26.05.2024, 18:05
Starke Abwehr bringt deutliche Halbzeitführung
"Eine Mannschaft spielt wie im Rausch. Wir sind es leider nicht", kommentierte der THW Kiel in den sozialen Medien den ersten Spielabschnitt. Nach der deutlichen 21:10-Pausenführung brachte der VfL Gummersbach am Ende ein 40:29 ins Ziel.
Temporeich legte der VfL Gummersbach gleich den Spielstand vor, nach einem Block von Abwehrchef Tom Kiesler gegen Harald Reinkind konnte Tilen Kodrin zum 2:0 kontern. Die Zebras setzten auf eine 3:2:1-Deckung, Gummersbach konnte das aber mit viel Bewegung lösen und schaffte auch immer wieder die Anspiele an den Kreis zu Kristjan Horzen. Auch Julian Köster übernahm viel Verantwortung - nicht nur als Anspieler, sondern auch als Vollstrecker wie beim 5:2 (5.).
Der THW Kiel wirkte in seinen Offensivaktionen oftmals hektisch und unvorbereitet, Gummersbach hingegen ging immer wieder in die Lücken und kam zu einfachen Treffern aus der Nahdistanz wie beim 9:4 (10.) von Dominik Mappes. Der anschließende Konter von Lukas Blohme zwang Filip Jicha zur Auszeit. "Wir sind nicht bereit", schimpfte der THW-Coach nicht ganz so deutlich wie nach dem Fehlstart in Berlin, bei dem man sich noch ein Remis erkämpfte.
Spektakulär war der anschließende Treffer von Patrick Wiencek gegen den Ex-Club im Rückwärtsfallen, bei dem sich auch noch Tilen Kodrin die erste Zeitstrafe einfing. Gummersbach war heiß darauf die nächsten zwei Punkte im Kampf um Europa einzufahren, hatte immer wieder defensive Akzente und holte sich auch die nötigen Abpraller wie beim 12:5 (12.) von Milos Vujovic und dem 13:6 (14.) von Dominik Mappes.
Die Schwalbe-Arena wurde angesichts der leidenschaftlichen Leistung zur größten Partyhütte des oberbergischen Kreises, das VfL-Stakkato dominierte den ersten Durchgang. Filip Jicha musste beim 15:6 (17.) schon die zweite Auszeit nehmen, da auch die kompaktere 6:0-Formation nicht funktioniert hatte. "Die überrennen uns", schimpfte der Tscheche noch energischer als beim ersten Mal.
Aber nach dem nächsten Angriffsfehler traf Blohme bei einer Überzahl ins verwaiste Tor zur ersten zweistelligen Führung. Tomas Mrkva rückte nun zwischen die Pfosten, konnte aber auch keine Akzente setzen. Auf der Gegenseite hatte Tibor Ivanisevic gar nicht so viele Gelegenheiten sich auszuzeichnen, der Serbe glänzte dann mit einem gehaltenen Ekberg-Siebenmeter und konnte bis zur Pause nur drei weitere Bälle abwehren, beim 21:10 wurden die Seiten gewechselt. Auch die THW-Keeper Bellahcene (3) und Mrkva (1) hatten gemeinsam vier Bälle abgewehrt.
Tom Kiesler, der sich in Durchgang eins verletzt hatte, kehrte mit einer vollbandagierten Hand für den zweiten Durchgang zurück. Gummersbach hielt den Kontrahenten derweil auch nach dem Wechsel im Tor zu Daniel Rebmann auf Distanz, und hatte auch das nötige Fortune wie beim 25:13 (37.) von Tskhovrebadze, als Mrkva der Ball noch durch die Beine rutschte.
Gudjon Valur Sigurdsson reagierte schnell, als sich seine Mannschaft etwas schwerer gegen die Halbverteidiger des THW tat, beim 25:15 gab der Isländer seiner jungen Mannschaft entsprechende Hilfestellungen an den Weg. Den Willen der Hausherren an diesem Nachmittag unterstrich Lukas Blohme bei seinem Kampf um den Ball vor dem 27:15 (41.).
Kiel musste daraufhin rund eineinhalb Minuten in doppelter Unterzahl agieren, nachdem vor dem Treffer zunächst Hendrik Pekeler und dann beim Tor auch noch Kiels bester Torjäger Eric Johansson eine Zeitstrafe kassierte.
Ein wenig Unmut kam auf, nachdem Stepan Zeman unglücklich die dritte Zeitstrafe kassierte und auf der Gegenseite ein Foul am werfenden Ellidi Vidarsson nicht geahndet wurde. In Gefahr geriet der Heimerfolg für den VfL allerdings nicht, auch wenn Julian Köster zur Bank humpelte. Milos Vujovic zeigte sich nervenstark beim Siebenmeter zum 33:21 (48.).
Filip Jicha nahm wenig später seine letzte Auszeit, wollte nochmal drei Rechtshänder im Rückraum sehen, Mykola Bilyk sollte den rechten Rückraum neben Karl Wallinius und Elias Ellefsen a Skipagötu abdecken. Gummersbach nahm trotz der deutlichen Führung den Fuß nicht vom Gaspedal, hielt zumindest den Vorsprung im zweistelligen Bereich.
Das 40:29 (21:10) wurde kein Eintrag in die Geschichtsbücher, die SG Flensburg-Handewitt hatte in der Spielzeit 2006/07 den Zebras schon einmal - auf den Tag genau vor vierzehn Jahren - 41 Tore (41:36) eingeschenkt, die wenigsten Auswärtstore hatten die Kieler im Dezember 1967 beim Hamburger SV (11:7) und die höchste Auswärtspleite kassierte man in der Spielzeit 1985/86 bei TUSEM Essen (29:14) mit fünfzehn Toren Unterschied.
Gummersbachs höchster Heimsieg war im Februar 1967 ein 37:13 gegen den SV St. Georg, in der Spielzeit konnte man auch die wenigsten Heimtore (9:4) gegen den Dortmunder TuS Wellinghofen zeigen. die meisten Heimtore erzielte man 2009 bei einem 43:29 gegen GWD Minden,
VfL Gummersbach: Rebmann (3 Paraden), Ivanisevic (4/1 Paraden); Blohme 6, Horzen 6, Schluroff 5, Kodrin 4, J. Köster 4, Mappes 4, Milos Vujovic 4/2, Vidarsson 3, Tskhovrebadze 2, Häseler 1, Oskarsson 1, Pregler, Kiesler, Zeman
THW Kiel: Bellahcene (3 Paraden), Mrkva (6 Paraden); E. Ellefsen a Skipagötu 8, Johansson 7, Bilyk 5, M. Landin 5, Ekberg 2, Dahmke 1, Wiencek 1,Ehrig, Duvnjak, Reinkind, Överby, Weinhold, Wallinius, Pekeler
Zuschauer: 4132 (Schwalbe-Arena, Gummersbach)
Schiedsrichter: Simon Reich (Fellbach)/Hans-Peter Brodbeck (Heppenheim)
Strafminuten: 8 / 12
Disqualifikation: Zeman (44./3. Zeitstrafe) / -
Christian Stein