04.12.2009 12:58 Uhr - 1. Bundesliga - HSG Wetzlar
Herr Fitzek, wie schaut es aus beim HSV Handball hinsichtlich Zuschauer, Wirtschaftslage und im sportlichen Bereich in der momentan wirtschaftlich schwierigen Zeit in Deutschland?
Christian Fitzek
Ja, natürlich merkt man die Wirtschaftskrise auch beim HSV Hamburg, aber zum Glück nicht so stark wie vielleicht befürchtet. Das hat meiner Meinung nach, neben der Treue und Verlässlichkeit unserer Sponsoren, mehrere Gründe. Wir machen hier seit einigen Jahren eine richtig gute und zielgerichtete Arbeit, unsere Zuschauerzahlen sind stabil und steigen und der sportliche Erfolg hat sicher auch dazu beigetragen, dass wir sogar noch den einen oder anderen Sponsoren hinzu gewinnen konnten. Alles in allem sind wir also trotz der schwierigen Zeiten zufrieden.
Weltklassespieler wie Duvnjak, Vori, die Lijewski-Brüder, das Gille-Brüderpaar, Pascal Hens oder Jogi Bitter, um nur einige zu nennen, sind klangvolle Namen, die für jede Menge handballerische Qualität stehen. Mit Ihrem Team und den klangvollen Namen haben Sie sicher mehr als den Grundstock für den Gewinn zahlreicher Titel gelegt. Was aber braucht es denn nun noch, damit es für den Meistertitel reicht, oder ist der HSV schon jetzt reif für den großen Coup?
Christian Fitzek
Wir liegen aktuell ganz dicht an den Kielern dran, alleine dieser Umstand und unsere Auftritte in der jüngsten Vergangenheit haben uns großen Respekt verschafft. Mittlerweile trauen uns viele auch den Titel zu, wir selber sicher auch. Aber, und das mag als Understatement klingen, es braucht eben mehr als nur eine Saison oder zwei gute Neuzugänge. Das war seinerzeit auch in Kiel so. Ich erinnere mich nur zu gut an Zeiten, als ich als Spieler in Gummersbach den THW leicht belächelte, ob seiner Titelträume und dann hat es irgendwann geklappt und heute sind sie eine absolute Topadresse. Wir jedenfalls werden alles dafür tun, es dieses Jahr zu schaffen, ansonsten greifen wir nächstes Jahr wieder an.
In der letzten Saison wurde in der Öffentlichkeit ein Rückzug von Andreas Rudolph und eine damit einhergehende Einschränkung, schlimmsten Falls der Rückzug des HSV lanciert. Was hat sich seither getan und welche Maßnahmen haben dazu geführt, dass der Club in Meisterschaft und Europapokal so souverän auftritt und diese Gerüchte gänzlich verstummt sind?
Christian Fitzek
Fakt ist, Andreas Rudolph war und ist unser Präsident und zudem eine wichtige Säule im Bereich unserer Sponsoren. In den Anfangszeiten hat er uns gerettet und am Leben gehalten, heute allerdings steht der HSV auf vielen wirtschaftlichen Säulen. In der Außenbetrachtung wird das eine gerne mit dem anderen vermischt. Vielleicht ist es aber auch nur bei einigen der Mitkonkurrenten so, dass man dort hofft, wenn Rudolph nicht mehr ist, dann stirbt der HSV. Neid und Missgunst spielen da sicher auch einen Rolle. Wir haben in der Vergangenheit gute Arbeit geleistet und uns weiterentwickelt, sportlich wie auch wirtschaftlich und Andreas Rudolph ist ein Enthusiast, der immer mit vollem Engagement seine Ziele verfolgt. Das wir nun so da stehen ist das Ergebnis dieser beharrlichen Arbeit und der Geduld. Man braucht Zeit und muss viel und hart arbeiten, das ist wie mit einem Fundament, da muss der Beton auch verarbeitet werden und mit Armierungen und Stahlträgern vorbereitet werden, ehe das Haus drauf kommt. So haben auch wir an Qualität und damit an Flexibilität gewonnen.
Im Sommer verließ Geschäftsführer Piet Krebs den Verein. Wie hat der Verein die Aufgaben anderweitig verteilt und welchen Einfluss, welche Veränderungen hatte dieser Abgang?
Christian Fitzek
Wir haben uns intern etwas anders aufgestellt und umstrukturiert. Klar hat der Weggang von Piet schon eine Lücke gerissen aber diese haben wir vollends geschlossen. Mit der Verlagerung des Sponsorengeschäfts hin zu unserem Vizepräsidenten Dierk Schmäscke, der Verteilung der Aufgaben der Geschäftsstelle und dem Umfeld an den neuen Prokuristen Christoph Wendt und dem Verbleib aller sportlichen Belange bei meiner Person haben wir die Aufgaben auf drei Säulen verteilt und sind so recht gut aufgestellt.
Wie sehen Ihre Aufgaben beim HSV im Detail aus und planen Sie die Arbeit beim HSV als "Altersruhesitz"?
Christian Fitzek
Meine Aufgaben sind sehr umfangreich. Da wir ja nun auch einen Amateurbereich haben und eine recht große Jugendabteilung, ist da schon einiges zu tun. Begleitung der ersten Mannschaft zu Auswärtsspielen, Akquise von Spielern, Vertragsgespräche und all diese administrativen Sachen. Ich leite zudem zweimal die Woche das Fördertraining, da ist die A-Jugend auch mit dabei. Das ist sicher sehr viel und umfangreich. Aber die Arbeit macht sehr viel Spaß und auch meiner Familie gefällt es in Hamburg sehr gut. Hinzu kommt, dass die Zusammenarbeit mit dem aktuellen Trainer, der Geschäftsstelle und dem Präsidenten sehr angenehm und erfolgreich ist. Das alles sind sehr positive Dinge. Deshalb kann ich mir vorstellen, diese Arbeit noch einige Jahre fortzuführen. Wie lange ich das mache ist allerdings ungewiss, im Sport weiß man ja nie wohin die Reise geht.
Zum Schluss an den Fachmann natürlich die Frage nach einem Tipp für die morgige Partie des HSV in Wetzlar...
Christian Fitzek:
Die HSG hat wie auch der HSV, wenn auch auf einer anderen Ebene, eine tolle und erfolgreiche Entwicklung durchlaufen. Parameter sind dazu sicher die tolle, immer gut gefüllte und sehr emotionale Halle, die Strategie mit jungen deutschen Spielern zu arbeiten, das sind gute Sachen. Die Transferpolitik hat gezeigt, dass man sich Gedanken um die Zukunft macht und einige sehr interessante Leute nach Wetzlar geholt. Ein guter deutscher Trainer wie Michael Roth, der diese Philosophie auch lebt, passt absolut dazu. Ich denke, die HSG ist auf einem sehr guten Weg und kann in ein bis zwei Jahren sicher den nächsten Schritt angehen, ähnlich wie es in der Vergangenheit das Team aus Göppingen geschafft hat. Was unser Spiel morgen angeht, so denke ich, wird das eine sehr knappe Angelegenheit, das war in der Vergangenheit immer so. Wetzlar wird sich sehr kampfstark zeigen und mit viel Leidenschaft und Emotion auftreten und dann die Halle mit den tollen Zuschauern. Letztlich glaube ich aber auch, dass wir uns am Ende durchsetzen und gewinnen werden.
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