19.12.2024, 11:17
"Keine verrückten Dinge gemacht"
Eigengewächs Elias Huber führte den HBW Balingen-Weilstetten im Viertelfinale gegen den HSC Coburg zum Final Four nach Köln und sprach nach dem Abpfiff von "einem Wahnsinnsgefühl".
Sein erster Blick nach dem Abpfiff ging zu den eigenen Fans: Während sich die Mannschaftskollegen schon in den Armen lagen, drehte sich Elias Huber zum Fanblock um, riss jubelnd die Arme hoch und schrie seine Freude heraus. "Sie haben uns geholfen, das war der Wahnsinn", begründete der 22 Jahre alte Spielmacher danach schlicht.
Ebenso wie Spieler und Staff flippten die rund 200 mitgereisten Anhänger des HBW Balingen-Weilstetten nach dem 38:33 (30:30, 15:17) nach Verlängerung vor Freude aus; nur die Ordner hielten die Fans davon ab, über die Bande auf das Spielfeld zu stürmen. Bereits während des Spiels hatte der blau-schwarz-rote Fanblock nahezu durchgehend Stimmung gemacht und sich auch gegen die zahlenmäßig überlegenen Heimfans immer wieder Gehör verschafft.
"Coburg ist jetzt nicht so nah und sie sind mit drei Bussen hier", zeigte sich Huber überwätigt und betonte, den Sieg auch für die Fans geholt zu haben: "Sie haben uns 70 Minuten unterstützt und wenn man sieht, wie sie danach abgegangen sind, haben sie es einfach auch verdient." Auch Trainer Matthias Flohr bedankte sich im Interview für den Support: "Ohne sie hätten wir es nicht geschafft, das muss man ehrlich sagen."
Die gleiche Aussage könnte man nach diesem Spiel allerdings auch über Elias Huber treffen. Ohne den 22-Jährigen, der im Angriff der Dreh- und Angelpunkt des Balinger Spiels war, hätten die Gallier von der Alb diesen Sieg wohl ebenfalls nicht geholt. Zehn Assists notierten die Statistiker, dazu sechs eigene Tore. Die Wurfquote war mit 50 Prozent zwar nicht optimal, doch sein Einsatz war dennoch beachtenswert,. Nahezu jeder Ball lief über ihn; er rieb sich auf und übernahm die Verantwortung, obwohl er wiederholt hart einstecken musste.
"Der Angriff ist intensiv, aber dafür ackern die anderen Jungs in der Abwehr", verwies er kurz nach dem Abpfiff - die Zeichen von dem ein oder anderen Foul noch auf der Haut sichtbar - auf die Arbeitsteilung in der Mannschaft. "Da sich andere auf die Abwehr fokussieren, kann ich mich ein bisschen ausruhen und bin dafür verantwortlich, dass es im Angriff läuft."
Und auch, wenn sich der HBW in diesem Abnutzungskampf zwischenzeitlich schwer tat, zwingende Torchancen zu kreieren, war Huber durchaus zufrieden. "Wir sind immer cool geblieben und haben an unser Konzept geglaubt", nannte er als Schlüssel zum Sieg. "Wir haben nie irgendwelche verrückten Dinge gemacht, sondern uns darauf konzentriert, mit 100 Porzent in die Tiefe, ins Eins-gegen-Eins zu gehen und dafür haben wir uns am Ende belohnt."
Nach einer intensiven Achterbahnfahrt schien Balingen in der zweiten Halbzeit schon nach Köln zu schielen, doch dann kam Coburg noch einmal zurück und hatte seinerseits plötzlich die Hand schon am Ticket. Das 30:30 durch Huber und zwei Blocks der Defensive retteten den HBW in die Verlängerung.
"Eigentlich war das Momentum auf Coburger Seite, weil sie aus dem Rückstand noch einmal gekommen sind", musste auch Huber zugeben. "Wir waren dann aber ready für die Verlängerung, keiner hat gezweifelt und wir haben Gas gegeben." Ein 5:0-Lauf sorgte für die Entscheidung. "Einfach mega", bilanzierte Huber. "Wir waren ein Stück cooler und hatten ein bisschen mehr Energie, weil wir eben die Kräfte gut verteilt haben. Es war ein super Spiel von uns und wir sind sehr, sehr glücklich."
Der HBW Balingen-Weilstetten wird der erste Zweitligist seit 26 Jahren sein, der am Finalturnier um den DHB-Pokal teilnimmt. Die drei anderen Teilnehmer werden am Donnerstagabend ausgespielt; anschließend an die Partie MT Melsungen vs. SG Flensburg-Handewitt erfolgt in Kassel direkt die Auslosung der Halbfinalspiele.
Unabhängig von den Ergebnissen werden die Gallier als Außenseiter in das Final4 gehen, doch für Huber und Co. ist das nebensächlich. Die Qualifikation ist einer der größten Erfolge der Vereinsgeschichte - für den Klub, aber auch für den jungen Spielmacher, der seit der Jugendzeit für den HBW Balingen-Weilstetten aufläuft und sich zu einem Leistungsträger mauserte. 55 Assists sind der Bestwert im Team und der viertbeste Wert der Liga; mit 49 Toren ist Huber zudem gemeinsam mit Jerome Müller zweitbester Torschütze der Balinger in der Liga.
Dass es jetzt wirklich nach Köln geht, sei "unfassbar", wie Huber es bezeichnet. Er mahnte jedoch gleich wieder Konzentration an: "Wir freuen uns riesig über den Sieg und das Final Four, aber jetzt ist erst einmal wieder Ligaalltag." Vor der WM-Pause stehen noch ein Heimspiel gegen Konstanz (22.12.) und ein Auswärtsspiel in Großwallstadt (26.12.) an.
Im Kampf um den Aufstieg wären das wichtige Punkte für die aktuell viertplatzierten Gallier. "Das werden zwei Karte Spiele, aber ich hoffe auf Rückenwind", sagte Huber nach dem Abpfiff in Coburg und atmete durch: "Es ist gerade ein Wahnsinnsgefühl und es wäre super, wenn wir das weitertragen können. Ich glaube, das kann uns als Team dazu bringen, noch enger zusammenzurücken und noch einmal Energie zu schöpfen für die nächsten Aufgaben."
jun