Handball-WM in Zahlen: Warum der Angriff von Deutschland bisher so gut funktioniert
Nach zwei Spielen steht die deutsche Nationalmannschaft mit zwei Siegen bei der Handball-WM 2023 da - die Erfolge gegen Katar und Serbien haben den vorzeitigen Einzug in die Hauptrunde sowie die Mitnahme von 4:0 Punkten in diese gesichert. Datenanalyst Julian Rux wirft für handball-world während des Turniers einen genauen Blick auf die Zahlen. Heute analysiert er Juri Knorrs Einfluss auf den im Gegensatz zur Abwehr bereits sehr gut funktionierenden Angriff des DHB-Teams.
Die beiden Auftritte der Deutschen hatten eins gemeinsam: Sehr starke Angriffsleistungen. Gestern gegen Serbien erzielten sie 33,3 Tore je 50 Ballbesitzen und trafen dabei 73,3 % ihrer Feldwürfe - wie die Übersicht auf Instagram zeigt. Gegen Katar waren es 30,3 Tore je 50 Ballbesitzen bei 71,1 % erfolgreichen Würfen aus dem Feld.
Mit insgesamt 31,9 Toren je 50 Ballbesitzen stellen sie aktuell den fünftbesten Angriff des Turniers, obwohl der wohl einfachste Vorrunden-Gegner Algerien erst morgen auf das Team um Kapitän Johannes Golla wartet.
In der Abwehr läuft es noch nicht rund
Zwar gab es mit Andy Wolff gegen Katar und Joel Birlehm gegen Serbien auch jeweils gute Torhüterleistungen (38,5 % bzw. 30,8 % gehaltene Würfe), die Defensivstatistiken des Teams waren jedoch noch alles andere als herausragend.
29,7 Gegentore pro 50 Ballbesitzen kassierten sie bisher, hinter Teams wie Südkorea, Uruguay oder sogar den USA ist dies der siebtschwächste Wert aller WM-Teilnehmer. Lediglich 11,8 Prozent der Ballbesitze der deutschen Gegner endeten in einem Ballverlust, wes klar der schlechteste Wert des bisherigen Turnierverlaufs ist.
Gegen Serbien ließ Alfred Gislason auch deshalb erstmals bei der Weltmeisterschaft die 3:2:1-Verteidigung spielen, was gut funktionierte. In der Positionsverteidigung bei gleicher Spieleranzahl kassierten das DHB-Team mit der 6:0-Verteidigung in 22 serbischen Ballbesitzen 16 Gegentore (36,4 Gegentore pro 50 Ballbesitze), in 11 Ballbesitzen mit der 3:2:1-Abwehrformation waren es lediglich sechs Gegentore (27,3 Gegentore pro 50 Ballbesitze).
Wird das Spiel gegen Katar mit berücksichtigt, ist der Unterschied zwischen den beiden Abwehrformationen jedoch deutlich geringer. Auf 50 Ballbesitze gerechnet mussten die Mannschaft um Johannes Golla in der Positionverteidigung bei gleicher Spieleranzahl mit der 3:2:1 Verteidigung lediglich 1,1 Gegentore pro 50 Ballbesitzen weniger hinnehmen als mit der 6:0.
Dreh- und Angelpunkt Juri Knorr
In der bisher sehr gut funktionierenden Offensive überrascht besonders der sehr effiziente Lukas Mertens, der mit elf Toren bei 13 Versuchen nach zwei Spielen der beste Feldtorschütze des Teams ist.
Der insgesamt beste Torschütze ist zurzeit Juri Knorr, wobei von seinen zwölf Toren fünf von der Siebenmeterlinie kommen. Aus dem Feld liegt er bei lediglich sieben Toren bei 14 Versuchen, während er beim Strafwurf noch fehlerfrei ist.
Trotzdem spielt der Rechtshänder der Rhein-Neckar Löwen bisher ein sehr gutes Turnier. Er setzt seine Mitspieler gut in Szene und macht das Team deutlich besser.
Dies zeigt auch der steile Rückgang der statistischen Werte des Teams, wenn Knorr nicht auf dem Feld steht. Bei sieben Ballbesitze im erweiterten Gegenstoß sowie im Positionsangriff bei Gleichzahl war dies bisher der Fall. Drei davon endeten in einem Ballverlust, lediglich zwei Tore sprangen heraus. Bis auf die herausgeholten Sieben sind alle Team-Statistiken mit Knorr auf dem Feld deutlich besser.
+16,1 Tore pro 50 Ballbesitzen erzielt das DHB-Team mit Knorr auf dem Feld mehr im Vergleich dazu, wenn er auf der Bank sitzt. Er ist damit definitiv ein Unterschiedsspieler, auch wenn die Stichprobengröße noch gering ist.
Bei Betrachtung der Rückraum-Kreisläufer-Kombinationen im Positionsangriff und dem erweiterten Gegenstoß fällt auf, dass die drei mit Abstand meistgespielten Kombinationen auch sehr effizient sind.
Besonders die für den Positionsangriff sehr guten Wurfquoten sind hervorzuheben, da bei den beiden Aufstellungen mit Johannes Golla auch kein einziger Siebenmeter erkämpft werden konnte. Wechselt Gislason mehr durch, sinkt die Effizienz. Besonders die Ballverlust-Rate steigt bei den in diesen Phasen registrierten 13 Rückraum-Kreisläufer-Kombinationen deutlich an.
Das morgige Spiel gegen die noch sieglosen Algerier kommt Gislasons Team also sehr gelegen, damit sich auch die bisher weniger eingesetzten Rückraum-Trios einspielen und Selbstvertrauen tanken können.
Die Statistiken der Algerier sind alles andere als überragend. Immerhin beim gegnerischen Ballverlustanteil sind sie mit 14,3 % etwas besser als die Deutschen, auch wenn das DHB-Team das einzige ist, das sie hinter sich lassen können.
Zum Autor:
Julian Rux ist Datenanalyst und Datenjournalist. Auf Handballytics.de findet ihr seine neusten Artikel, in denen er aus neuen, datenbasierten Blickwinkeln alle möglichen Themen rund um den Handball analysiert. Ihr findet ihn auch auf Instagram, Facebook und Twitter.
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Nach zwei Spielen steht die deutsche Nationalmannschaft mit zwei Siegen bei der Handball-WM 2023 da - die Erfolge gegen Katar und Serbien haben den vorzeitigen Einzug in die Hauptrunde sowie die Mitnahme von 4:0 Punkten in diese gesichert. Datenanalyst Julian Rux wirft für handball-world während des Turniers einen genauen Blick auf die Zahlen. Heute analysiert er Juri Knorrs Einfluss auf den im Gegensatz zur Abwehr bereits sehr gut funktionierenden Angriff des DHB-Teams.
Die beiden Auftritte der Deutschen hatten eins gemeinsam: Sehr starke Angriffsleistungen. Gestern gegen Serbien erzielten sie 33,3 Tore je 50 Ballbesitzen und trafen dabei 73,3 % ihrer Feldwürfe - wie die Übersicht auf Instagram zeigt. Gegen Katar waren es 30,3 Tore je 50 Ballbesitzen bei 71,1 % erfolgreichen Würfen aus dem Feld.
Mit insgesamt 31,9 Toren je 50 Ballbesitzen stellen sie aktuell den fünftbesten Angriff des Turniers, obwohl der wohl einfachste Vorrunden-Gegner Algerien erst morgen auf das Team um Kapitän Johannes Golla wartet.
In der Abwehr läuft es noch nicht rund
Zwar gab es mit Andy Wolff gegen Katar und Joel Birlehm gegen Serbien auch jeweils gute Torhüterleistungen (38,5 % bzw. 30,8 % gehaltene Würfe), die Defensivstatistiken des Teams waren jedoch noch alles andere als herausragend.
29,7 Gegentore pro 50 Ballbesitzen kassierten sie bisher, hinter Teams wie Südkorea, Uruguay oder sogar den USA ist dies der siebtschwächste Wert aller WM-Teilnehmer. Lediglich 11,8 Prozent der Ballbesitze der deutschen Gegner endeten in einem Ballverlust, wes klar der schlechteste Wert des bisherigen Turnierverlaufs ist.
Gegen Serbien ließ Alfred Gislason auch deshalb erstmals bei der Weltmeisterschaft die 3:2:1-Verteidigung spielen, was gut funktionierte. In der Positionsverteidigung bei gleicher Spieleranzahl kassierten das DHB-Team mit der 6:0-Verteidigung in 22 serbischen Ballbesitzen 16 Gegentore (36,4 Gegentore pro 50 Ballbesitze), in 11 Ballbesitzen mit der 3:2:1-Abwehrformation waren es lediglich sechs Gegentore (27,3 Gegentore pro 50 Ballbesitze).
Wird das Spiel gegen Katar mit berücksichtigt, ist der Unterschied zwischen den beiden Abwehrformationen jedoch deutlich geringer. Auf 50 Ballbesitze gerechnet mussten die Mannschaft um Johannes Golla in der Positionverteidigung bei gleicher Spieleranzahl mit der 3:2:1 Verteidigung lediglich 1,1 Gegentore pro 50 Ballbesitzen weniger hinnehmen als mit der 6:0.
Dreh- und Angelpunkt Juri Knorr
In der bisher sehr gut funktionierenden Offensive überrascht besonders der sehr effiziente Lukas Mertens, der mit elf Toren bei 13 Versuchen nach zwei Spielen der beste Feldtorschütze des Teams ist.
Der insgesamt beste Torschütze ist zurzeit Juri Knorr, wobei von seinen zwölf Toren fünf von der Siebenmeterlinie kommen. Aus dem Feld liegt er bei lediglich sieben Toren bei 14 Versuchen, während er beim Strafwurf noch fehlerfrei ist.
Trotzdem spielt der Rechtshänder der Rhein-Neckar Löwen bisher ein sehr gutes Turnier. Er setzt seine Mitspieler gut in Szene und macht das Team deutlich besser.
Dies zeigt auch der steile Rückgang der statistischen Werte des Teams, wenn Knorr nicht auf dem Feld steht. Bei sieben Ballbesitze im erweiterten Gegenstoß sowie im Positionsangriff bei Gleichzahl war dies bisher der Fall. Drei davon endeten in einem Ballverlust, lediglich zwei Tore sprangen heraus. Bis auf die herausgeholten Sieben sind alle Team-Statistiken mit Knorr auf dem Feld deutlich besser.
+16,1 Tore pro 50 Ballbesitzen erzielt das DHB-Team mit Knorr auf dem Feld mehr im Vergleich dazu, wenn er auf der Bank sitzt. Er ist damit definitiv ein Unterschiedsspieler, auch wenn die Stichprobengröße noch gering ist.
Bei Betrachtung der Rückraum-Kreisläufer-Kombinationen im Positionsangriff und dem erweiterten Gegenstoß fällt auf, dass die drei mit Abstand meistgespielten Kombinationen auch sehr effizient sind.
Besonders die für den Positionsangriff sehr guten Wurfquoten sind hervorzuheben, da bei den beiden Aufstellungen mit Johannes Golla auch kein einziger Siebenmeter erkämpft werden konnte. Wechselt Gislason mehr durch, sinkt die Effizienz. Besonders die Ballverlust-Rate steigt bei den in diesen Phasen registrierten 13 Rückraum-Kreisläufer-Kombinationen deutlich an.
Das morgige Spiel gegen die noch sieglosen Algerier kommt Gislasons Team also sehr gelegen, damit sich auch die bisher weniger eingesetzten Rückraum-Trios einspielen und Selbstvertrauen tanken können.
Die Statistiken der Algerier sind alles andere als überragend. Immerhin beim gegnerischen Ballverlustanteil sind sie mit 14,3 % etwas besser als die Deutschen, auch wenn das DHB-Team das einzige ist, das sie hinter sich lassen können.
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Julian Rux ist Datenanalyst und Datenjournalist. Auf Handballytics.de findet ihr seine neusten Artikel, in denen er aus neuen, datenbasierten Blickwinkeln alle möglichen Themen rund um den Handball analysiert. Ihr findet ihn auch auf Instagram, Facebook und Twitter.
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