24.04.2023, 16:48
"Eine Ära geprägt"
Nach drei ganz bitteren Niederlagen binnen einer Woche hat sich die zuvor vier Monate ungeschlagene SG Flensburg-Handewitt von Cheftrainer Maik Machulla getrennt. Der 46-Jährige hatte an der Förde eine Ära geprägt.
21 Pflichtspiele war die SG Flensburg-Handewitt vor dem Final Four im DHB-Pokal ungeschlagen, dann nahm die Saison eine unerwartete Wende. Die Norddeutschen verloren ihr Pokal-Halbfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen überraschend deutlich mit 31:38. Nur wenige Tage später scheiterte der Mitfavorit in der European League am spanischen Vertreter Granollers. Nach dem 31:30 im Hinspiel gingen die Flensburger, die das Final Four in eigener Halle hätten spielen dürfen, im Rückspiel vor eigenem Publikum mit 27:35 unter.
SG-Geschäftsführer Holger Glandorf machte unmissverständlich klar: "Vom Image her ist uns ein Riesenschaden entstanden." Nach dem Ärger in Köln, als Coach Machulla nach dem verlorenen Halbfinale einen kleinen Teil der eigenen Fans angegangen war ("unfassbar respektlos"), folgte am Dienstag der noch schmerzhaftere Tiefschlag.
Ausgerechnet am Sonntag wartete nun in der Liga das von den Fans mit Spannung erwartete Nordderby zur absoluten Unzeit, ein ausgeruhter THW Kiel zeigte der SG klar die Grenzen auf. Nach 30 Minuten hatte Machullas Mannschaft gerade mal acht Tore geworfen, am Ende stand eine Zehn-Tore-Klatsche (19:29). In der Meisterschaft liegen die Flensburger nun vier Zähler hinter Spitzenreiter Kiel und dessen punktgleichem Verfolger Füchse Berlin.
Einen Tag später ist Machulla seinen Job los. "Wir haben uns intensiv mit der Situation und dem Auftreten der Mannschaft auseinandergesetzt und sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir jetzt einen neuen Impuls setzen müssen", wird Glandorf zitiert: "Es gilt jetzt, in den verbleibenden acht Spielen die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb abzusichern."
Der ehemalige deutsche Nationalspieler und der Beiratsvorsitzende Boy Meesenburg sahen in der Freistellung Machullas laut Pressemitteilung "keine leichte, aber eine notwendige Entscheidung". Machulla habe bei der SG "eine Ära geprägt. Er hat in den vergangenen Jahren hervorragende Arbeit geleistet und uns zu großen Erfolgen geführt. Dafür sind wir ihm sehr dankbar", so Glandorf weiter.
Im Sommer 2017 hatte Machulla das große Erbe von Ljubomir Vranjes angetreten und war mit den Flensburgern gleich in seinen ersten beiden Jahren deutscher Meister geworden. 2020 und 2021 folgten zwei deutsche Vizemeisterschaften, 2019 gewann Flensburg zudem unter seiner Führung den DHB-Supercup.
Meesenburg betonte: "Trotz der enttäuschenden Auftritte unserer SG in den letzten Spielen ist das Umfeld, vor allem mit Fans, Sponsoren und Gesellschaftern, loyal und unterstützend gegenüber unserer Mannschaft aufgetreten. Für diese Geduld und die hervorragende Unterstützung möchte ich mich im Namen des Beirates uneingeschränkt bedanken." Auch wenn Machulla "ein großartiger Teil unserer SG-Geschichte" bleibe, war es Zeit für eine Veränderung. "Wir als Beirat haben großes Vertrauen in die Geschäftsführung, einen Neuanfang mit herausragenden sportlichen Zielen zu entwickeln", so Meesenburg.
Das Training der Profis wird zunächst Co-Trainer Mark Bult übernehmen. Wegen einer Länderspielpause ist die SG erst wieder am 4. Mai mit einem Heimspiel gegen die MT Melsungen in der Pflicht.
msc