13.06.2018 18:15 Uhr - 1. Bundesliga - Julia Nikoleit
Herr Jamelle, welche Resonanz gab es auf den ersten Artikel bei handball-world, dass der DHB ehemalige Spieler als Schiedsrichter gewinnen will?
Wolfgang Jamelle:
In den ersten Wochen war das Interesse sehr gering. Es hat sich zwar tatsächlich ein ehemaliger Nationalspieler gemeldet, der daran interessiert war, aber er kommt mit 47 Jahren vom Lebensalter her nicht mehr für eine Schiedsrichtertätigkeit im oberen Bereich in Frage. Das habe ich ihm auch so deutlich gesagt und das hat er auch verstanden. Kürzlich hat sich dann noch eine Spielerin aus der Frauen-Bundesliga gemeldet, die aktuell ihren Schiedsrichterschein macht und gerne zusammen mit einer Mitspielerin aus ihren Mannschaft, die bereits ausgebildete Schiedsrichter ist, ein Team bilden möchte. Wir stehen jetzt in Kontakt und werden in den nächsten Wochen die Möglichkeiten ausloten.
Das ist doch ein erster Erfolg, aber eine Nachfrage noch zu dem ehemaligen Nationalspieler. Wenn Sie sagen, er kommt vom Lebensalter nicht in Frage - welches Alter wäre denn im Rahmen?
Wolfgang Jamelle:
Wir wollen Spieler ansprechen, die ihre Karriere bereits beendet haben - von daher ist ein Alter von Ende Zwanzig bis Mitte Dreißig optimal, im Ausnahmefall und mit Vorerfahrung wäre aber auch noch ein Einstieg mit Anfang 40 vorstellbar. Doch da selbst unsere aktiven Schiedsrichter über der Grenze von 50 Jahren nicht mehr in der Bundesliga zum Einsatz kommen, ist es einfach zu spät, mit 47 Jahren einzusteigen. Jemand, der bisher gar nicht gepfiffen hat, muss sich ein, zwei Jahre an diese Tätigkeit gewöhnen, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Daher ist ein Einsteiger jenseits der Mittvierziger für uns kein Thema mehr.
Welche Voraussetzungen gibt es abgesehen von diesem Altersrahmen?
Wolfgang Jamelle:
Wenn die Interessenten schon Erfahrung als Schiedsrichter aus früherer Zeit hätten, wäre das sicherlich von Vorteil, es ist aber keine Voraussetzung! Denn wir wollen ja gerade die Spieler, die hochkarätig spielen bzw. gespielt haben, ansprechen. Daher würden wir sicherlich versuchen, solche Leute durch spezielle Förderung an die Schiedsrichterei heranzubringen. Ein großes Thema ist natürlich die Partnerwahl. Wir müssen ihnen einen Gespannpartner zuteilen können, der regional - aber auch persönlich - passt. Wenn dieser Erfahrung als Schiedsrichter hat, ist das sicherlich auch besser, als wenn zwei ehemalige Spieler zusammengehen, die das Pfeifen beide noch nie gemacht haben. Dann müssten wir erst beide qualifizieren.
Sprich: Ex-Spieler würden es ermöglichen, entstehende Lücken zu schließen?
Wolfgang Jamelle:
Wenn die Möglichkeit besteht, einen Interessierten mit einem bereits in höheren Klassen tätig gewesenen Schiedsrichter zusammenzubringen, wäre das sicherlich sehr sinnvoll. So ähnlich haben wir es auch mit Nicolai Hansen gemacht. Er hat einen Partner bekommen, der schon 2. Bundesliga gepfiffen hat. Dann geht es für beide sicherlich schneller in die oberen Spielklassen, als wenn sich zwei zusammentun, die noch nie die Pfeife im Mund hatten. Dieses Duo müssten wir erst einmal generell an die ganzen Gegebenheiten des Schiedsrichterwesens heranführen.
Ohne viel Schiedsrichtererfahrung in den Bundesligabereich - ist es überhaupt möglich, sich die notwendige Regelkenntnis ad hoc anzueignen, ohne jahrelange Erfahrung an der Pfeife?
Wolfgang Jamelle:
Die regeltechnischen Bereiche kann man sicherlich einfacher erlernen als die Praxis - auch, wenn die Regeltechnik natürlich sicher beherrscht werden muss. Das würden wir mit einem speziellen Programm in relativ kurzer Zeit machen können - ohne, dass wir den Interessenten einen Grundkurs auferlegen müssen, wie ihn Anfänger in den unteren Klassen absolvieren müssen. Bei erfahrenen Spielern, die höherklassig gespielt haben, kann man natürlich anderes Wissen voraussetzen. Wir müssen dann eine Struktur finden, damit es relativ schnell und einfach geht. Die Praxis ist jedoch das A und O. Wie leitet man ein Spiel? Wie kommuniziere ich als Schiedsrichter? Welche Bedeutung hat das Stellungsspiel? Wir müssen gucken, wie wir unsere Interessenten so qualifizieren können, dass sie möglichst schnell in oberen Klassen zum Einsatz kommen können.
Sind gemischte Gespanne - ein Mann und eine Frau - auch eine Möglichkeit? Im Elite- und Bundesligakader gibt es eine solche Kombination derzeit ja nicht.
Wolfgang Jamelle:
Es ist nicht ausgeschlossen. Auch im Moment gibt es - in den Landesverbänden - vereinzelt gemischte Gespann. Wir hatten auch mal, das ist allerdings etliche Jahre her, ein Ehepaar, das in der 2. Bundesliga gepfiffen hat.
Nehmen wir mal ein, ein Spieler - oder eine Spielerin - steht vor dem Karriereende, will aber noch ein, zwei Jahre zum Abschluss spielen. Wäre es möglich, parallel schon einmal über dieses System den Quereinstieg zu absolvieren?
Wolfgang Jamelle:
Ich sehe da keinen Interessenkonflikt. Wir hatten schon einmal zwei Spieler vom TuS Ferndorf, die ein Gespann gebildet haben und außerhalb ihrer Spielertätigkeit einige Partien geleitet haben. Sie spielen jetzt jedoch in unterschiedlichen Vereinen, sodass sie als Team nicht mehr zusammen sind. Grundsätzlich gilt: Das kann man alles organisieren. Wenn es Spieler sind, die ernsthaft Interesse an der Schiedsrichterei haben und die Zeit zur Vorbereitung nutzen wollen, lässt sich das machen. Wir werden dann im Einzelfall schauen, wie es sich umsetzen ließe.
Sprich: Flexibilität wird großgeschrieben?
Wolfgang Jamelle:
Sicherlich! Eine starre Regelung wollen wir für hochkarätige Spieler nicht haben, weil wir genau wissen, dass es eher verschreckt als nützlich ist. Vor diesem Hintergrund würden, wir ein individuelles Programm entwickeln, wenn sich ein Spieler bei uns gemeldet hat und uns über Zielvorstellungen und zeitliche Möglichkeiten austauschen. Dann gucken wir individuell, wie wir speziell auf diesen Interessenten zugeschnittene Ausbildungsmöglichkeiten umsetzen könnten.
Das klingt nach einem großen Aufwand. Was versprechen Sie sich davon, ehemalige Spieler zu Schiedsrichter zu machen?
Wolfgang Jamelle:
Ein Spieler, der höherklassig gespielt hat, bringt natürlich ein sehr hohes Spielverständnis mit. Er kennt viele Feinheiten des regulären und irregulären Spiels und hätte vermutlich von Anfang an eine ganz andere Akzeptanz bei allen Beteiligten, als das ein junger Schiedsrichter hätte, der diese Spielpraxis und Spielerfahrung gar nicht haben kann. Wer sehr jung mit der Schiedsrichterei angefangen hat, hat oft selbst nicht so hoch gespielt. Daher ist es der große Vorteil, dass ehemalige Spieler mit allen Wassern gewaschen sind. Sie kennen alles, was im höherklassigen Handballsport möglich ist und können ganz anders auf diese Situationen schauen als jemand, der diese Spielpraxis nicht mitbringt.
Hinweis:
Ihr spielt 3. Liga oder höher, beendet demnächst eure Karriere und wollt Schiedsrichter werden? Dann meldet euch direkt bei DHB-Schiedsrichterwart Wolfgang Jamelle - einfach per E-Mail unter wolfgang.jamelle@dhb.de.
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