30.01.2025, 01:08
Kretzschmar pflichtet Weltmeister von 2007 bei
Das Viertelfinale gegen Portugal bedeutete für die deutsche Nationalmannschaft bei der Handball-WM die Endstation. Kritik gab es hinterher an einer Einschätzung von Bundestrainer Alfred Gislason.
Mit versteinerter Miene trat Alfred Gislason vor die TV-Kameras. "Natürlich ist das sehr bitter", erklärte der Bundestrainer in seiner ersten Einschätzung in der ARD nach dem Viertelfinal-Aus gegen Portugal.
Sein Team aber habe "nach einem sehr schlechten Start großartig gekämpft" und "wirklich gut gespielt". Der zweite Teil der Aussage war zumindest diskussionswürdig. Gislason lobte die deutsche Abwehr und einen "überragenden" Andreas Wolff, dem noch auf dem Feld nach Abpfiff die Hutschnur geplatzt war.
"Wir leisten uns im Angriff zu viele Fehlwürfe, in der ersten Halbzeit auch zu viele technische Fehler", bemängelte Gislason dann doch. Für die letzte Abwehraktion, in die Kapitän Johannes Golla nicht fand, machte Gislason seinem Abwehrchef "überhaupt keinen Vorwurf". Der Flensburger habe "über 70 Minuten eine unglaublich starke Leistung" gezeigt.
Gislason merkte zudem an, dass "der eine oder andere nicht fit" ins Viertelfinale gegangen war, schob aber hinterher: "Das ist keine Entschuldigung." Sein Team erlebte er generell "nicht ganz so fit wie im Sommer". Als die DHB-Auswahl mit Olympia-Silber mächtig Hoffnungen für die WM geschürt hatte.
Einen ganz schwachen Tag erwischte gegen Portugal auch der bei Olympia noch so überragende Renars Uscins. Gislason haderte mit dem Umstand, dass der Linkshänder "das ganze Turnier so gut wie alleine im rechten Rückraum" war: "Das kannst du auch nicht so verkraften."
Als Gislason schließlich offen darauf angesprochen wurde, ob der sechste Platz bei der WM nicht ein Rückschlag sei, entgegnete der Bundestrainer vehement: "Das ist kein Rückschlag."
Eine Aussage, die im beliebten Handball-Talk Harzblut mit den ehemaligen Nationalspielern Stefan Kretzschmar, Michael Kraus und Pascal Hens auf wenig Gegenliebe stieß. "Bullshit, natürlich ist das ein Rückschlag", widersprach beispielsweise Weltmeister Kraus dem Bundestrainer und schob nach: "Uscins ist überspielt? Und was ist mit Gidsel? Ist der nicht überspielt? Der spielt gefühlt 70 Minuten pro Spiel."
Gemeint war Dänemarks Überflieger Mathias Gidsel, der auch im längst entschiedenen WM-Viertelfinale gegen Brasilien wieder nur 29 Sekunden nicht auf der Platte gestanden hatte.
Kretzschmar nahm seinerseits Bezug auf die starken Endspurts des DHB-Teams bei diesem Turnier, durch die immer wieder der Kopf aus der Schlinge gezogen wurde. "Heute ist uns die ganze Sache um die Ohren geflogen", so der Sportvorstand der Füchse Berlin: "Es sah kraftlos aus."
Auch er pflichtete Kraus bei: "Natürlich ist es ein Rückschlag für den deutschen Handball - das kann man doch so sagen." Eine Analyse des Turniers lasse keinen anderen Schluss zu.
msc