25.09.2024, 20:35
Rote Karte und ein 0:11-Lauf
Etwas mehr als zwanzig Minuten sollte der TVB Stuttgart auf Augenhöhe mit dem VfL Gummersbach agieren, dann folgte ein pausenübergreifender 0:11-Lauf, der die Wild Boys aller Hoffnungen auf etwas Zählbares beraubte. Zwar konnten die Schwaben zwischenzeitlich noch einmal verkürzen, mussten sich aber letztlich mit 28:35 (9:18) geschlagen geben.
Der VfL Gummersbach wollte Gutmachung für die zuletzt erlittenen Niederlagen gegen Lemgo und Leipzig betreiben, der TVB Stuttgart hatte man sich hingegen zuletzt in der Schlussphase noch einen Heimsieg beim HC Erlangen errungen und die ersten Punkte in der noch jungen Saison der Handball Bundesliga verbucht.
Wie bei der Partie in Nürnberg setzte Michael Schweikardt auch in der Partie gegen Gummersbach im zentralen Rückraum auf Patrick Zieker. Gemeinsam mit Jubilar Kai Häfner, der sein 500. Ligaspiel absolvierte, sollte der Linksaußen die Spielsteuerung übernehmen und vor allem auch Kreisläufer Gianfranco Pribetic in Szene setzen.
Die Gäste aus dem Oberbergischen, bei denen sich am Wochenende mit Julian Köster und Teitur Einarsson gleich zwei Stammkräfte verletzt hatten und bei denen mit Tom Kiesler zudem ein Abwehrspezialist ausfiel, sollten nach einer kleineren Anlaufphase beim 1:2 (6.) erstmals mit einem Konter von Milos Vujovic vorlegen und nach einer Kuzmanovic-Parade durch Kentin Mahe auf zwei Tore erhöhen.
Wenig später zeigte aber auch Miljan Vujovic, dass er der Siebenmeterkiller der Liga ist: Der Montenegriner hielt gegen Namensvetter und Landsmann Milos Vujovic schon seinen sechsten Strafwurf in der noch jungen Saison und auf der Gegenseite holte Daniel Fernandez mit einem Doppelschlag zum 4:3 (11.) die Führung zu den Schwaben zurück.
Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem beiden Teams aber auch die Effektivität im Abschluss fehlte. So blieb es auch im weiteren Verlauf auch ohne größere Torhüterparaden recht torarm, ohne dass sich eine Mannschaft lösen konnte. Gummersbach konnte nach den ersten personellen Wechseln durch Ole Pregler wieder das 8:9 (21.) vorlegen und mit zwei guten Abwehraktionen dann zum 9:11 (24.) stellen.
Michael Schweikardt griff ein, nahm die Auszeit und wirkte beruhigend auf seine Mannschaft ein. Auch die Schwaben hatten schon ihre ersten Wechsel vollzogen, im Rückraum agierten nun Bruno Reguart und Nico Schöttle schon neben Häfner. Ins Tor rückte Luca Krivokapic. Dennoch schraubte Gummersbach das Ergebnis weiter nach oben, vorne übernahmen Mahe und Schluroff die Verantwortung und hinten stand die Deckung sicher und ermöglichte auch Kuzmanovic weitere Paraden.
Binnen kürzester Zeit hatten die Gäste das Spiel beim 9:17 (27.) unter Kontrolle gebracht und erzwang die nächste Auszeit der Hausherren. "Was soll die Kacke hier?", schimpfte der Coach der Wild Boys und übergab die Spielsteuerung an Ante Ivankovic. Einen Treffer konnten die Schwaben aber bis zur Pause nicht mehr setzen, anders Gummersbach - Häseler sorgte für das 9:18.
Nach Wiederanpfiff schob der VfL auch durch den Anwurf das Ergebnis schnell in den zweistelligen Bereich. Stuttgart sollte erst beim 10:20 (33.) seine Flaute beenden, Lenny Rubin fand mit einer Finte die passende Lücke in der Gäste-Deckung und konnte den Abschluss aus kurzer Distanz suchen.
Es war ein Brustlöser, der auch der Abwehr neues Leben einhauchte. VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson sah sich nach einem 0:4-Lauf zu einer Auszeit genötigt. Milos Vujovic sollte im Anschluss im Siebenmeterduell gegen den zum Wiederanpfiff zurückgekehrten Miljan Vujovic die Flaute beenden. Auf der Gegenseite traf Daniel Fernandez dann vom Strich Dominik Kuzmanovic am Kopf, kassierte dafür nach Videobeweis die Rote Karte.
Als Ole Pregler wenig später wieder zum 15:24 (45.) netzte, nahm Michael Schweikardt seine letzte Auszeit und setzte auf den siebten Feldspieler als Mittel der Wahl. Zwar konnte Vidarsson einmal mit dem Wurf ins leere Tor den Vorsprung noch einmal in den zweistelligen Bereich schieben, aber Stuttgart kam nun wieder defensiv zu Ballgewinnen und hatte insgesamt durch die taktisch geschaffene Überzahl in der Offensive die Angriffsschwäche abgelegt.
Lukas Laube netzte nach Anspiel von Schöttle zum 21:26 (52.) und ließ die heimischen Fans noch einmal hoffen. Gummersbach konnte sich jedoch umgehend mit kraftvollen Aktionen von Miro Schluroff, aber auch mit schnellen Anwurftoren von Ellidi Vidarsson, befreien und wieder auf sieben Tore lösen. Immerhin sorgten Zieker und Häfner mit einem Kempator zum 25:31 (56.) für das spielerische Highlight des Abends auf Seiten der Gastgeber. Die Punkte aber verbuchte der VfL: Am Ende stand ein klares 28:35 zu Buche.
TVB Stuttgart: Krivokapic, Milj. Vujovic (5/1 Paraden); Schöttle 7, K. Häfner 6, Pribetic 5, Fernandez 3, Rubin 2, Röthlisberger 2, Ivankovic 1, Laube 1, Serrano 1, Reguart, Bacani, Toskas, Zieker
VfL Gummersbach: Kuzmanovic (10/1 Paraden), Obling; Mahe 7, Milos Vujovic 7/1, Vidarsson 6, Pregler 4, Häseler 4, Schluroff 3, Horzen 2, Tskhovrebadze 1, Kodrin 1, Blohme, Protsiuk, Zeman
Zuschauer:
Schiedsrichter: Kern / Kuschel
Strafminuten: 12/0
Siebenmeter: 0/1 ; 1/2
Disqualifikation: Fernandez (41., Kopftreffer bei Siebenmeter)
Christian Stein