08.09.2015 14:00 Uhr - 1. Bundesliga - Ulrich G. Monz - IG Handball
Das Thema wird immer brisanter. Die Akteure der DKB-Handball-Bundesliga stöhnen bereits, bevor sie den ersten Ball auf das gegnerische Tor geworfen haben. Der Blick auf den vollen Terminkalender lässt sie wehklagen, was längst nicht als lamentieren zu verstehen ist. Die extremen Belastungen bei den Punktspielen in den englischen Wochen, die Abstellungen zu den Nationalmannschaften, die Engagements der Spitzenvereine in der aufgeblähten Champions-League und dem EHF-Pokal, die Welt- und Europameisterschaften in jährlicher Abfolge und die Teilnahme an den Olympischen Spielen verderben den Protagonisten in der stärksten Handball-Liga den Spaß an ihrem Beruf.
Unlängst forderte Alfred Gislason, Trainer des Meisterteams aus Kiel, aufgrund der hohen Belastungen die Spieler zum Streik auf. Filip Jicha, der in den letzten Monaten des Öfteren mit nicht ausgeheilten Verletzungen zu kämpfen hatte, begründete seinen Wechsel zum FC Barcelona mit mehr Zeit für Regeneration, mehr freie Tage und Zeit für die Familie. Auch Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen kennt die Problematik, wenn er erklärt: Um den internationalen Terminkalender zu entzerren, müssen die Spieler aller großen Ligen an einem Strang ziehen. Ihnen muss bewusst werden, wie wichtig es ist, Mitglied in einer Spielervertretung zu sein, die ihre Interessen vertritt.
Herr Rominger, ist das Thema Streik bei der Belastbarkeit der Spieler - wie ihn Alfred Gislason fordert auch für GOAL der erste Lösungsansatz?
Marcus Rominger:
Der erste Ansatz ist ein Streik sicherlich nicht. Alfred Gislason hat das aber richtig zusammengefasst. Die Belastungsgrenze ist nicht nur erreicht, sondern bereits überschritten. Die Forderung Streik bedeutet aber auch, die Spieler müssen einheitlich ihre Meinung artikulieren. Nur dann kann daran gedacht werden, eine bestimmte Drucksituation aufzubauen. Leider gibt es aber diesbezüglich noch Verständnisdefizite bei einigen Spielern.
Ist das Wehklagen über die Belastung nicht ein Klagen auf hohem Niveau nur von den Spitzenspielern, oder gibt es in dieser Hinsicht auch eine Solidarität durch die anderen Kollegen?
Marcus Rominger:
Das ist die richtige Fragestellung, denn mit dieser Frage werden wir auch konfrontiert. Geht es GOAL darum, den Terminkalender der TOP-Spieler zu reduzieren? Die Antwort lautet: Nein, aber die Topspieler sind die Aushängeschilder unserer Sportart. Man muss sie schützen. Wenn diese Spieler abwandern, verliert die DKB-Handball-Bundesliga auch sehr bald ihren Status als stärkste Liga der Welt. Aber auch für die anderen Spieler kann die Belastung ein Thema sein, wenn es in einem Monat nur zwei Spieltagen gibt und danach plötzlich drei Spieltage in einer Woche angesetzt werden. Das Thema ist zwar für die Top-Spieler plakativ und steht auch mehr in der Öffentlichkeit, doch es ist nicht der einzige Titel.
Nikolaj Jacobsen, Trainer der Rhein-Neckar Löwen, hat jüngst festgestellt, dass es bereits unter den Top-Klubs des DKB-Bundesliga eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gibt, nämlich Vereine, die einen so breiten Kader haben, dass sie zwei Sporthallen zum Warmlaufen benötigen. Gleiches gilt auch auf dem europäischen Parkett, wo es Klubs gibt, die in der Liga nicht gefordert werden und ihre Spitzenspieler für die Begegnungen der europäischen Wettbewerbe schonen können.
Marcus Rominger:
Ich glaube nicht, dass es in der Bundesliga eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bei den Top-Teams gibt. Wenn ein Klub in einem internationalen Wettbewerb spielt, dann wird das Management ernsthaft prüfen, wie viele Spieler es verpflichtet, zudem haben alle Mannschaften einen Unterbau, aus dem sie Spieler rekrutieren können. Auf europäischer Ebene ist das allerdings gravierend. Es gibt Länder, da dominieren nur ein oder zwei Vereine, die dann den Focus auf den Europapokal legen können. Wir müssen achtpassen, dass Handball nicht zu einem Elitensport wird, wo es nur ein paar Mannschaften gibt, die es drauf haben. Es fehlt mancherorts der Blick für die breite Masse.
Gibt es Spieler, die das Problem der Überlastung dahingehend selbst lösen, dass sie auf internationale Meriten verzichten und Nationalmannschaftsberufungen absagen?
Marcus Rominger:
Ja, Kim Ekdahl Du Rietz von den Rhein-Neckar Löwen hat bereits die Konsequenz gezogen und spielt nicht mehr für sein Heimatland, was für einen Skandinavier schon relativ ungewöhnlich ist. Auch Johannes Bitter hatte eine Auszeit von der Nationalmannschaft, weil er seine Kinder aufwachsen sehen möchte. Das tägliche Brot wird in den Vereinen verdient und jeder muss persönlich die Entscheidung treffen, bis zu welchem Punkt es geht.
In anderen Sportarten besonders in den USA kennt man das Prinzip des Lockouts (Aussperrunge/Streiks), um gemeinsame Spielerinteressen durchzusetzen. Stets waren wirtschaftliche Gründe der Anlass, nicht aber die köperliche Belastung aufgrund der Anzahl der Spiele oder die Reisestrapazen. Stehen deshalb die Handball-Profis der Bundesliga nicht wie Weicheier da?
Marcus Rominger:
Als Weicheier sicher nicht, aber es ist schon krass, mit welchem Selbstverständnis im US-Sport Mannschaften Spielzeiten mit 80 bis 150 Matches akzeptieren. Dort ist aber auch die Struktur einschließlich der wirtschaftlichen Größen anders. Dort wissen die Spieler aber auch, dass sie nur gemeinsam ihre Interessen vertreten können, dass sie eine Macht haben, wenn sie gemeinsam organisiert sind. Wir müssen hier in Deutschland unsere Solidarität bündeln, um einmal anzufangen, die primären Ziele der Lizenzhandballer zu vertreten.
Uwe Gensheimer ist Mitglied von GOAL und eine Verfechter des Solidaritätsgedankens. Warum ist es noch nicht allen Spielern bewusst, eine Interessenvertretung zu haben?
Marcus Rominger:
GOAL bewegt sich im Bereich von 30% der aktiven Bundesligaspieler. Nationalspieler wie Uwe Gensheimer und Steffen Weinhold geben aber den Leitgedanken weiter, sodass wir dabei sind, unser Grundpotenzial an Mitglieder zu steigern. Zudem befindet sich GOAL noch in der strukturellen Aufbauarbeit und lechzt nicht nach Schlagzeilen.
GOAL ist Mitglied in der gesamtspielerischen Vereinigung European Handball Players Union (E.H.P.U.). Diese hat einen Sitz im Gremium der Europäischen Handball Federation (EHF). Welche Einflussmöglichkeiten gibt es dort?
Marcus Rominger:
Allein der Sitz in diesem Gremium ist schon einmal sehr wichtig, um Strömungen frühzeitig zu erkennen, die möglicherweise ein rechtzeitiges Reagieren erfordern. Einen wichtigen Punkt kann ich diesbezüglich nennen. Bei den diesjährigen European Games in Baku sollte auch Handball vertreten sein. Diese Fragestellung wurde offen in diesem Gremium diskutiert, sodass die Empfehlung an die EHF gerichtet wurde, dem könne man nur zustimmen, wenn auf ein anderes Großereignis verzichtet werde, weil eine Teilnahme zu einer Überbelastung der Spieler führe. Daraufhin wurde Handball nicht in das Programm der European Games aufgenommen. Als Präsident der E.H.P.U. bin ich informiert und involviert und werde deshalb dort auch in Zukunft die Spielerinteressen nachhaltig vertreten.
Herr Rominger, vielen Dank für das ausführliche Gespräch.
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