19.12.2024, 10:14
Zweitligist Balingen bucht Ticket für Finalturnier
Als Spieler gewann Matthias Flohr das Final Four in Hamburg und die Champions League in Köln. Nun reist er als Trainer mit dem HBW Balingen-Weilstetten zum DHB-Pokal in die Domstadt. Nach dem Viertelfinalkrimi in Coburg bedankte sich der 42-Jährige bei den mitgereisten Fans.
Gratulation zur Qualifikation für das Final Four. Wie stolz bist du gerade auf deine Mannschaft?
Matthias Flohr: Ich bin unfassbar stolz. In diesem Hexenkessel mit dieser Atmosphäre, die hier geherrscht hat, war es klar, dass es für uns schwierig wird, das Spiel gut zu bestreiten. Coburg war heute nicht nur bis ans Maximum motiviert, sondern auch spielerisch sehr, sehr gut. Das hatten wir erwartet und wir wussten, dass es ganz anders wird als das Hinspiel. Wir mussten gucken, dass wir dranbleiben und uns nicht abschütteln lassen.
Zwischenzeitlich habt ihr jedoch immer wieder zurückgelegen …
Es war ein paarmal wirklich der Fall, dass das Spiel fast weg war, aber wir haben uns immer wieder zurückgekämpft. Und in der Schlussphase war dann auch ein Quäntchen Glück dabei, dass will ich gar nicht abstreiten; es war ein Spitz-auf-Knopf-Spiel. Bis zur 60 Minuten war es ein Spiel auf Augenhöhe. Es war ein kampfbetontes Spiel, eine richtige Schlacht, wo beide Mannschaften ihr Herz auf der Platte gelassen haben. Alles, was Handball auszeichnet, war heute dabei. Ich glaube aber, dass wir aufgrund der Verlängerung - so, wie wir die Verlängerung gespielt und dominiert haben - am Ende verdient gewonnen haben.
Es war ein Spiel mit Höhen und Tiefen für beide Teams, gerade am Ende der regulären Spielzeit war es - du hast es selbst gesagt - hauchdünn. Wie erlebt man so ein Spiel aus Trainersicht?
Man versucht, alles im Blick zu haben, was man vielleicht verändern muss. Man hat 1.000 Optionen im Kopf und dort die richtige herauszufiltern, ist nicht einfach. Die Jungs zu kriegen, wenn sie so emotional sind, ist auch immer einer Aufgabe; dass sie das aufnehmen, was man ihnen mitgeben will. Ich glaube, dass wir es insgesamt in der Kooperation zwischen Spielern und Trainerteam super gelöst haben. Wir haben immer wieder etwas umgestellt und immer wieder die richtigen Lösungen gefunden.
Was bedeutet dir der Einzug ins Final Four?
Ich bin unfassbar stolz und freue mich unglaublich. Ich war als Spieler schon ein paar Male beim DHB-Pokal-Final4 in Hamburg, ich war beim Champions-League-Final4 in Köln, aber ich war noch nie beim DHB-Pokal in Köln. Das fehlte mir noch und daher passt das jetzt hervorragend (lacht).
Hand aufs Herz: Dass man das ausgerechnet als Trainer von Balingen erreicht, ist aber auch … kurios.
Damit rechnet natürlich keiner. Wir schlagen Wetzlar zuhause, einen Bundesligisten, das muss man erst einmal schaffen und wir werden Rostock, die davor gut gespielt haben, auswärts raus. Im Viertelfinale bekommen wir dann mit Coburg den einzigen anderen Zweitligisten zugelost, okay, aber Coburg hat nicht wie ein Zweitligist gespielt. Das war nahe am Erstliga-Niveau, was beide Teams hier geliefert haben. Man muss aber den Weg, den der DHB-Pokal vorgibt, durchziehen und diese Spiele auch erstmal gewinnen. Jetzt ist es einfach traumhaft
Reist jetzt ganz Balingen nach Köln?
Köln wäre auf jeden Fall groß genug (lacht). Ich habe von vielen Menschen gehört, die vor dem Spiel schon gebucht haben und habe nur gedacht: Eieiei, jetzt haben wir noch mehr Druck! Ich glaube daher schon, dass viele fahren werden. Ohne die 200 Fans, die uns heute unterstützt haben, hätten wir es auch nicht geschafft, das muss man ehrlich sagen. Wenn wir nicht diesen Support gespürt hätten, diese blaue Wand hinter uns gehabt hätten, hätten wir uns nicht immer so zurückgekämpft. Ihre Unterstützung war extrem wichtig in dieser schwarz-gelben Atmosphäre.
Wie holst du dein Team jetzt auf den Boden des Ligaalltags zurück?
Das frage ich mich auch gerade. Ich muss das auf jeden Fall, jetzt werde ich es noch nicht machen, aber spätestens morgen werde ich sie daran erinnern, dass wir in sehr naher Zukunft zu Hause gegen Konstanz spielen und da wieder das richtige Level hinkriegen müssen. Heute wird sich nur gefreut, dafür macht man es, aber das Spiel gegen Konstanz wird eine riesige Aufgabe, keine Frage. Nach so einem emotionalen Event ist das eine Traineraufgabe, dass sich das Team wieder fokussiert - und auch belohnt. Es wird gegen Konstanz eine tolle Atmosphäre sein, die Leute werden uns sehr positiv gesonnen sein und das sollten wir so mitnehmen.
Als Rückenwind im Kampf um die oberen Plätze?
Ich glaube schon, denn emotional positive Erlebnisse sind immer gut für eine Mannschaft. Wir haben in letzter Zeit auswärts eher schwach gespielt, aber haben es jetzt in diesem wichtigen Spiel geschafft, das umzudrehen und auch auswärts unsere Stärke gefunden. Ich glaube fest daran, dass uns dieser Sieg Rückenwind gibt für die letzten zwei Spiele in diesem Jahr, die wir natürlich gewinnen wollen.
jun