09.06.2023, 12:40
"Ich kann den Verein nicht mehr wiedererkennen"
Die SG Flensburg-Handewitt kommt auch kurz vor Abschluss der Saison 2022/23 einfach nicht zur Ruhe. Die Trennung von Vereinsikone Lars Christiansen schlägt hohe Wellen. Geschäftsführer Holger Glandorf reagierte bereits.
Die Spielzeit 2022/23 kann bei der SG Flensburg-Handewitt getrost als Achterbahn bezeichnet werden. Doch nicht nur sportlich gab es ein Auf und Ab, auch personell hat sich an der Förde einiges getan. Die Trennung von Meistertrainer Maik Machulla Ende April war vielen Fans sauer aufgestoßen. Mitte Mai präsentierte die SG mit Nicolej Krickau den Nachfolger ab Sommer, am vergangenen Mittwoch in Ljubomir Vranjes den neuen sportlichen Leiter.
Ein kleinerer Absatz in der Flensburger Pressemitteilung vom Mittwoch gehörte auch Vereinsikone Lars Christiansen, dessen Vertrag als Koordinator der Lizenzmannschaft nicht verlängert wurde. "Wir haben uns für eine Neuausrichtung und für neue Impulse im sportlichen Bereich entschieden", begründete Geschäftsführer Glandorf die Entscheidung.
Christiansens Replik ließ nicht lange auf sich warten. Der einstige Weltklasse-Linksaußen erklärte dem Fernsehsender TV2: "Ich kann den Verein und die Art und Weise, wie er Dinge tut, nicht mehr wiedererkennen." Von seiner Abberufung habe er gerüchteweise gehört, erst danach sei die Vereinsführung auf ihn zugekommen.
"Es gab einige Dinge, die nicht mit meinen Werten und den Spielregeln übereinstimmen, die meiner Meinung nach sein sollten, und daran kann ich nicht teilhaben", stellte Christiansen klar. Auch der Umgang mit Mark Bult, der nach der Beurlaubung von Machulla vom Assistenten zum Interimstrainer aufgestiegen war, missfiel Christiansen. Offenbar war Bult eine Festanstellung in Aussicht gestellt worden, ehe dann doch mit Krickau ein Externer den Zuschlag erhielt.
Bult hatte selbst öffentlich kurz nach der Krickau-Verpflichtung erklärt, "schon sehr enttäuscht" zu sein. Die von der SG-Führungsetage in den Raum gestellte Chance, sich selbst als dauerhaften Cheftrainer zu etablieren, sei "nie realistisch gewesen".
Christiansen legte im TV nach und kritisierte deutlich: "Für mich war Flensburg immer eine Familie, in der wir gemeinsam an den Zielen gearbeitet und uns gegenseitig den Rücken gestärkt haben. Wir waren anständig zueinander und haben die Dinge auf eine anständige Art und Weise erledigt. Aber ich glaube nicht, dass das mehr so ist."
Aussagen, die rund um das Flensburger Auswärtsspiel beim HC Erlangen (33:28) am Donnerstag, aufgegriffen wurden. Glandorf erklärte vor der Partie in Nürnberg am "Sky"-Mikrofon: "Natürlich können wir seine persönliche Enttäuschung verstehen und sind ihm für seine Arbeit zu großem Dank verpflichtet. Wir sehen jetzt die Möglichkeit, nach vorne zu schauen und einen Neustart zu schaffen und unsere Ziele - in Europa wieder in die Champions League zu kommen - anzugreifen."
Bei Christiansen habe es sich um einen "offenen Prozess" gehandelt, in dem der zweimalige dänische Europameister auch "die Chance hatte, sich zu präsentieren. So ist es im Handball-Geschäft, wir wollen einen neuen Start wagen und eine neue Ära prägen." Auch Glandorf habe sich sein erstes Jahr deutlich ruhiger vorgestellt.
Doch die personellen Wechsel seien notwendig, um den Verein in ruhigeres Fahrwasser zu führen: "Deswegen machen wir diese Umstrukturierung und wollen zur neuen Saison wieder Vollgas geben und in eine ruhigere Phase kommen."
msc