09.08.2024, 20:00
Deutsche Nummer Eins mit 22 Paraden gegen Spanien
Andreas Wolff hielt mit 22 Paraden den Sieg im Olympia-Halbfinale gegen Spanien fest - und schielte direkt danach auf das Endspiel am Sonntag: "Wir haben das Potenzial, Geschichte schreiben zu können."
Die deutschen Handballer wussten nach dem Halbfinale genau, bei wem sie sich zu bedanken hatten: Während Lukas Mertens sich flach auf den Boden fallen ließ und Christoph Steinert auf die Knie sank, stürmten ihre Mannschaftskollegen nach dem Abpfiff auf Torwart Andreas Wolff zu. Auch die Fans huldigten dem Keeper mit "Andi, Andi"-Sprechchören.
Der 33-Jährige war mit 22 Paraden der Matchwinner bei dem umkämpfen 25:24-Sieg. "Andi hat sich gefühlt alles für dieses Spiel aufgehoben. Ein Teufelskerl, der alles hält, was auf ihn zukommt", sagte Rückraumspieler Sebastian Heymann, während Linkshänder Christoph Steinert trocken konstatierte: "Das war erste Halbzeit unfassbar, es war zweite Halbzeit unfassbar und es war in der Schlussphase noch unfassbarer."
Auch Johannes Golla lobte den Schlussmann. "Ich habe aus Spaß heute morgen zu ihm gesagt: Es wird schon reichen, wenn er so hält wie 2016, dann holen wir das Ding - und so in die Richtung war es", lachte der Kapitän und betonte: "Es freut mich für ihn, dass er direkt gut ins Spiel reingekommen ist."
Das war im Viertelfinale gegen Frankreich noch anders; da wurde Wolff noch ausgewechselt und David Späth avancierte zum Matchwinner. "Die letzten ein, zwei Spiele waren ein bisschen schwieriger", wusste auch Golla. "David ist reingekommen und hat performt, aber heute war Andi von Anfang an da. Er hält den ersten Ball von Dujshebaev, einen Hüftwurf innerhalb von neun Metern und dann ist er angezündet und hält danach gefühlt alles."
Torhüter-Kollege David Späth meinte voller Bewunderung: "Andi hat uns heute wirklich den Arsch gerettet. Er hat so viele freie Bälle gehalten. Deswegen zählt er auch zu den besten Torhütern der Welt, dass er genau in solchen Spielen da ist."
Der gefeierte Keeper selbst wollte nach dem Spiel gar nicht lange über seine Leistung reden, sondern war gedanklich schon einen Schritt weiter. "Ich bin müde, möchte in die Kabine gehen, ein bisschen runterkommen und Kräfte sammeln für das anstehende Finale, wo wir das Potenzial haben, Geschichte schreiben zu können", erklärte Wolff den wartenden Journalist:innen.
Er sei "emotional sehr ausgelaugt", ergänzte er. "Das ist ein emotionales Highlight wiedermal gewesen, Zeugnis eines fantastisches Turniers, aber wir haben noch den Schritt nach vorne zu machen und darauf müssen wir uns vorbereiten."
Bereits vor dem Finale (Sonntag, 13:30 Uhr) gegen Dänemark oder Slowenien steht fest, dass Deutschland eine Medaille mit nach Hause nehmen. Von den Spielen in Rio de Janeiro hat Wolff bereits einmal Olympia-Bronze daheim - ebenso wie seine damaligen und jetzigen Teamkollegen Kai Häfner, Rune Dahmke und Jannik Kohlbacher.
"Kai, Rune, Jannik und ich haben seit acht Jahre darauf gewartet, dass wir ein Finale spielen, dass wir eine Medaille um den Hals haben können", sagte Wolff. "Ich bin sehr erleichtert, dass es damit schon geklappt hat und jetzt hoffe ich, dass wir es auch schaffen, dass es eine Goldene sein kann."
Es wäre der erste Olympia-Sieg für den Deutschen Handballbund - die bislang einzigen deutschen Olympiasieg im Handball errang die DDR 1980. Ein Erfolg am Sonntag wäre entsprechen historisch, oder, wie Wolff es formulierte: "Wir haben noch ein Schritt vor uns, um in die Geschichte eingehen zu können."
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