08.08.2024, 09:20
Bundestrainer sieht "ein phänomenales Spiel" vom 22-Jährigen
Renars Uscins machte gegen Frankreich das "Spiel seines Lebens". Bei Olympia ist der erst 22-Jährige allerdings längst noch nicht fertig. Einen olympischen Rekord hat der Linkshänder seit Mittwoch in der Tasche.
Die Forderung vom Bundestrainer war unmissverständlich. "Wir müssen eines der besten Spiele der letzten Jahre - wenn nicht sogar das beste Spiel - zeigen", hatte Alfred Gislason vor dem Viertelfinale gegen Gastgeber und Titelverteidiger Frankreich verlauten lassen. Renars Uscins nahm es besonders genau.
Der Kapitän der U-21-Weltmeister aus dem Jahr 2023 zeigte eine der besten individuellen Leistungen eines deutschen Nationalspielers des letzten Jahrzehnts. 14 Tore gingen auf das Konto des Linkshänders von der TSV Hannover-Burgdorf, womit er einen olympischen Rekord knackte. Denn: Nie waren einem einzelnen Spieler in einem K.-o.-Spiel beim Olympischen Handballturnier mehr Treffer gelungen.
Einen zweiten verpasste er nur knapp: Jerzy Klempel hatte für Polen im Jahr 1976 in Montreal insgesamt 15 Tore in einer Partie geworfen - beim 26:12 in der Vorrunde gegen überforderte Tunesier. Mehr war selbst für Uscins drin, schließlich warf er 21-mal aufs Tor der Franzosen. Vincent Gerard aber war speziell im ersten Abschnitt in die Köpfe der DHB-Spieler gekrochen - 24 Paraden sind herausragend.
Für Rune Dahmke hatte Uscins "das Spiel alleine gewonnen" - und das Halbfinal-Ticket für den zweiten Vergleich mit Spanien gesichert. Und der Überflieger selbst? "Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte, dass ich auf einmal in so einen Flow gerate", gestand Uscins: "Aber ich glaube, ich habe gefühlt alles vergessen drumherum, was passiert, was ist. Ich habe vergessen, wie wichtig die Würfe sind."
Im Profi-Bereich hatte Uscins gerade mal einen einzigen Siebenmeter geworfen (im DHB-Pokal für den SC Magdeburg). Dennoch übernahm er in der Crunch Time auch vom Strich Verantwortung. "Ich war selbstbewusst, und wir haben ja vorher drei Siebenmeter verworfen. Da habe ich gesagt, ich nehme jetzt den Ball, weil ich auch gesehen habe, dass die anderen vielleicht ein wenig verunsichert sind."
Mit Blick auf das Spanien-Spiel am Freitag (16.30 Uhr, LIVE! bei kicker) weiß aber auch Uscins: "Solche Tage hat man nicht immer. Das versuche ich jetzt einfach zu genießen."
Wenig verwunderlich gab es ein Sonderlob vom Bundestrainer. "Renars hat ein phänomenales Spiel gemacht", konstatierte Gislason: "Er macht momentan eins nach dem anderen. Obwohl er auch ziemlich viel Härte mitgekriegt hat, ist er ruhig geblieben und hat weitergemacht."
Gegen die Spanier wird Uscins seine Leistung aus der Gruppenphase wiederholen wollen, zum 33:31-Erfolg trug der unbekümmerte Linkshänder acht Tore (bei zehn Versuchen) bei.
msc