09.08.2024, 18:52
"Bin gerade selbst noch dabei das zu verarbeiten"
Der Jubel kannte keine Grenzen: Deutschland feierte nach dem 25:24 gegen Spanien im Halbfinale des Handball-Turniers bei Olympia. Selbst Bundestrainer Alfred Gislason räumte ein, dass er gerade selbst noch dabei sei das zu verarbeiten. Das DHB-Team hat den Einzug ins Finale geschafft, die Olympia-Medaille sicher. "Dieser Erfolg macht mich sehr stolz. Noch stolzer macht mich aber, wie die Mannschaft spielt", so der Bundestrainer.
"Ich habe der Mannschaft eigentlich gar nichts gesagt. Ich bin gerade selbst noch dabei das zu verarbeiten", erklärte Bundestrainer Alfred Gislason im ZDF nach dem zweiten K.O.-Krimi in diesem Handball-Turnier bei Olympia - wieder mit dem besseren Ende für Deutschland. Wie schon das Viertelfinale gegen Frankreich wurde auch das Halbfinale gegen Spanien erst mit dem letzten Wurf entschieden - diesmal allerdings bereits nach sechzig Minuten und ohne ein Sechs-Sekunden-Wunder.
"Natürlich ist die Freude riesig, dass wir im Finale stehen, aber auch darüber, dass wir es endlich geschafft haben, einer der Großen zum zweiten Mal zu schlagen", erklärte Alfred Gislason im TV-Interview. "Es war ein Riesenkampf mit einer sehr guten Abwehr und einem überragenden Andreas Wolff dahinter", so der Bundestrainer. "Das war eines der besten Spiele, die ich je von ihm gesehen habe, mit seinen 22 Parden, sehr viele davon freie."
Der 33-Jährige zeigte seine beste Turnierleistung und parierte alleine in der ersten Halbzeit elf Würfe der Spanier. Mal mit der Fußspitze, mal mit der Schulter, mal ganz langweilig mit der Hand. Sein grandioser Auftritt weckte bei den Spaniern weit verdrängte Erinnerungen an das EM-Finale 2016, als sie reihenweise am deutschen Schlussmann verzweifelten. Durch die Arena in Lille hallten derweil "Andi, Andi" Sprechchöre.
"Wir hatten ab und zu ein bisschen Pech gehabt, dass die Abpraller wieder bei den Spaniern gelandet sind", haderte Gislason, geriet aber sofort wieder ins Schwärmen - nicht nur über die Abwehr und den Torhüter. "Ich bin auch extrem zufrieden mit der Spielleitung von Juri. Er hat das über das ganze Spiel sehr, sehr gut gemacht und vor allem in der zweiten Halbzeit dann das Zusammenspiel mit unterschiedlichen Nebenleuten. Dann kommt auch noch Uscins sehr stark rein in die zweite Halbzeit."
"Insgesamt spielen alle anderen auch sehr gut. Steinert macht keinen Fehler von Rechtsaußen, wirft alle Bälle rein. Und Golla ist natürlich am Kreis wie in der Abwehr eine Maschine", strahlte der Bundestrainer. "Dieser Erfolg macht mich sehr stolz. Noch stolzer macht mich aber, wie die Mannschaft spielt", sagte der 64 Jahre alte Isländer der dpa.
"Andi hat sich gefühlt alles für dieses Spiel aufgehoben. Ein Teufelskerl, der alles hält, was auf ihn zukommt", sagte Rückraumspieler Sebastian Heymann und fügte mit Blick auf das Finale hinzu: "Wir sind wahnsinnig stolz auf das, was wir erreicht haben. Jetzt wollen wir den letzten Schritt gehen." Im Endspiel wartet nun der Sieger des Duells zwischen Dänemark und Slowenien.
"Er hat großartige Paraden gezeigt, es hat uns ins Finale getragen", sagte Renars Uscins, mit seinen sechs Treffern in der zweiten Halbzeit bester deutscher Torschütze, über den Matchwinner bei Eurosport. Zugleich betonte er: "Ich bin stolz Teil dieses Teams zu sein und eine Medaille sicher zu haben. Aber wir wollen mehr."
Den letzten Schritt hat auch Andreas Wolff im Fokus: "Das ist großartig. Wir haben acht Jahre darauf gewartet, wieder ein Finale zu erreichen. Ich denke, wir haben gezeigt, was in diesem Team steckt. Wir sind überglücklich, dass wir eine Medaille gewonnen haben. Jetzt ist es nur noch ein Schritt, um Geschichte zu schreiben", blickte der Torhüter gegenüber der dpa auf den finalen Showdown am Sonntag voraus.
"Wir hatten ein Gespräch gestern", plauderte Alfred Gislason unterdessen aus dem Nähkästchen. "Wo ich das Gefühl hatte, dass er an sich zweifelt und sich gefragt hat, ob er nach seiner Leistung im ersten Spiel gegen Spanien, anfangen soll oder nicht. Ich habe ihm gesagt, dass er auf jeden Fall anfangen wird und dass seine Leistung im ersten Spiel für mich keine Rolle spielt. David Späth könnte sowieso gut von der Bank kommen. Und dann macht Andreas heute so ein unglaubliches Spiel."
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cie, lmk, mit Material dpa und sid