13.12.2024, 19:13
Nach der Halbzeit ein anderes Spiel
Für Norwegen war es bei der 16. Europameisterschaft das 14. Halbfinale, für Ungarn das erste seit 2012.Die erste Spielhälfte war spannend, nach dem 13:11 konnte sich der Titelverteidiger jedoch immer weiter absetzen, während Ungarn vor 8.017 Zuschauern abbaute, am Ende mit 22:30 (11:13) klar den Kürzen zieht und um Bronze kämpft.
Aus Wien berichtet Felix Buß
Ungarn und Norwegen konnten sich im Turnierverlauf auf ihre Torhüterinnen verlassen. Zsófi Szemerey wies unter den besten zehn Schlussleuten mit 39 Prozent die beste Quote auf, doch eine Oberschenkel-Verletzung im Spiel gegen Frankreich hatte ihr Turnier-Aus bedeutet. Blanka Böde-Biro fing an. Kinga Janurik war als dritte Torhüterin mitgereist und ersetzte Szemerey. Bei Norwegen fing Katrine Lunde an.
Während die ungarischen Fans ihr Team laut anfeuerten, gelang Norwegen mit Treffern von Reistad und Deila ein 4:1-Start. Die Magyarinnen spielten im Angriff nach anfänglichen Problemen danach ruhig und zielgerichtet, doch sie blieben im Hintertreffen, denn Rechtsaußen Emilie Hovden steuerte drei Treffer zum 6:3 bei. Immer wieder erzielte Norwegen Treffer über die erste Welle.
Die Nordeuropäerinnen nutzten den bisher behäbigen Rückzug Ungarns. Trainer Vlagyimir Golovin konnte das Bild nach einer Auszeit beim 5:9 (13.) jedoch wandeln. Auf einmal haderte Norwegen mit riskantem Spiel, Fehlern und Langsamkeit. Ungarn profitierte davon, Katrin Klujber verkürzte mit einem Doppelschlag. Czenge Kuczora verpasste jedoch nach 17 Minuten den 9:10-Anschlusstreffer.
Norwegen arbeitete sich aus dem Tief, traf wieder gute Entscheidungen und erspielte mit zwei Treffern von Maren Aardahl beim 8:13 die erste Fünf-Tore-Führung. Darauf folgte eine doppelte Unterzahl, Aardahl und Deila wurden binnen zwölf Sekunden hinausgestellt. Norwegen nahm zunächst Zeit von der Uhr auch wenn Reistad letztlich an Janurik scheiterte, der Vorsprung schmolz aber auf drei Tore.
Mit der Einwechslung von Janurik schien Ungarn, da sie schnell vier Paraden notieren ließ und mit Lunde gleichzog, den Glauben an die eigene Stärke zu finden. Die Abwehr war besser postiert und konnte die "Landslag" immer wieder stoppen. Auch eine Auszeit brachte Norwegen zunächst nichts. Am Ende der ersten 30 Spielminuten kam dem neunfachen Europameister vermeintlich die Halbzeit-Sirene zu Hilfe.
Nach Wiederanpfiff konnte Kari Brattset Dale die knappe norwegische Halbzeitführung mit ihrem ersten Treffer auf 11:14 ausbauen. Die Abwehr packte wieder besser zu, es wurde mehr gesprochen und vorne hatte das Spiel der Hergeirsson-Sieben wieder die nötige Tiefe. Bei Reistads 11:15-Siebenmeter (33.) war Erleichterung spürbar. Norwegen schien das Momentum wieder auf seine Seite gezogen zu haben.
Ungarn spielte zwar aufmerksam, kam aber zunächst nicht durch. In Unterzahl - Kuczora wurde hinausgestellt, weil sie einen Fernwurf verhindern wollte - roch der Co-Gastgeber der EM dann wieder Morgenluft, da Norwegen Fehler aus der ersten Halbzeit wiederholte und unachtsam wurde. Dass es nicht klappte, lag an fünf Paraden von Katrine Lunde und der zum 14:18 freigespielten Emilie Hovden (39.).
Der Effekt der Janurik-Einwechslung bei Ungarn schien zu verpuffen, während sich Lunde weiteren Respekt verschaffte und ihre Quote auf 48 Prozent getrieben hatte. Norwegen ließ den Ball laufen und setzte sich auf 21:15 (43.) ab, ehe die Magyaren die zweite Auszeit buzzerten. Sie hatten binnen zehn Spielminuten nur zweimal getroffen und drohten den Anschluss zu verlieren.
Norwegen blieb am Drücker und beherrschte den Gegner, der einige junge Spielerinnen einwechselte. Brattset Dale besorgte zwölf Minuten vor Schluss das 24:16. Die ungarischen Fans feuerten ihr Team unbeirrt mit Sprechchören an, auch wenn die Partie einseitig geworden war. Norwegen ließ am Ende die Zügel schleifen, unterstreicht mit dem 30:22-Sieg aber seine Ziele, während Ungarn erstmals seit 2012 um Bronze kämpft.
Highlights von Sportdeutschland.TV im Video:
Ungarn: Janurik (10 Paraden), Böde-Bíró (1 Parade); Klujber 5/3, Györi-Lukács 4, Simon 4/1, N. Tóth 3, Kuczora 3, Juhász 2, Vamos 1, Füzi-Tóvizi, Szöllösi-Schatzl, Papp, Pásztor, Faluvégi, Bordás, Petrus
Norwegen: Lunde (11 Paraden), Solberg-Östhassel (2 Paraden); Reistad 7, Hovden 5, T. Deila 5, Aardahl 4, Skogrand 3, Brattset Dale 2, Herrem 2, Solberg-Isaksen 2, Obaidli, L. Deila, Breistöl, Rösberg Jacobsen, Bakkerud, Högseth
Zuschauer: 8017 (Stadthalle Wien, AUT)
Schiedsrichter: Javier Alvarez Mata / Yon Bustamante Lopez (ESP)
EHF Delegierte: Reibel (FRA) / Mitrunen (FIN)
Siebenmeter: 4/4 ; 3/3
Strafminuten: 8 / 10
Hinweis: Dieser Artikel wurde von der IG Handball gefördert, die als eines ihrer Satzungsziele die Förderung der Berichterstattung über den Handball hat und unter anderem auch hinter dem Forum handballecke.de steht. Der Artikel kann - unter Nennung der Autoren und Quelle sowie einem Verweis auf ighandball.de kostenfrei genutzt werden.
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