Kielce ist mit seinen Fans einer der Stammgäste beim Final4 in Köln
Quelle: Marco Wolf 31.01.2023 20:18 Uhr - Champions League - cie, chs
Sorgen in Kielce: Bis Saisonende in bestmöglicher personeller Zusammenfassung
"Es ist nicht einfach", hatte Bertus Servaas als Präsident des polnischen Spitzenclubs Kielce kurz vor Weihnachten mit Blick auf die Lage des Clubs erklärt: Mit dem Jahreswechsel stieg einer der bisherigen Namenspatronen aus, die Firma Van Pur hatte Anfang November für ihre Biermarke Lomza das vorzeitige Ende des Engagements angekündigt. In der Folge sucht der polnische Serienmeister der letzten Jahre vergeblich einen Nachfolger, nach einer Sitzung des Aufsichtsrats erklärte der Club heute allerdings, "die Teilnahme an nationalen und europäischen Wettbewerben bis zum Ende der Saison 2022/2023 mit der bestmöglichen personellen Zusammensetzung fortzusetzen".
"Bei einem Treffen mit Mitgliedern des Aufsichtsrats hat der Vorstand die Situation des Klubs und den Stand der Gespräche mit potenziellen Sponsoren, insbesondere Titelsponsoren, bewertet. Als Ergebnis der Sitzung, der erwogenen Szenarien und des Potenzials von Sponsoren- und Transfergesprächen beschloss der Vorstand, die Teilnahme an nationalen und europäischen Wettbewerben bis zum Ende der Saison 2022/2023 mit der bestmöglichen personellen Besetzung fortzusetzen, was vom Abschluss der Sponsorengespräche abhängt", so Kielce auf seiner Homepage
"Weitere Entscheidungen über die Teilnahme und das Niveau der Mannschaft für die Saison 2023/24 werden bis Ende März dieses Jahres getroffen", so der Club mit Blick auf die mittel- und langfristige Perspektive. In diese Entscheidung sollen dann neben dem Umfang des Haushalts auch die mögliche Zusammensetzung der Mannschaft berücksichtigt werden, deutet Kielce mögliche Abgänge im Sommer an. In polnischen Medien wurden Trainer Talant Dujshebaev sowie seine Söhne Alex und Dani bereits mit Szeged in Verbindung gebracht, der deutsche Torhüter Andreas Wolff mit Veszprem, Nedim Remili mit Paris oder Arkadiusz Moryto mit Barcelona.
Der Club zähle auf die Unterstützung der Stadt Kielce, der aktuellen Partner des Vereins und der Unternehmen mit denen er im Gesprächen über eine Zusammenarbeit ist, heißt es weiter in der Mitteilung. Der Club betont: "Den Spielern, mit denen sich der Vorstand des Vereins heute getroffen hat, danken wir für ihr Engagement und dafür, dass sie weiterhin in Kielce spielen wollen. Für ihre Unterstützung danken wir auch unseren Fans, Sponsoren und Menschen guten Willens, die dem Verein in den letzten schwierigen Zeiten geholfen haben."
Unter Druck nach Rückzug von Lomza
Mit dem Jahreswechsel stieg bei KS Kielce einer der bisherigen Hauptsponsoren und Namensgeber aus: Anfang November hatte die Firma Van Pur für ihre Biermarke Lomza das vorzeitige Ende des Engagements angekündigt. Seither ist der mehrfache polnische Handball-Meister auf der Suche nach einem neuen Geldgeber.
Sportlich liegt der Klub in dieser Saison bislang auf Erfolgskurs, in der
Handball Champions League hat man nur einen Zähler Rückstand auf den FC Barcelona und dürfte bei sechs Punkten Vorsprung gegenüber dem Dritten Nantes schon fix mit dem direkten Einzug ins Viertelfinale planen können. In der heimischen Superliga kassierte man im Spitzenspiel bei Wisla Plock eine 27:29-Niederlage, kann aber dennoch aus eigener Kraft noch den Titel verteidigen.
Doch finanziell nehmen die Sorgen zu, das hatte auch Bertus Servaas bereits
Anfang November mit dem Blick auf das durch den Rückzug von Lomza entstandene Buget-Loch erklärt. "Wir sind uns bewusst, dass wir Hilfe brauchen werden, denn der Verlust der Marke Lomza ist ein großer Verlust für uns. Es handelt sich um einen Titelsponsor, dessen Beitrag zum Vereinsbudget mehr oder weniger 30 Prozent beträgt", so der Funktionär, der mit seiner eigenen Forma Vive Recycling zuvor zwei Jahrzehnte lang Namenspatron war.
In einer Vereinsmitteilung kurz vor Weihnachten gab der Vereinspräsident ein Update: "Der Vorstand und die Mitarbeiter arbeiten sehr hart an der weiteren Existenz des Klubs auf europäischer Ebene. Es ist nicht einfach, denn die ersten Gelder für den Erhalt der Mannschaft werden zu Beginn des neuen Jahres benötigt. Dann haben wir bis Ende Januar Zeit, einen neuen Titelsponsor für das Team zu finden. Heute haben wir ihn noch nicht."
Nun ist es Ende Januar. Auf der heutigen Sitzung des Aufsichtsrats wurde - zumindest öffentlich - kein neuer Titelsponsor präsentiert. Hoffnung scheint Kielce aber weiter zu haben, vielleicht auch aufgrund entsprechende Signale und Zusagen von bestehenden und potenziellen neuen Sponsoren, der Stadt oder der Spieler, die in der Club-Mitteilung nicht ausgeführt wurden.
Langfristige Verträge
"Ich möchte in Kielce bleiben und ich bitte jeden - die Stadt mit Oberbürgermeister Bogdan Wenta an der Spitze, die Politiker, Sponsoren und Journalisen - unserem Klub so viel sie können zu helfen", hatte Coach Talant Dujshebaev bereits im vergangenen Jahr um Unterstützung geworben.
Der frühere Welthandballer, der bereits seit 2014 den Club trainiert und mit diesem 2016 die Champions League gewann, fügte mit Blick auf den breit und langfristig aufgestellten Kader des Vereins an: "Gemeinsam haben wir ein tolles Team zusammengestellt, das in den nächsten sieben oder acht Jahren um das Champions League FINAL4 kämpfen und den Wettbewerb gewinnen kann."
Kielce hat zahlreiche Akteure mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet, Andreas Wolff hat beispielsweise einen bis 2028 gültigen Kontrakt. Der deutsche Nationaltorhüter betonte im November: "Wir haben eine tolle Mannschaft, einen großartigen Verein, einen großartigen Trainer, und es gibt keine Mannschaft auf der Welt, von der ich sagen kann, dass sie besser ist als wir. Es gibt keinen anderen Ort, an dem ich heute lieber sein würde." Auch im Vorfeld der Handball-WM zeigte sich Andreas Wolff entspannt.
Aktueller Kader Industria Kielce
Zudem gibt es weitere Akteure, die auf Leihbasis derzeit bei anderen Vereinen sind und ebenso wie bereits feststehende Neuzugänge nicht im aktuellen Kader aufgelistet sind.
Historie Industria Kielce
Die Wurzeln der Klubs liegen im 1935 gegründeten Vereins Granat Kielce, der sich 1952 dann durch die örtlichen Stahlwerke in Iskra Kielce umbenannte. Die Handballabteilung wurde 1965 durch die Übernahme von Spielern des SHL Kielce übernommen. Die beiden Vereine fusionierten 1973 zu Korona Kielce, 1991 löste sich dann aber die Handballabteilung dann heraus und übernahm wieder den alten Namen Iskra.
In den 90er Jahren fingen erste Namen mit verschiedenen Namenspatronen an, nachdem der Verein noch als Iskra Kielce die ersten beiden Meisterschaften gewinnen konnte. 2002 stieg dann der Vive-Konzern als alleiniger Namenssponsor ein. Es folgten dann verschiedene Namensänderungen über die Jahre, der Verein wurde mit derzeit 19 Meisterschaften und 17 Pokalsiegen Rekordtitelträger in Polen. In der Meisterschaft folgt Slask Breslau mit 15 Meisterschaften vor Wybrzeze Danzig (10) und Wisla Plock (7). Bei den Pokalsiegen sind Plock (10) und Breslau (7) auf dem Podium.
Namen des Handballteams in der Vereinshistorie
- 1965-1973 Iskra Kielce
- 1973-1991 Korona Kielce
- 1991-1994 Iskra Kielce
- 1994-1996 Iskra/Ceresit Kielce
- 1996-1998 Iskra Kielce
- 1998-1999 Iskra Lider Market Kielce
- 2000-2000 Strzelec/Lider Market Kielce
- 2001-2002 Kolporter/Lider Market Kielce
- 2002-2002 Kolporter Kielce
- 2002-2009 Vive Kielce
- 2009-2014 Vive Targi Kielce
- 2014-2017 Vive Tauron Kielce
- 2017-2020 PGE Vive Kielce
- 2020-2022 Lomza Vive Kielce
- 2022-2023 Lomza Industria Kielce
31.01.2023 20:18 Uhr - Champions League - cie, chs
Sorgen in Kielce: Bis Saisonende in bestmöglicher personeller Zusammenfassung
Kielce ist mit seinen Fans einer der Stammgäste beim Final4 in Köln
Quelle: Marco Wolf "Es ist nicht einfach", hatte Bertus Servaas als Präsident des polnischen Spitzenclubs Kielce kurz vor Weihnachten mit Blick auf die Lage des Clubs erklärt: Mit dem Jahreswechsel stieg einer der bisherigen Namenspatronen aus, die Firma Van Pur hatte Anfang November für ihre Biermarke Lomza das vorzeitige Ende des Engagements angekündigt. In der Folge sucht der polnische Serienmeister der letzten Jahre vergeblich einen Nachfolger, nach einer Sitzung des Aufsichtsrats erklärte der Club heute allerdings, "die Teilnahme an nationalen und europäischen Wettbewerben bis zum Ende der Saison 2022/2023 mit der bestmöglichen personellen Zusammensetzung fortzusetzen".
"Bei einem Treffen mit Mitgliedern des Aufsichtsrats hat der Vorstand die Situation des Klubs und den Stand der Gespräche mit potenziellen Sponsoren, insbesondere Titelsponsoren, bewertet. Als Ergebnis der Sitzung, der erwogenen Szenarien und des Potenzials von Sponsoren- und Transfergesprächen beschloss der Vorstand, die Teilnahme an nationalen und europäischen Wettbewerben bis zum Ende der Saison 2022/2023 mit der bestmöglichen personellen Besetzung fortzusetzen, was vom Abschluss der Sponsorengespräche abhängt", so Kielce auf seiner Homepage
"Weitere Entscheidungen über die Teilnahme und das Niveau der Mannschaft für die Saison 2023/24 werden bis Ende März dieses Jahres getroffen", so der Club mit Blick auf die mittel- und langfristige Perspektive. In diese Entscheidung sollen dann neben dem Umfang des Haushalts auch die mögliche Zusammensetzung der Mannschaft berücksichtigt werden, deutet Kielce mögliche Abgänge im Sommer an. In polnischen Medien wurden Trainer Talant Dujshebaev sowie seine Söhne Alex und Dani bereits mit Szeged in Verbindung gebracht, der deutsche Torhüter Andreas Wolff mit Veszprem, Nedim Remili mit Paris oder Arkadiusz Moryto mit Barcelona.
Der Club zähle auf die Unterstützung der Stadt Kielce, der aktuellen Partner des Vereins und der Unternehmen mit denen er im Gesprächen über eine Zusammenarbeit ist, heißt es weiter in der Mitteilung. Der Club betont: "Den Spielern, mit denen sich der Vorstand des Vereins heute getroffen hat, danken wir für ihr Engagement und dafür, dass sie weiterhin in Kielce spielen wollen. Für ihre Unterstützung danken wir auch unseren Fans, Sponsoren und Menschen guten Willens, die dem Verein in den letzten schwierigen Zeiten geholfen haben."
Unter Druck nach Rückzug von Lomza
Mit dem Jahreswechsel stieg bei KS Kielce einer der bisherigen Hauptsponsoren und Namensgeber aus: Anfang November hatte die Firma Van Pur für ihre Biermarke Lomza das vorzeitige Ende des Engagements angekündigt. Seither ist der mehrfache polnische Handball-Meister auf der Suche nach einem neuen Geldgeber.
Sportlich liegt der Klub in dieser Saison bislang auf Erfolgskurs, in der
Handball Champions League hat man nur einen Zähler Rückstand auf den FC Barcelona und dürfte bei sechs Punkten Vorsprung gegenüber dem Dritten Nantes schon fix mit dem direkten Einzug ins Viertelfinale planen können. In der heimischen Superliga kassierte man im Spitzenspiel bei Wisla Plock eine 27:29-Niederlage, kann aber dennoch aus eigener Kraft noch den Titel verteidigen.
Doch finanziell nehmen die Sorgen zu, das hatte auch Bertus Servaas bereits
Anfang November mit dem Blick auf das durch den Rückzug von Lomza entstandene Buget-Loch erklärt. "Wir sind uns bewusst, dass wir Hilfe brauchen werden, denn der Verlust der Marke Lomza ist ein großer Verlust für uns. Es handelt sich um einen Titelsponsor, dessen Beitrag zum Vereinsbudget mehr oder weniger 30 Prozent beträgt", so der Funktionär, der mit seiner eigenen Forma Vive Recycling zuvor zwei Jahrzehnte lang Namenspatron war.
In einer Vereinsmitteilung kurz vor Weihnachten gab der Vereinspräsident ein Update: "Der Vorstand und die Mitarbeiter arbeiten sehr hart an der weiteren Existenz des Klubs auf europäischer Ebene. Es ist nicht einfach, denn die ersten Gelder für den Erhalt der Mannschaft werden zu Beginn des neuen Jahres benötigt. Dann haben wir bis Ende Januar Zeit, einen neuen Titelsponsor für das Team zu finden. Heute haben wir ihn noch nicht."
Nun ist es Ende Januar. Auf der heutigen Sitzung des Aufsichtsrats wurde - zumindest öffentlich - kein neuer Titelsponsor präsentiert. Hoffnung scheint Kielce aber weiter zu haben, vielleicht auch aufgrund entsprechende Signale und Zusagen von bestehenden und potenziellen neuen Sponsoren, der Stadt oder der Spieler, die in der Club-Mitteilung nicht ausgeführt wurden.
Langfristige Verträge
"Ich möchte in Kielce bleiben und ich bitte jeden - die Stadt mit Oberbürgermeister Bogdan Wenta an der Spitze, die Politiker, Sponsoren und Journalisen - unserem Klub so viel sie können zu helfen", hatte Coach Talant Dujshebaev bereits im vergangenen Jahr um Unterstützung geworben.
Der frühere Welthandballer, der bereits seit 2014 den Club trainiert und mit diesem 2016 die Champions League gewann, fügte mit Blick auf den breit und langfristig aufgestellten Kader des Vereins an: "Gemeinsam haben wir ein tolles Team zusammengestellt, das in den nächsten sieben oder acht Jahren um das Champions League FINAL4 kämpfen und den Wettbewerb gewinnen kann."
Kielce hat zahlreiche Akteure mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet, Andreas Wolff hat beispielsweise einen bis 2028 gültigen Kontrakt. Der deutsche Nationaltorhüter betonte im November: "Wir haben eine tolle Mannschaft, einen großartigen Verein, einen großartigen Trainer, und es gibt keine Mannschaft auf der Welt, von der ich sagen kann, dass sie besser ist als wir. Es gibt keinen anderen Ort, an dem ich heute lieber sein würde." Auch im Vorfeld der Handball-WM zeigte sich Andreas Wolff entspannt.
Aktueller Kader Industria Kielce
Zudem gibt es weitere Akteure, die auf Leihbasis derzeit bei anderen Vereinen sind und ebenso wie bereits feststehende Neuzugänge nicht im aktuellen Kader aufgelistet sind.
Historie Industria Kielce
Die Wurzeln der Klubs liegen im 1935 gegründeten Vereins Granat Kielce, der sich 1952 dann durch die örtlichen Stahlwerke in Iskra Kielce umbenannte. Die Handballabteilung wurde 1965 durch die Übernahme von Spielern des SHL Kielce übernommen. Die beiden Vereine fusionierten 1973 zu Korona Kielce, 1991 löste sich dann aber die Handballabteilung dann heraus und übernahm wieder den alten Namen Iskra.
In den 90er Jahren fingen erste Namen mit verschiedenen Namenspatronen an, nachdem der Verein noch als Iskra Kielce die ersten beiden Meisterschaften gewinnen konnte. 2002 stieg dann der Vive-Konzern als alleiniger Namenssponsor ein. Es folgten dann verschiedene Namensänderungen über die Jahre, der Verein wurde mit derzeit 19 Meisterschaften und 17 Pokalsiegen Rekordtitelträger in Polen. In der Meisterschaft folgt Slask Breslau mit 15 Meisterschaften vor Wybrzeze Danzig (10) und Wisla Plock (7). Bei den Pokalsiegen sind Plock (10) und Breslau (7) auf dem Podium.
Namen des Handballteams in der Vereinshistorie
- 1965-1973 Iskra Kielce
- 1973-1991 Korona Kielce
- 1991-1994 Iskra Kielce
- 1994-1996 Iskra/Ceresit Kielce
- 1996-1998 Iskra Kielce
- 1998-1999 Iskra Lider Market Kielce
- 2000-2000 Strzelec/Lider Market Kielce
- 2001-2002 Kolporter/Lider Market Kielce
- 2002-2002 Kolporter Kielce
- 2002-2009 Vive Kielce
- 2009-2014 Vive Targi Kielce
- 2014-2017 Vive Tauron Kielce
- 2017-2020 PGE Vive Kielce
- 2020-2022 Lomza Vive Kielce
- 2022-2023 Lomza Industria Kielce