanpfiff tatsächlich die Klasse hatte, den Ansturm der Dänen zu kontern. Die Mannschaft von Ole Nørgaard hatte durch Jonas Hansen zahlreiche Paraden, das entnervte Deutschland allerdings genauso wenig wie der zwischenzeitliche Ausgleich beim 15:15. Bis zum 18:17 hielt Dänemark den Anschluss, dann zogen die Deutschen davon – weil Leistungsträger wie Cornelius Maas oder eben Christian Dissinger, im, ersten Durchgang mit vielen Fahrkarten und Fehlentscheidungen, im richtigen Moment da waren und Verantwortung übernahmen. "Unsere Mannschaft war perfekt auf den Gegner eingestellt, konnte ihr Konzept im Spiel durchdrücken und hatte zudem mit dem überragenden Dresrüsse, mit Dissinger, Sellin und Maas die vier besten Spieler auf dem Parkett in ihren Reihen", lobte auch DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier die Truppe.

Die individuellen Leistungen der deutschen Spieler spiegelten sich auch in den Nominierungen zum Allstar-Team, in dem Torwart Nils Dresrüsse wie auch Christian Dissinger (Wertvollster Spieler des Turniers) ihren Platz fanden. Martin Heuberger sah einen weiteren Erfolgsgarant: "Die eindrucksvollen Leistungen der Abwehr mit einem erneut überragenden Nils Dresrüsse waren ein Spiegelbild unserer WM."

Es war für den Nachwuchs des Deutschen Handballbundes das bereits sechste Endspiel bei einer Welt- oder Europameisterschaft seit 2004. Die Junioren setzte somit ihren Goldzug fort, denn vor drei Jahren hatte der Großteil des Teams schon bei der U18-EM in Tschechien den Titel geholt. Eine Entwicklung, die Horst Bredemeier stolz kommentierte: "Dieser Titel bedeutet uns beim DHB sehr viel. Trotz einiger Kritik werden wir an unserer Marschroute festhalten, nämlich gut auszubilden und auch den Mannschaftserfolg nicht außer Acht zu lassen."

Der Erfolg der Junioren wird gleichwohl die Debatte um die Ausbildung und Förderung des deutschen Nachwuchses anfeuern. Gerade die aktuellen Weltmeister zeigen allerdings eines deutlich – die Talente des Deutschen Handballbundes spielen schon längst nicht mehr in den ungeliebten "Dorfvereinen", sondern in Liga eins oder zwei. Und gerade die zweitligaerfahrenen Pekeler und Maas sowie der in der ersten Liga aktive Christian Dissinger erwiesen sich als Leistungsträger des deutschen Teams. Auch Johannes Sellin, siebenmal im Finale erfolgreich, hat in Berlin bereits Fuß gefasst.

Die Talente sind also da und sie spielen auch in Trainings- und Wettkampfgruppen, die kaum eine Nation erreicht. Auch nicht die Dänen, die immerhin schon zahlreiche der aktuellen Junioren bereits in der höchsten Spielklasse untergebracht hat. Dass sich allerdings auch die deutsche zweite Liga mit den unteren Mannschaften der nördlichen Nachbarn durchaus messen kann, ist ebenfalls absehbar – und zeigte sich auch in den Leistungen der jungen Spieler beider Teams in Griechenland. So wird in Zukunft die Frage sein, wie sich die deutschen Talente gegenüber den Spitzen-Individualisten der HBL gegenüber zeigen werden, wer wirklich den Weg nach oben nehmen will und kann. Bundestrainer Martin Heuberger wird es nun zumindest etwas leichter haben, zum einen weil er genau weiß, wen er er in der Hinterhand hat und auch, weil es sich ganz sicher einfacher startet als Trainer der A-Nationalmannschaft mit einem weiteren Weltmeistertitel im Rücken.


31.07.2011

Junioren-WM Finale GER-DEN 30.7.11