06.10.2024, 19:48
Crunchtime als Entscheider:
In einem temporeichen Thriller mit starken Torhütern hat die SG Flensburg-Handewitt die eigene weiße Weste in der Bundesliga gegen den VfL Gummersbach verloren. Kentin Mahé hämmerte den Ball in der letzten Sekunde ins Netz.
Im Bundesliga-Topspiel am Sonntagabend starteten der VfL Gummersbach und die SG Flensburg-Handewitt dynamisch in die Partie. Die ersten Treffer gehörten Niclas Kirkeløkke und Kentin Mahé, danach meldeten sich mit Dominik Kuzmanovic und Kevin Møller auch die Torhüter an.
Die Anfangsviertelstunde gehörte in der Folge dem VfL. Die Hausherren zeigten sich offensiv mit viel Durchschlagskraft, defensiv verteidigten die Oberbergischen gegen die Rückraumachse der SG sehr offensiv - mit Erfolg. Beim 5:2 durch einen Hammer von Giorgi Tskhovrebadze waren es erstmals drei Treffer Vorsprung, Nicolej Krickau zog die Auszeit (12.).
Im folgenden Angriff geriet Flensburg zwar ins Zeitspiel, Simon Pytlick zwang das Spielgerät mit einem Sprungwurf aus dem Stand aber ins Netz. Danach bestrafte Johan Hansen ein katastrophales Kreisanspiel der Gastgeber mit einem Gegenstoßtor zum 5:4 (13.), die Partie war wieder völlig offen.
Der VfL behauptete zunächst sein Plus-Zwei, erst nach einem Steal von Ole Pregler legte die Mannschaft von Gudjon Valur Sigurdsson wieder mit drei Treffern vor (10:7, 19.). Die SG antwortete aber wieder mit einem Gegenstoßtor von Hansen, diesmal nach einem Traumpass von Kevin Møller (21.). Kurz darauf knallte dessen Namensvetter Lasse den Ball zum 10:10-Ausgleich in die Maschen, Gummersbach sammelte sich zur Auszeit.
In der Folge wechselten sich Führungs- und Ausgleichstreffer weiter ab. Im Sieben-gegen-Sechs schafften es die Oberbergischen dabei, den eigenen Vorteil zu behaupten. Gerade die Kreiskooperation stach so heraus, Kristjan Horzen stellte nach Mahé-Anspiel wieder auf 14:12 (28.). Diesen Vorsprung bestätigte Tskhovrebadze dann mit einem sprunggewaltigen Wurf zum 15:13-Pausenstand.
Nach dem Seitenwechsel wurde das Spiel sofort wieder eng: Flensburg glich mit einem Doppelschlag postwendend wieder aus (15:15, 34.). Dementsprechend zog Gudjon Valur Sigurdsson früh die Auszeit, als sein Team nach einem Fehlwurf von Emil Jakobsen die Chance auf ein erneutes Plus-Zwei hatte - mit Erfolg, denn Kentin Mahé netzte (17:15, 37.).
Dann aber rollte der Tempoexpress der Fördestädter an: Angetrieben von einem überragenden Benjamin Buric sprintete die SG bis zum 18:17 davon und geriet damit erstmals seit dem 2:1 wieder in Vorlage (39.). Den VfL interessierte das aber reichlich wenig, die Flügelzange mit Lukas Blohme und Tilen Kodrin holte die Führung sofort wieder zurück.
Den Handballbegeisterten in der Schwalbe Arena bot sich ein wechselhaftes und temporeiches Spiel mit einigen Leckerbissen, die sich inzwischen gerade in Form von hochklassigen Torwartparaden manifestierten. Am Ende waren auch hier beide Teams auf Augenhöhe. Zwischenzeitig schlichen sich aber auch unerklärliche Fehler in den Aufbau beider Teams ein.
Einen Vorteil sicherten sich die Gäste dabei durch eine Zeitstrafe für Kristjan Horzen, der Benjamin Buric beim Hürdensitz im Gesicht getroffen hatte. So holte Johan Hansen die Führung zurück, die Chance auf das Plus-Zwei blieb aber ungenutzt. Stattdessen fing sich der Tabellenführer in Überzahl direkt zwei Tempotore von Lukas Blohme: 21:20 für Gummersbach. Die Halle stand.
Kaum waren die Oberbergischen komplett, kassierte Mahé die nächste Hinausstellung. Emil Jakobsen bestrafte das beim Siebenmeter mit einem feinen Heber (21:21, 46.), die Führung blieb aber auf Heimseite. Ellidi Vidarsson nutzte die eigene Überzahl zum 24:23 ins leere Gäste-Tor, Krickau buzzerte zur Auszeit (48.).
Und das zeigte Wirkung: Buric vernagelte das Tor und schickte Emil Jakobsen in den Gegenstoß - und der Däne holte den Vorteil zurück auf die Seite der Fördestädter. Diesen bestätigte kurz darauf Kirkeløkke ins leere Tor, es blieb hochspannend. Fünf Minuten vor Spielende stand es 26:26.
Per Siebenmeter brachte Jakobsen die Flensburger zu Beginn der Crunchtime mit 27:26 wieder in Front, Gudjon Valur Sigurdsson nahm die Auszeit. Kentin Mahé netzte in der Folge zum erneuten Ausgleich, vorausgegangen war dem eine Zeitstrafe für Lukas Jørgensen. Auf der Gegenseite fing sich dann Vidarsson eine Hinausstellung, Gottfridsson sagte Danke (28:27, 58.).
Offensiv verursachten die Oberberger dann ein Stürmerfoul und rollten so den roten Teppich für eine vermeintliche Vorentscheidung aus, die Kay Smits annahm. Dennoch verkürzte Milos Vujovic eine Minute vor Schluss nochmal auf 28:29, Krickau nahm die Auszeit.
Die Halle stand, Flensburg schaffte es, 50 Sekunden von der Uhr zu nehmen. Dann aber wurde den Fördestädtern das Zeitspiel abgepfiffen und Gummersbach startete in die Gegenbewegung. Zum Entscheider avancierte dann - wie schon beim Pokalmatch in Erlangen - Kentin Mahé, welcher den Ball gegen den Ex-Verein zum 29:29 über die Linie zwang.
VfL Gummersbach: Kuzmanovic (12 Paraden), Obling; Mahe 8, Tskhovrebadze 5, Blohm 4, Preegler 4, Horzen 4, Vujovic 2/1, Vidarsson 1, Kodrin 1, Häseler, Schluroff, Protsiuk, Zeman
SG Flensburg-Handewitt: Buric (8 Paraden), K. Möller (4 Paraden); Jakobsen 8/3, Kirkelökke 4, Smits 4, Hansen 3, L. Möller 3, Jörgensen 2, Golla 1, Mensah, Horgen, Pedersen, Blagotinsek
Zuschauer:
Schiedsrichter: Brodbeck / Reich
Siebenmeter: 1/1 ; 3/3
Strafminuten: 12/4
Maximilian Otte