20.01.2022, 20:45
Routinier findet EM-Situation "ein bisschen surreal"
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei ihrem Traum vom EM-Halbfinale einen ersten Dämpfer hinnehmen müssen. Routinier Johannes Bitter (39) richtete den Blick dennoch bereits nach vorne.
Über Nachrücker Johannes Bitter schrieb kicker-Kolumnist Bob Hanning am Mittwoch: "Man hat den Eindruck, er drückt einfach auf den Knopf und schon ist er voll da." In der ersten Halbzeit bekamen das am Donnerstagabend auch die Spanier zu spüren - doch wie der Rest der Mannschaft baute der Schlussmann des HSV Hamburg nach dem Seitenwechsel immer weiter ab.
Er sei "nicht zufrieden mit dem Spiel, aber wir wissen genau, wie wir das einzuordnen haben", sagte Bitter in der ARD. "Wir suchen da überhaupt keine Ausreden, aber es ist vollkommen klar, dass Spanien immer noch eine Weltklasse-Mannschaft ist." In einer Phase rund um den Seitenwechsel blieb das DHB-Team über 15 Minuten ohne eigenes Tor. "Da greift die Abwehr der Spanier. Und dann siehst du, wie bei unseren Jungs das Selbstvertrauen runtergeht. Dann bist du gegen Spanien verloren", so Bitter, der aus Erfahrung spricht: "Das ist einfach seit Jahren das Problem gegen Spanien, das kennen wir."
Bei der WM 2021 (28:32), EM 2020 (26:33) und EM 2018 (27:31) gab es drei Niederlagen, lediglich bei der deutschen Heim-WM 2019 gelang in der Hauptrunde ein 31:30-Erfolg. Nun folgte der nächste Nackenschlag gegen die Iberer. "Wenn du nicht voll draufgehst, wird es schwer", sagte Bitter, dessen Gegenüber Gonzalo Perez de Vargas mit 16 Paraden über sich hinauswuchs: "Wir wissen, was er für ein überragender Torwart ist."
Mit seiner eigenen Leistung sei Bitter "natürlich unzufrieden, weil man weiß, woran es liegt". Der Hamburger Keeper ging ins Detail: "Du siehst die Bälle, aber haust neben den Ball, weil du einfach drei Wochen keinen an den Armen gespürt hast. Da fehlt ein bisschen Schnelligkeit in den Beinen." Kalt wurde Bitter ins raue EM-Wasser geworfen. "Das nervt einen unglaublich, aber man weiß genau, warum es so ist", gestand Bitter.
Die Niederlage werfe die DHB-Auswahl nicht aus der Bahn, glaubt Bitter. "Man wird jetzt nicht Motivationssprüche oder aufbauende Videos per WhatsApp verschicken", erklärte der 2,05-Meter-Hüne mit einem Grinsen. "Es ist natürlich ein bisschen surreal alles", beschrieb er anschließend die Gefühlslage: "Wir sehen uns heute nicht mehr, gehen jetzt ohne Duschen und mit Maske in den Bus und aufs Zimmer und dann war es das für heute - gefühlt bis morgen Nachmittag."
Schon am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wartet das enorm wichtige zweite Hauptrundenspiel gegen Norwegen. "Wir wissen genau, dass Norwegen mit einer guten Leistung machbar ist", so Bitter: "Spanien war heute nicht drin." Trotz der ersten EM-Niederlage dürfe die deutsche Mannschaft "weiter in die nächste Runde schielen".
msc