15.04.2024, 11:37
"Phänomenale Stabilität"
Die slowenischen Handballerinnen errangen am Sonntag in Neu-Ulm, nachdem dank ihres Sieges gegen Paraguay die Deutschen bereits am Samstagabend feiern konnten, etwas überraschend das zweite Olympia-Ticket beim Turnier in Neu-Ulm. Die Freude ist ähnlich groß wie beim DHB-Team, auch weil die Geschichte dahinter ähnlich ist.
"Ich bin so glücklich und stolz auf unser Team, auf uns alle, die seit so vielen Jahren alles für das Nationalteam geben. Manchmal haben wir gar nicht gewagt davon zu träumen, dass die Teilnahme an den Olympischen Spiele real wird", ließ Sloweniens Star-Spielerin Ana Gros ihrer Freude gegenüber dem Pressedienst des Verbands freien Lauf. "Erst haben wir davon geträumt, uns dann entwickelt und am Ende haben wir es wahr werden lassen."
"Ein spezielles Dankeschön gilt denen, die an uns geglaubt haben und die uns in Neu-Ulm unterstützt haben", so Gros weiter. Dabei gab es zuhause wohl, womöglich abgesehen vom offiziellen Livestream auf Youtube, keine Chance, das Turnier im Fernsehen zu verfolgen. "Es ist eine Schande, dass die Spiele nicht im slowenischen Fernsehen gezeigt wurden", äußerte sich der TV-Experte und frühere Bundesligaspieler Ognjen Backovic bei "Siol".
Vielleicht war der Coup der Sloweninnen zu überraschend, um Sendezeit bei RTV Slovenija freizuschaufeln. "Aber ich muss zugeben, dass ich wirklich begeistert bin. Bei den Männern habe ich im Geheimen gehofft oder erwartet, dass wir Chancen haben, von den Frauen bin ich positiv überrascht. Montenegro hat seit langem oben mitgespielt, sie haben in Slowenien EM-Bronze gewonnen, daher war es eine anspruchsvolle Mission", kommentierte Backovic.
"Die Atmosphäre in der Arena war unglaublich. Ich bin froh, dass wir dem Druck widerstanden und eine reife Leistung gezeigt haben. Wir haben es bis zum Ende durchgezogen", sagte Torhüterin Amra Pandzic gegenüber Siol. "Ich habe keine Worte dafür, dass wir die ersten slowenischen Handballspielerinnen sind, die es geschafft haben, uns für Olympia zu qualifizieren. Das ist großartig, unreal." Ganz ähnlich hatte sich die deutsche Kapitänin Alina Grijseels geäußert.
Die Geschichte hinter dem Triumph Sloweniens über Montenegro am Sonntag und das dadurch errungene Olympia-Ticket ist indes ganz ähnlich wie die des deutschen Teams. Dragan Adzic hatte dabei ein Jahr mehr Zeit als Bundestrainer Markus Gaugisch, seit 17. April 2021 steht der Montenegriner an der Seitenlinie. "Ich bin sehr dankbar dafür, was die Mädchen gezeigt haben", sagte Adzic dem Pressedienst des Verbands.
"Seit ich Trainer bin, sind die Spielerinnen in allen entscheidenden Spielen superb aufgetreten", ist derweil ein Satz von Adzic, den man Gaugisch wohl nicht entlocken könnte. "Es war unglaublich schwierig, aber auf der anderen Seite zeigt es die", freut sich Adzic über den Coup, der Slowenien gegen den Dauerrivalen Montenegro am Sonntag in Neu-Ulm gelungen ist. Montenegro war seit 2012 bei drei Olympischen Spielen und geht nun leer aus. Slowenien ist erstmals dabei.
Dabei war der Traum von Olympischen Spielen für Slowenien zunächst weit weg, ähnlich wie beim deutschen Team, das seit 16 Jahren nicht qualifiziert war. "Wir haben daran seit einigen Jahren gearbeitet", erzählte Amra Pandzic bei Siol. "Wir wollten es erreichen, aber es gab immer ein paar Zweifel im Hintergrund, Unsicherheit. Wir haben einen Traum wahrwerden lassen." Um 13 Uhr wird die slowenische Delegation im Heimatland empfangen und wohl mit Glückwünschen überhäuft.
Felix Buß