17.01.2023, 09:50
Letzter deutscher Vorrundengegner
Zum Abschluss der Vorrunde bei der Handball-WM 2023 trifft Deutschland in Kattowitz am Dienstagabend auf Algerien. Bei den Nordafrikanern hat sich in den letzten Jahren viel getan.
Auf dem Papier sind die Kräfteverhältnisse mehr als deutlich verteilt: Deutschland steht bereits als Gruppensieger mit 4:0 Punkten fest, die DHB-Auswahl wird diese Ausbeute auch mit in die Hauptrunde nehmen. Algerien dagegen verlor seine ersten beiden Vorrundenspiele und wird deswegen definitiv als Letzter die erste Turnierphase beenden. Auch der Direktvergleich spendet den Algeriern wenig Hoffnung: Sechsmal kreuzten beide Teams die Klingen, sechsmal ging das DHB-Team als Sieger vom Feld. Bei Weltmeisterschaften gab es bis dato drei Duelle (1995, 1999 und 2009).
Algerien war es auch, das bei der Afrikameisterschaft im Juni in Ägypten gerade noch so auf den WM-Zug aufsprang. Das Spiel um den fünften und damit letzten Startplatz des Kontinents gewann die Mannschaft von Trainer Rhaba Gerbi hauchdünn mit 27:26 gegen Guinea.
Der letzte Vergleich mit der deutschen Mannschaft liegt noch gar nicht so lange zurück: Beim Qualifikationsturnier für Olympia vor zwei Jahren in Berlin siegte Deutschland souverän mit 34:26.
"Viele Spieler, die bei der Olympia-Qualifikation 2021 in Berlin auf dem Feld standen, sind auch jetzt wieder dabei", erklärt Deutschlands Co-Trainer Erik Wudtke: "Zudem kenne ich viele Spieler noch von der Junioren-WM in Algerien. Grundsätzlich ist die Mannschaft sehr erfahren, viele Topspieler sind in starken europäischen Ligen - vor allem Frankreich - im Einsatz."
Insgesamt acht Spieler aus dem aktuellen algerischen WM-Kader spielen für europäische Klubs - davon fünf in Frankreich. "Man weiß nicht so viel über die Spielweise der Mannschaft, aber man kennt die individuelle Leistungsfähigkeit", sagt Wudtke. Die zwei Stars im Teams sind leicht hervorzuheben: Keeper Khalifa Ghedbane steht beim rumänischen Meister Dinamo Bukarest unter Vertrag, spielt dort sogar Champions League. Abdi Ayyoub von Fenix Toulouse sorgt im rechten Rückraum für Furore und erzielte bereits neun Treffer in den ersten beiden Spielen, was ihn zum besten Werfer seiner Nationalmannschaft macht.
"Wir haben Algeriens WM-Spiele gegen Katar und Serbien genau analysiert - und wir haben trotz der Niederlagen gesehen, dass das ein ernstzunehmender Gegner ist", warnt Wudtke. Im Vergleich mit dem siebenmaligen Afrikameister (fünfmal in Folge zwischen 1981 und 1989, zuletzt 2014) wird Bundestrainer Gislason die Belastung auf möglichst viele Schultern verteilen. Gerade die DHB-Profis mit wenig Spielpraxis bei diesem Turnier sollen Selbstvertrauen tanken.
Dass auch in Algerien eine sukzessive Annäherung an die europäische Spielweise stattfindet, lässt sich am besten bei der Abwehr beobachten. "Da wird es gegen Algerien ein bisschen offensiver. Sie spielen eine 6:0, aber auch mal eine 3:2:1-Abwehr", so Wudtke, der nachschiebt: "Sie verteidigen nicht mehr ganz so unkonventionell wie vor einem Jahrzehnt, da war es eher noch eine 3:3. Sie spielen es jetzt deutlich europäischer, eher 3:2:1 - defensiver, kompakter."
Gislasons Assistent hat dabei aber keine Zweifel, dass die DHB-Auswahl "entsprechende spielerische Antworten" bereithalten wird. Seine "hohe Spielfähigkeit" im Angriff - vor allem in Person von Spielmacher Juri Knorr - hat der Europameister von 2016 im letzten Spiel gegen Serbien eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Maximilian Schmidt