10.10.2024, 20:42
MT springt an die Tabellenspitze
Der TVB Stuttgart kassiert in der Handball-Bundesliga die sechste Pleite im siebten Spiel. Beim Heimauftritt gegen die MT Melsungen zeigen die Schwaben in der zweiten Hälfte eine erschreckend schwache Leistung. Sinnbildlich dafür steht eine lange Überzahl-Phase. Die Nordhessen dagegen feiern die zumindest vorübergehende Tabellenführung.
Mit 27:36 (14:18) verlor der TVB Stuttgart sein Bundesliga-Heimspiel gegen die MT Melsungen. Das Team von Trainer Michael Schweikardt kassierte schon die Minuspunkte elf und zwölf der laufenden HBL-Saison (2:12 Punkte). Die Gäste aus Nordhessen springen mit dem Erfolg - der fünfte im sechsten Ligaspiel - zumindest vorübergehend an die Tabellenspitze (10:2).
Stuttgart startete katastrophal in die Partie, wurde von der MT um Strippenzieher Erik Balenciaga sowie den auffälligen Nikolaj Enderleit und Arnar Freyr Arnarsson ein ums andere Mal düpiert. Der TVB lag nach ziemlich genau sieben Minuten bereits mit 1:6 hinten. Nach zehn Minuten wechselte Stuttgarts Trainer Michael Schweikardt im Tor, brachte Luka Krivokapic für den glücklosen Miljan Vujovic.
Die Hausherren fanden allmählich besser in die Partie. Patrick Zieker verkürzte zwischenzeitlich auf 6:8 (11. Minute). Krivokapic sah dann zwei starke Aktionen von Timo Kastening aus der Nähe: Der MT-Kapitän setzte erst sehenswert seinen Kreisläufer Arnarsson in Szene, profitierte dann von einem Stuttgarter Stürmerfoul und schloss den Tempogegenstoß mit einem lässigen Leger ab. Mohamed Amine Darmoul legte noch einen Treffer nach (6:11, 13.).
Die Überzahl aufgrund einer Zeitstrafe gegen Lukas Laube nutzte Melsungen eiskalt, erzielte zwei Treffer in dieser Phase - und sorgte so mit einer Dreier-Serie wieder für einen größeren Abstand (9:14, 19.). Kurz darauf schauten sich Julian Fedtke und Niels Wienrich eine Szene zwischen Adrian Sipos und Stuttgarts Gianfranco Pribetic genauer an. Doch der Videobeweis ließ die Schiedsrichter zum richtigen Schluss kommen: Der Ellbogen-Kontakt von Pribetic gegen Sipos war unbeabsichtigt. Keine Strafe.
Mit einem 4:1-Lauf kämpfte sich der TVB Stuttgart auf 13:15 ran. Das veranlasste MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo dazu, eine Auszeit zu nehmen. Darmoul erhöhte danach für die Nordhessen. Der Ex-Melsunger Kai Häfner gab bei den Schwaben eine unglückliche Figur ab, versuchte viel. Allein seine Würfe fanden zu selten den Weg ins Tor (am Ende 5/12). Hinten setzte Vujovic, seines Zeichens der Siebenmeter-Killer der bisherigen Saison, ein Zeichen: Er nahm Ian Barrufet einen weg. Sipos machte es besser, traf vom Kreis zum 13:17.
Die Gäste hatten sogar die Chance wieder auf fünf Tore wegzuziehen, scheiterten aber an Krivokapic. So verkürzte Rechtsaußen Jorge Serrano für Stuttgart. Doch Darmoul hatte noch etwas vor: Der Tunesier holte mit einer bärenstarken 1:1-Situation einen Siebenmeter raus, den Kastening humorlos verwandelte (14:18, 30.).
Zu Beginn der zweiten Hälfte spielten die Melsunger konsequent über den Kreis - mit Erfolg. Einen Siebenmeter, den Arnarsson herausgeholt hatte, versenkte Timo Kastening zur ersten Sechs-Tore-Führung der Nordhessen. Aber damit nicht genug: Rückraum-Riese Dainis Kristopans legte für die MT nach (15:22, 35.). Kurz darauf holte sich der Lette aber eine Zeitstrafe ab. Die Chance für Stuttgart wieder heranzukommen.
Der TVB erspielte sich aber keine überzeugende Wurfchance: Rückraumspieler Lenny Rubin brachte den Ball nicht an Nebojsa Simic vorbei. Der MT-Torwart knüpfte an seine starke Form der letzten Partien an (zehn Paraden, 37 Prozent). Häfner bediente Kreisläufer Laube - zumindest ein Tor holten die Gastgeber damit in Überzahl auf. Wenig später musste der nächste Melsunger für zwei Minuten auf der Bank Platz nehmen: Diesmal traf es Elvar Örn Jonsson. Aber Melsungen überstand diese Situation schadlos. Und die dritte Zeitstrafe innerhalb kürzester Zeit folgte: Linksaußen Barrufet reihte sich in die Sünder-Liste der MT ein.
Im Zeitraum von sieben Minuten spielte Melsungen sechs davon in Unterzahl! Doch die Gäste überstanden diese Zeitstrafen-Orgie. Auch dank eines furiosen Enderleit. Stuttgart bekam ihn überhaupt nicht in den Griff. Der Neuzugang erzielte für die Nordhessen vier Tore in Folge (19:28, 44.). Die sechste Liga-Niederlage des TVB zeichnete sich sehr deutlich ab. Vor allem defensiv spielten die Hausherren erschreckend schwach.
Verzweifelt versuchte es Michael Schweikardt nun mit einer sehr offensiven Deckung. Eine sehr zähe Phase schloss sich an, in der Melsungen reihenweise Chancen auf das 30. Tor ungenutzt ließ. Mit seinem sechsten Treffer stellte Timo Kastening schließlich den Zehn-Tore-Abstand her (20:30, 49.). In der Schlussphase tankte auch noch der zweite Schlussmann der Gäste, Adam Morawski, ein wenig Selbstvertrauen (u.a. ein gehaltener Siebenmeter). Der TVB lag zeitweise mit zwölf Toren hinten. Die 27:36-Heimpleite - und vor allem die Art und Weise - tut den Stuttgartern richtig weh.
TVB Stuttgart: Krivokapic (11 Paraden, 1 Tor), Vujovic (2 Paraden), Fernandez Jimenez 6/2, Häfner 5, Rubin 4, Pribetic 3, Laube 2, Serrano Villalobos 1, Schöttle 1, Reguart Massana 1, Toskas 1, Ivankovic 1, Zieker 1, Bacani, Oberman
MT Melsungen; Morawski (3 Paraden), Simic (10 Paraden); Enderleit 7, Amine Darmoul 6, Kastening 6/2, Arnarsson 3, Barrufet 3/1, Balenciaga 2, Sipos 2, Moraes Ferreira 2, Cavalcanti 2, Mandic 1, Kristopans 1, Jonsson 1, Ignatow, Mensing
Zuschauer: 4.102
Schiedsrichter: Fedtke / Wienrich
Siebenmeter: 2/3 ; 3/4
Strafminuten: 4/14
Niklas Beckmann