06.08.2024, 19:21
Ungarn zwingt Tre Kronor in die Verlängerung.
Ungarn und Schweden lieferten sich in der regulären Spielzeit über weite Strecken ein Duell auf Augenhöhe, nach dem 29:29 (16:15) ging es folgerichtig in die Verlängerung. Dort machte aber Johanna Bundsen den Kasten dicht, die Torhüterin ermöglichte mit 22 Paraden den 36:32-Sieg. Auch Trainer Tomas Axner gelang am Ende der entscheidende Griff in die Taktikkiste.
Überraschungen gab es keine zwischen Ungarn und Schweden, beide Teams waren schon bei der Olympiaqualifikation aufeinandergetroffen. Damals hatten die Ungarinnen ihren Heimvorteil genutzt und 28:25 gewonnen. Beide Abwehrreihen und auch die Torhüterinnen Johanna Bundsen und Blanka Böde-Biro waren direkt auf Betriebstremperatur. Schweden versuchte den Rückraum der Magyarinnen früh anzunehmen, vor allem Würfe aus der Distanz erzwingen.
Ungarn agierte aber ebenbürtig und wie schon in der Vorrunde waren Jamina Roberts und Katrin Klujber die Antreiberinnen im Offensivspiel ihrer Mannschaften. Roberts erzielte die ersten beiden Treffer der Partie, Klujber hatte beim 6:6 (11.) aber auch schon drei Treffer erzielt. Schwedens Plus waren die Umschaltphasen, mit einem geordneten Rückzug ließ man keine Konterchancen zu und gleichzeitig konnte man selbst drei Gegenstoßtore setzen. Der Doppelschlag von Roberts und Hagman zum 8:6 (15.) erzwang Ungarns erste Auszeit.
Es waren diese Momente, durch die Schweden in einer eigentlichen ausgeglichenen Partie die Kontrolle allmählich eroberte. Hinzu kam die breitere Bank, Ungarn konnte Entlastungsphasen für Klujber und Csenge Kuczora zunächst nicht gleichwertig kompensieren. Schweden zog auf vier Tore (11:7) weg.
Schweden aber sollte zum Ende der ersten Halbzeit mit ungenauen Abspielen die Tür wieder aufmachen - es war vor allem Torhüterinnen Johanna Bundsen, die den möglichen Ausgleich verhinderte. Beim 16:15 wurden die Seiten gewechselt.
Beide Teams lieferten sich einen offenen Schlagabtausch, vertrauten auch erneut ihren Stammkräften. Die Tre Kronor gaben mit ein paar schlechten Wurfentscheidungen den Vorteil des Anwurfs aus der Hand, aber Bundsen verhinderte nach dem 18:18 den drohenden Rückstand und Hagman konnte die Skandinavier wieder in die Vorlage bringen.
Das Momentum hatte dennoch gewechselt, Ungarn hatte den Nachteil im Umschaltspiel wettgemacht, Györi-Lukacs sorgte beim 19:20 (38.) erstmals für einen schwedischen Rückstand. Man merkte nun beiden Mannschaften die Bedeutung der Partie an, beide trafen falsch Wurf- und Passentscheidungen. Vlagyimir Golovin nahm beim 22:21 (43.) seine nächste Auszeit.
Es waren weiter Roberts und Klujber, die Verantwortung übernahmen und dem Spiel den Stempel aufdrückten. Ein Sieger war indes weiterhin nicht in Sicht, die Führung wechselte mehrmals. Beide Teams standen in der Abwehr nun wieder deutlich aggressiver, zwangen den Gegner häufiger ins passive Spiel.
Schweden setzte angesichts des knappen Rückstands beim 26:25 (52.) auch auf die siebte Feldspielerin und konnte damit die eigene Angriffsschwäche ablegen. Es blieb bis in die Schlussminute spannend, unter anderem weil Nina Koppang beim 28:28 ein Schrittfehler gepfiffen wurde und das Pendel wieder zu den Ungarinnen ausschlagen konnte.
Ungarns Coach nahm vierzig Sekunden vor dem Ende seine Auszeit für den letzten Angriff. Petra Vamos konnte kraftvoll auf halbrechts durchbrechen, doch Schweden blieben noch fünfzehn Sekunden und eine Auszeit als Mittel. Auch die Tre Kronor fanden die richtige Lösung, Nina Koppang rettete den WM-Vierten in die Verlängerung.
Es waren wenige Faktoren, die Schweden die Vorlage brachten: Hinten machte Bundsen den Kasten dicht, sie konnte sich die meiste Zeit auf eine aggressive Abwehr verlassen. Vorne stach Axners Variante mit der siebten Feldspielerin, wobei Koppang und Lindqvist zunächst beide den rechten Rückraum besetzten, nach der Auslösehandlung und dem ersten Druck aus dem Rückraum wurde auf Linksaußen zu Elin Hansson verlagert. Beide Treffer in der ersten Halbzeit der Verlängerung kamen aus dieser Grundstellung, beim 31:29 wurden die Seiten gewechselt. Ungarn hatte kein Tor erzielt.
Auch im zweiten Abschnitt entschieden sich die Skandinavierinnen für eine Aufstellung zugunsten der bankfernen Seite bei der siebten Feldspielerin. Ungarn sollte erst zwei Minuten vor dem Ende durch Kuczora beim 34:30 seine Torflaute beenden und setzte danach auf eine offensive Abwehrformation. Die Zeit lief aber längst gegen die Magyarinnen, spätestens mit dem 35:31 von Roberts hatte Schweden das Halbfinalticket gelöst. Dort wartet nun allerdings Goldfavorit Frankreich.
Ungarn: Böde-Biro (13/1 Paraden), Janurik; Klujber 11/5, Vamos 6, Kuczora 4, Györi-Lukacs 4, Szöllösi-Schatzl 3, Simon 3, Füzi-Tovizi 1, Albek, Debreczenyi-Klivinyi, Marton, Papp, Pasztor
Schweden: Bundsen (22 Paraden), Eriksson; Koppang 7, Blohm 6, Hagman 6/1, Hansson 6, Roberts 5, Carlson 2, Lindqvist 1, Thorleifsdottir 1, Löfqvist 1, Axner 1, Strömberg, Lundström
Schiedsrichter: Konjicanin / Konjicanin (BIH)
Strafminuten: 6/8
Siebenmeter: 5/5 ; 1/2
chs