15.01.2023, 09:45
Hohe Ambitionen des EM-Zweiten von 2012
Im zweiten Vorrundenspiel steht die DHB-Auswahl bereits vor einem richtungsweisenden. Mit Recht spricht Deutschlands Co-Trainer Erik Wudtke im Vorfeld von einer "knackigen Aufgabe".
Eine erste Kampfansage in Richtung Deutschland hatte Serbiens spanischer Trainer Toni Gerona bereits vor Turnierbeginn gesendet. Der EM-Zweite von 2012 könne am Leistungsmaximum durchaus mit Nationen wie dem Europameister von 2016 mithalten. Im ersten Gruppenspiel gab sich Serbien dann auch keine Blöße und wies Algerien nach anfänglichen Problemen klar in die Schranken (36:27). Anschließend richtete sich der Fokus direkt auf das DHB-Team, das viele serbische Spieler bestens kennen.
Während kein einziger Profi aus dem 19-köpfigen WM-Kader von Serbien im Heimatland unter Vertrag steht, sind drei Bundesliga-Legionäre am Start: Kreisläufer Mijajlo Marsenic - gerade mit dem 100. Länderspiel -, Torhüter Dejan Milosavljev (beide Füchse Berlin) und Rückraumspieler Jovica Nikolic (HSG Wetzlar). Darüber hinaus kennen viele Serben die Bundesliga bestens, Rechtsaußen Bogdan Radivojevic (vier Jahre Flensburg, zwei Jahre Löwen) und Petar Djordjic (neun Jahre Bundesliga) sind prominente Beispiele. Ilja Abutovic, zwischen 2018 und 2022 bei den Rhein-Neckar Löwen, gab erst am Samstag ein Versprechen ab.
"Unser oberstes Ziel ist das Viertelfinale, damit wir uns auch einen Platz bei den Olympischen Spielen sichern können", unterstrich Coach Gerona die hohen Ambitionen: "Vor zwei Jahren haben wir uns die Olympia-Teilnahme zum Ziel gesetzt und es ist der Traum von uns allen, dort dabei zu sein." Um ein Ticket für die Runde der letzten Acht zu lösen, ist ein Sieg gegen Deutschland fast Pflicht.
Denn: Nur bei einem Erfolg gegen das DHB-Team und einem Triumph über Katar, was zum Abschluss der Vorrunde alles andere als ein Selbstläufer werden dürfte, nähme Serbien bei einem Ausscheiden Algeriens 4:0 Punkte mit in die Hauptrunde. In dieser warten drei Partien gegen Gegner aus Gruppe F, also Norwegen, Niederlande, Argentinien und Nordmazedonien. Nur die beiden besten Teams der Sechsergruppe ziehen ins Viertelfinale ein.
Eine beachtliche Ansage nach der großen Enttäuschung im Vorjahr: Serbien gelang bei der EM 2022 nur gegen die Ukraine ein Sieg (31:23). Nach der Vorrunde war bereits Schluss, Rang 14 stand in der Endabrechnung. Die letzten beiden Härtetests vor der WM machten aber Hoffnung: Gegen Co-Gastgeber Schweden gab es ein 30:28 und ein 34:35.
"Wenn man solche Ergebnisse gegen Europameister Schweden einfährt, ist das keine schlechte Leistung", weiß auch Deutschlands Co-Trainer Wudtke: "Das wird eine knackige Aufgabe für uns. Serbien ist eine Mannschaft, die einen echten Brocken darstellt, viele Spieler sind in europäischen Wettbewerben unterwegs, viele Spieler haben Champions-League- und European-League-Erfahrung."
Wudtke sieht in Serbien eine "individuell wirklich sehr starke Mannschaft mit einer absolut abgezockten Spielweise und einer unglaublich breiten Bank mit vielen Wechselmöglichkeiten". Vom Faktor Milosavljev im Tor haben die Füchse Berlin in der jüngeren Vergangenheit oft profitiert. Kreisläufer Marsenic organisiert die Abwehr, warf zum Auftakt allerdings auch neun Tore.
Der Berliner profitierte dabei von Anspielen aus dem Rückraum. Gerade diese Achse gilt es für die deutsche Mannschaft in den Griff zu kriegen. "Sie haben mit Lazar Kukic, Petar Djordjic und Jovica Nikolic eine Rückraumreihe aus wurf- und spielstarken Spielern", warnt Wudtke. Treten Johannes Golla & Co. aus der Abwehr heraus, um leichte Rückraumtore zu verhindern, muss der Raum dahinter abgesichert werden, um Marsenic nicht seine Kreise ziehen zu lassen.
Für Deutschland spricht definitiv die bisherige Bilanz gegen Serbien. Elfmal traf die Nationalmannschaft auf den WM-Fünften von 2005 (bestes Abschneiden), gewann dabei achtmal, teilte zweimal die Punkte und verlor lediglich ein Testspiel vor elf Jahren mit 31:33. Eine bemerkenswerte Pflichtspielserie, die aus Sicht der DHB-Auswahl bestenfalls am Sonntagabend in Kattowitz ausgebaut wird.
Maximilian Schmidt