vor 1 Tag
TVB Stuttgart wirft Punktgewinn weg
Der TVB Stuttgart hat eine Überraschung gegen die Rhein-Neckar Löwen verpasst. Nach starken 20 Minuten verlieren die Schwaben den Faden und scheitern immer wieder am starken David Späth. Auch eine späte Aufholjagd macht der Keeper zunichte.
Zum Showdown am Vorabend von Weihnachten gab es personell einige Meldungen, die ganz schön für Wirbel sorgten. Beim TVB Stuttgart kehrte Max Häfner nach langer Verletzungspause zurück ins Team und wurde auch sofort in die Startformation beordert. Auch der Rückraumlinke Nico Schöttle und Spielmacher Torben Matzken standen den Schwaben wieder zur Verfügung.
Bei den Rhein-Neckar Löwen war die Lage jedoch eine komplett andere. Halil Jaganjac fiel wegen einer leichten Adduktorenverletzung ebenso aus wie Juri Knorr. Der Spielmacher fehlte krankheitsbedingt. "Da gehen bei mir schon die Alarmglocken an", sagte daher Uwe Gensheimer vor der Partie bei Dyn. "Nach dem Pokalfight ist gefühlt die halbe Mannschaft humpelnd aus der Kabine gelaufen."
Nach einer Schweigeminute zu Gedenken der Opfer des Anschlags von Magdeburg ging es in der gut gefüllten Porsche-Arena los mit dem Sportlichen. Dabei leisteten sich Kai Häfner einen technischen Fehler, den David More im Tempogegenstoß eiskalt zu bestrafen wusste. Immerhin lief es dann im zweiten TVB-Angriff, Lukas Laube erzielte den ersten Treffer. Es sollte zunächst das Duell der Kreisläufer bleiben. Jannick Kohlbacher brachte die Löwen wieder in Front, Laube konterte.
Als Milan Vujovic dann zum zweiten Mal zupackten, gingen die Gastgeber zum ersten Mal in Front. Jorge Villalobos stellte von Rechtsaußen auf 3:2 (6.). Doch dieser Treffer gab der Mannschaft nicht die notwendige Sicherheit, viel mehr schlichen sich immer wieder Unkonzentriertheiten ein. Immerhin war Vujovic von Beginn an hellwach und konnte einige Bälle entschärfen. So war er im Tempogegenstoß gegen Ivan Martinovic zur Stelle.
So konnte Max Häfner mit seinem ersten Treffer des Abends auf 4:3 (9.), doch Patrick Groetzki und Martinovic drehten die Partie zu Gunsten der Mannheimer. Wirklich lange blieben die Löwen jedoch nicht, denn die Partie wog auch in der Folge extrem hin und her. Besonders den Löwen war dabei das Fehlen von Knorr anzumerken, gab es doch wenig Durchschlagskraft aus dem Rückraum.
Als Móré beim Stand von 6:6 (13.) wegen einer Zeitstrafe auf die Bank musste, musste der TVB in Person von Villalobos die nummerische Überzahl zum Führungstreffer. Es folgte nun Tor um Tor. Dabei griffen die Stuttgarter auf einen taktischen Kniff zurück, den gerne auch der ThSV Eisenach nutzt: Mit vier Rückraumspieler standen sie auf der Platte, Lenny Rubin rotierte ab und zu an den Kreis. Nach dem 10:9 (18.) durch Daniel Fernandez hatte Sebastian Hinze genug gesehen und betätigte den Timeout-Buzzer.
Der Löwen-Trainer beorderte im Anschluss auch David Späth für den glücklosen Mikkael Appelgren ins Gehäuse. Eine richtige Entscheidung, denn der deutsche Nationalspieler nahm drei der ersten fünf Würfe in Richtung seines Gehäuses weg. Seine Vorderleute konnten dieses Plus jedoch nicht zu ihren Gunsten nutzen. Zwar reichte es zum 13:12 (26.) durch Jon Lindenchrone, doch wirklich absetzen konnten sich die Gäste nicht.
Fernandez konnte dann zwar per Strafwurf nochmal für den TVB ausgleichen, doch der offensive Flow bei den Stuttgartern war komplett verschwunden. Sie fanden kaum mehr Lücken und leisteten sich kleine Aussetzer wie Max Häfner, der mit dem Arm voraus einen Block stellen wollte, aber stattdessen das Stürmerfoul gegen sich kassierte. Steven Plucnar und Lindenchrone bauten daher auf 15:13 für die Löwen aus. Nach einer Auszeit von Jürgen Schweikardt 24 Sekunden vor der Pause scheiterte Max Häfner an Späth, der mit der Hulk-Pose seine Parade abfeierte.
Der TVB eroberte sich zwar sofort nach Wiederanpfiff den Ball, doch der Aufsetzer von Laube durch das hohe Bein von Späth sprang über die Latte. Stattdessen überwand Móré per Siebenmeter den eingewechselten Samir Bellahcene. Torben Matzke und Laube trafen dann für die Hausherren zwar, doch der Angriff agierte weiter fahrig. Außerdem zeigte Späth eine Parade nach der anderen und entnervte so die Gegner. So konnten Lindenchrone und der extrem starke Kohlbacher die Führung auf 19:15 (36.) ausbauen.
Als Móré auf 20:15 stellte, drückte Schweikardt auf den Buzzer. Doch seine Worte verpufften. Stattdessen zeigte Späth seine Paraden Nummer neun und zehn - seine Fangquote lag somit bei unglaublichen 67 Prozent! Es kann aber noch dicker für die Schwaben: Lenny Rubin (40.) erhielt nach einem Videobeweis die rote Karte, da er Gustav Davidsson im Gesicht getroffen hatte. Olle Forsell Schefvert baute in Überzahl die Führung weiter aus.
Doch Stuttgart drehte nun nochmal etwas auf und gab sich nicht auf. Kai Häfner und Jorge Villalobos verkürzten auf 18:22 (45.) und nach einem technischen Fehler von Davidsson hatte der ältere der Häfner-Bruder die Chance, den Rückstand auf drei Tore zu reduzieren, doch der Linkshänder ließ aus. Stattdessen stellten Martinovic und Lindenchrone beim 24:18 (47.) den alte Abstand wieder her.
Die Hausherren ließen sich davon nicht entmutigen, sondern drückten nun vermehrt aufs Tempo. Auch David Späth bekam nun kaum mal einen Ball zu fassen. Da auch die Löwen-Offensive nicht mehr die 100-prozentige Konzentration an den Tag legte, verkürzten die Hausherren wieder. Nach einem Doppelschlag von Ante Ivankovic und Max Häfner stand es plötzlich nur 22:25 (51.). Sebastian Hinze nahm sofort die Auszeit und mahnte das Rückzugsverhalten an.
Die kurze Pause stoppte die Blau-Weißen aber nicht. Einen Rückraumstrahl von Max Häfner ließ den Abstand weiterschmelzen, derweil scheiterten Davidsson und Martinovic mit ihren Würfen. Doch dann war Späth plötzlich wieder da: Erst parierte er gegen Laube, dann knüpfte er Daniel Fernandez einen Strafwurf ab und hielt auch noch den Wurf von Max Häfner. "Es ist wieder David Späth, der den Unterschied macht", befand Dyn-Kommentator Markus Götz.
Der TVB hatte in der Abwehr aber den Chancen auf den Ballgewinn, doch die Kugel war eine heiße Kartoffel, die schließlich in den Händen von Kohlbacher und dann im Stuttgarter Gehäuse landete. Laube erhielt dann noch eine Zeitstrafe für einen Kopftreffer gegen Späth, in Überzahl machte Móré mit dem 27:23 (57.) alles klar. Michael Schweikardt nahm nochmal eine Auszeit. In der verbleibenden Spielzeit konnte sein Team dank Samuel Röthlisberger und Laube noch etwas Ergebniskorrektur betreiben.
TVB Stuttgart: Vujovic (8 Paraden, davon 1 Siebenmeter), Bellahcene (2 Paraden); M. Häfner (4), Fernandez (4/2), Ivankovic (4), Laube (4), Villalobos (3), Matzken (3), K. Häfner (2), Röthlisberger (1), Bacani, Oberman, Schöttle, Toskas, Bischoff, Rubin
Rhein-Neckar Löwen: Späth (12 Paraden), Appelgren (2 Paraden); Móré (7/4), Kohlbacher (7), Martinovic (5), Lindenchrone (4), Groetzki (2), Forsell Schefvert (2), Plucnar (1), Nothdurft, Heymann, Davidsson, Willner, Karrenbauer
Zuschauer: 6212 (Porsche-Arena, Stuttgart)
Schiedsrichter: Julian Fedtke / Niels Wienrich
Strafminuten: 2 / 2
smu