16.01.2022, 20:33
Wolff winkt ausgerechnet gegen Polen ein Startplatz
Zum "Man of the Match" wurde ein anderer gewählt, doch nach dem zweiten deutschen EM-Sieg wurde besonders Torhüter Till Klimpke (23) mit Lob überhäuft.
"Er hat das wahnsinnig gemacht", lobte Christoph Steinert, eine der vielen positiven EM-Überraschungen, nach Schlusspfiff am ARD-Mikrofon seinen Keeper. Klimpke, dessen Startplatz beim Auftakt schon für Diskussionen gesorgt hatte, zeigte eine bärenstarke Leistung und parierte 14 Versuche der Österreicher. Wohl auch wegen der bemerkenswerten Fangquote von knapp 36 Prozent regte Erlangens Steinert an: "Ich weiß nicht, wer das zu entscheiden hat, aber eigentlich hätte er sich heute das Plakat und den Pokal abholen müssen."
Gemeint war die Auszeichnung zum "Man of the Match", die sich der ebenfalls herausragende Rechtsaußen Timo Kastening abholte. Der Melsunger, mit neun Toren aus elf Versuchen, stimmte Steinert zu. Er hätte mit einer Entscheidung pro Klimpke "mehr als leben können". "Er hat uns das Spiel gerettet", so Kastening, "er war eigentlich Spieler des Spiels."
Klimpke, im ersten Spiel ohne eine einzige Parade schnell durch Wolff ausgetauscht, strahlte vor den TV-Kameras über beide Ohren. "Ich bin ein bisschen überwältigt, muss ich ganz ehrlich sagen", so der Keeper der HSG Wetzlar: "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es heute doch so ein gutes Spiel wird." Lange könne er sich aber bei einem solchen Turnier nicht darüber freuen. Klimpke richtete den Blick schnell auf den Gruppenabschluss gegen Polen am Dienstag (18 Uhr, LIVE! bei kicker): "Wir wollen Gruppensieger werden."
Dass dann wieder Klimpke zu Beginn im Tor stehen wird, gilt aber als unwahrscheinlich. "Es war für mich klar, dass er in diesem Spiel anfängt", sagte ein erleichterter Gislason nach Abpfiff: "Das heißt nicht unbedingt, dass er gegen Polen anfangen muss." Am Dienstag könnte die Stunde von Wolff schlagen. Der EM-Held von 2016 spielt beim polnischen Spitzenklub Vive Kielce, kennt viele Schützen bestens.
Gislason gefiel aber verständlicherweise bei weitem nicht alles am deutschen Spiel. "Wie in allen vier Spielen in diesem Jahr sind wir nicht gut reingekommen", haderte der Isländer: "Ich fand unsere Abwehr extrem löchrig." Trotz acht Paraden von Klimpke lag die DHB-Auswahl zur Pause mit 15:16 hinten. "Es war ein bisschen anders abgesprochen in der Abwehr", gestand Gislason, der aber die "Riesensteigerung" (Steinert) nach der Pause auch bemerkte.
Für den Bundestrainer "überwiegt das Positive sehr", denn: "Viele Neulinge bringen sehr gute Leistungen." Magdeburgs Linksaußen Lukas Mertens, Leipzigs Spielmacher Witzke und Erlangens Steinert gehörten gegen Österreich definitiv dazu. Gislasons letzter Wunsch fürs Gruppenfinale? "Es wäre schön, wenn wir sehr gut reinkommen würden gegen Polen."
msc