vor 1 Tag
Gidsel überragt, Füchse auf Platz zwei
Der VfL Gummersbach hat trotz Rekordkulisse in der Kölner Lanxess Arena keine Punkte in heimischer Halle behalten können und gegen die Füchse Berlin die fünfte Niederlage in Serie einstecken müssen. Auch Kentin Mahés Comeback half in den entscheidenden Phasen nicht.
Vor 19.000 Handballbegeisterten in der Kölner Lanxess Arena gab es für den VfL Gummersbach schon vor dem Anpfiff die erste erfreuliche Nachricht: Kentin Mahé gab sein überraschendes Comeback gegen die Füchse Berlin. Das verlieh nach vier Niederlagen in Serie - zuletzt auch gegen die HSG Wetzlar - Hoffnung für einen positiven Jahresabschluss in der Domstadt.
Die Gummersbacher begannen in Blau, aber Julian Köster setzte das Spielgerät direkt im ersten Angriff an den Querbalken. Im Gegenzug netzte Mathias Gidsel zum 1:0, Kentin Mahé konterte mit der schnellen Mitte, aber Mijajlo Marsenic traf prompt vom Kreis. Schon die ersten 50 Sekunden hatten vier Abschlüsse und drei Tore bereitgehalten.
So ging es weiter: Beide Mannschaften spielten mit hohem Tempo und zeigten sich in allen drei Wellen des Tempospiels varianten- und facettenreich. Einzig im Positionsangriff gelang es den Deckungsverbünden, ihren Gegner immer wieder ins Zeitspiel zu zwingen. So blieb es eng. Nach dem 3:1 durch den starken Marsenic konterten die Gummersbacher mit einem Doppelschlag (4.).
Entscheider war dabei direkt zweimal der starke Giorgi Tskhovrebadze, der aber in der nächsten Aktion die Chance auf die erste Führung vergab. Das wiederholte sich noch dreimal, die Füchse konterten daraufhin nach einem Steal von Mathias Gidsel mit dem 7:5 durch Lasse Andersson (14.). Dass Gummersbach in dieser Phase trotz eingeschlafener Offensive im Spiel blieb, war besonders Torwart Dominik Kuzmanovic zu verdanken, der auch Gidsel einen Gegenstoß abkaufte.
Dennoch stellte Mijajlo Marsenic mit seinem vierten Tor kurz darauf auf Plus-Vier (9:6, 17.). Das quittierte Gudjon Valur Sigurdsson mit seiner ersten Auszeit. Ellidi Snaer Vidarsson gelang daraufhin ein wichtiger Brustlöser und anschließend der Anschlusstreffer zum 11:10 (25.). Nun war es an Jaron Siewert, seine Mannschaft zusammenzutrommeln.
In der Folge parierte Kuzmanovic zwar erneut, die Oberberger räumten aber unsauber ab und Tim Freihöfer hob den Ball sehenswert per Siebenmeter ins Netz. Noch einmal gelang den Hausherren in der Folge der Anschluss, dann schwächte eine Zeitstrafe für Stepan Zeman nach Videobeweis den VfL. Lasse Andersson setzte daraufhin den wichtigen Treffer zum 14:11, bevor der Schlusspunkt der ersten Spielhälfte einem weiteren Heber von Freihöfer vom Strich (15:12) gehörte.
Nach dem Seitenwechsel dominierte weiter die Kreiskooperation der Füchse, die mit einem Treffer von Marsenic und einem Siebenmeter, den der Kreisläufer herausgeholt hatte, sofort auf 17:12 davonzogen - da half auch eine starke Parade von Kuzmanovic nicht.
Gummersbach steckte nicht auf und setzte einen Doppelschlag (17:14, 35.). Und damit nicht genug: Beim 18:16 waren es nur noch zwei Treffer Differenz, zudem warfen die Füchse im Zeitspiel den Ball weg. Gummersbach nutzte die Chance auf den Anschluss allerdings nicht - und auch eine Siebenmeterparade vom eigens eingewechselten Bertram Obling brachte nichts, da die Füchse im Ballbesitz blieben und Tobias Reichmann zum 19:16 vollstreckte (40.).
Der VfL blieb trotz des Rückstands heiß und robbte sich unter lautstarkem Support der Kölner Lanxess Arena wieder in Schlagdistanz. Gudjon Valur Sigurdsson bereite den nächsten Angriff beim Stand von 19:17 mit einer Auszeit vor, die Oberberger verloren aber den Ball und handelten sich im Gegenzug Zeitstrafe und Siebenmeter ein. Da Obling den Ball gegen Reichmann aber ans Gebälk guckte, hatten die Hausherren wieder die Chance auf den Anschluss (43.).
Der Angriff wurde aber erstmal unterbrochen, da Kentin Mahé nach einem Gesichtstreffer zu Boden ging - die Unparteiischen bemühten zum zweiten Mal den Videobeweis. In Konsequenz gab es eine Hinausstellung gegen Mijajlo Marsenic, die Gummersbacher gaben den Ballbesitzt aber dann in Überzahl erneut ab. Gidsel bestrafte das mit dem 20:17 ins leere Tor.
Das hinterließ Spuren bei den Gastgebern: Andersson zwang den Ball zum erneuten Plus-Drei über die Linie und nach einem technischen Fehler hatten die Hauptstädter sogar die Chance auf die erneute Vier-Tore-Führung - Siewert nahm die Auszeit (46.).
Da sich der VfL aber den Ball erstritt, Teitur Einarsson im Gegenstoß vollstreckte und sich die Füchse einen technischen Fehler leisteten, ergab sich wieder die Möglichkeit auf den Anschluss - aber wie schon im gesamten Spiel versagten den Hausherren die Nerven in den entscheidenden Momenten: Viermal landete der Ball entweder im Aus oder in den Fängen Milosavljevs, Gidsel bedankte sich mit dem 22:19 (52.).
So lief den Gastgebern allmählich die Zeit davon. Sigurdsson wechselte ins Sieben-gegen-sechs, was Berlin allerdings als Einladung verstand, das anfängliche Tempospiel wieder aufzuziehen. Als dann Dejan Milosavljev parierte, "Milo, Milo, Milo"-Rufe durch die Lanxess Arena schallten und Matthes Langhoff - stark in Szene gesetzt von Gidsel - im Durchbruch auf 24:20 stellte, schien die Partie sechs Minuten vor Schluss entschieden zu sein.
Der VfL stemmte sich gegen diesen Eindruck, bekam aber den schlichtweg überragenden Mathias Gidsel, dessen Eins-gegen-eins und die Anspiele für Langhoff nicht mehr in den Griff. Kurz darauf besiegte Tim Freihöfer auch den doppelten Siebenmeterfluch der Gäste. Gudjon Valur Sigurdsson zog beim Stand von 21:26 das letzte Register und nahm die Auszeit (57.).
Das brachte keine Entlastung. Nachdem Entscheidungsspieler Gidsel zwei Bälle ins leere Tor der Oberberger gejagt hatte, zerstob die Hoffnung auf den ersten Punkt nach vier Niederlagen (28:21, 58.). Die Füchse Berlin sicherten sich so den verdienten 29:22-Sieg und gehen mit Schwung in die WM-Pause.
VfL Gummersbach: Kuzmanovic (11 Paraden), Obling (1/1 Paraden); Einarsson 3, Kodrin 3, Vidarsson 3, Vujovic 3/3, Häseler 2, Köster 2, Mahe 2, Zchowrebadse 2, Blohme 1, Pregler 1, Schluroff, Korzen, Protsiuk, Zeman
Füchse Berlin: Milosavljev (12 Paraden), Ludwig; Gidsel 9, Freihöfer 7/4, Marsenic 6, Andersson 5, Langhoff 1, Reichmann 1, Wiede, Darj, Strlek, Lichtlein, Beneke, Herburger, West av Teigum
Zuschauer: 19.000 (Lanxess Arena, Köln) (ausverkauft)
Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies
Strafminuten: 10 / 6
Maximilian Otte