17.05.2024, 21:45
Stuttgart bleibt erstklassig, Balingen steht am Abgrund
Nach dem Hinspielsieg von HBW Balingen-Weilstetten gegen den TVB Stuttgart hatten die "Wild Boys" eine Rechnung offen. Die "Gallier" waren hingegen zum Siegen verdammt, um den Bergischen HC noch zu überholen zu können und so in der Handball Bundesliga zu bleiben, falls Hamburg keine Lizenz erhalten sollte. Das knappe 30:27 (14:12) im Derby hat die Hoffnungen darauf minimiert, Stuttgart bliebt hingegen sicher erstklassig.
Der HBW setzte im zweiten Versuch den ersten Treffer der Partie: Rechtsaußen Tim Hildenbrand konterte nach einem Stuttgarter Ballverlust. Zählbares war bisher Mangelware, beiden Teams fehlte die Präzision. Balingen blieb dabei zunächst vorne. Jerome Müller, der im Hinspiel noch das Stuttgarter Trikot getragen hatte, besorgte das 2:3 (7.) und nutzte einen weiteren TVB-Fehler zum 2:4. Es waren diese freien Wurfchancen, die Balingen von Beginn an immer wieder aufbauten.
Stuttgart kam auf, als Balingens Schlüsselspieler Filip Vistorop seine erste Zeitstrafe erhielt. Egon Hanusz und Marino Maric nutzten die Überzahl zum 4:4-Ausgleich (10.) und Patrick Zieker traf, nach einem Block von Adam Lönn, beim 6:5 (14.) zum Führungswechsel. Die Achse mit Maric am Kreis funktionierte, Kai Häfner wollte es dann allerdings allein lösen. Müller nutzte den Fehler und traf beim 6:6 zum vierten Mal. Über solche Situationen hielt sich Balingen bisher im Spiel.
Die folgende Balinger Auszeit schien eher den Stuttgartern zu helfen, denn Kai Häfner besorgte die 9:6-Führung (19.), doch der Rhythmus kam abermals abhanden. Oddur Gretarsson und Nikola Grahovac führten die "Gallier" wieder heran. Sie zeigten sich nach dem schwachen Heimspiel gegen den ThSV Eisenach und dem mäßigen Spielbeginn kämpferisch und frech, so auch Csaba Leimeter, der nach dem 11:10 (24.) aufs Gesäß knallte und Samuel Röthlisberger die erste Strafzeit bescherte.
Michael Schweikardt justierte in einer Auszeit nach und stellte die Abwehr um, doch Balingen konnte wieder über den Kreis spielen und Grahovac besorgte das 12:12 (27.). Hinten hatte Stuttgart Glück, dass Gretarsson im Gegenstoß den Ball nicht an Vujovic vorbeibrachte. Der Isländer war überdies im Pech, denn der Oberschenkel zwickte und Patrick Volz musste die rechte Außenbahn übernehmen. Über eine recht rustikale Defensive erspielte sich der TVB anschließend die 14:12-Halbzeitführung.
Die Stuttgarter wollten nun das Tempo erhöhen, indem sie die gegnerischen Werfer aus der Wurfzone drängten. Das gelang, überdies hatten sie die größere Tiefe im Angriff, wie etwa Hanusz bei seinem Durchbruch zum 17:13 (35.). Während sich Lönn am Oberschenkel behandeln lassen musste, blieb der Vier-Tore-Vorsprung erhalten. Nach der Rückkehr des Schweden hatte Serrano sogar die Chance, per Siebenmeter auf 20:15 zu erhöhen. El-Tayar parierte, ehe Fernandez den Spielstand im nächsten Versuch herstellte.
Balingens Oddur Gretarsson lief mit seiner Blessur etwas unrund, biss aber auf die Zähne und trug sich beim 21:17-Siebenmeter (42.) wieder in die Torschützenliste ein. Stuttgart spielte hingegen seine Tempovorteile aus. Müller konnte sich gegen Hanusz einmal nur unfair behelfen, sodass Fernandez erneut zum Siebenmeter antreten durfte und verwandelte. Auch diese Überzahl nutzte der TVB sehr konsequent. Eine Viertelstunde vor Schluss schien der Stuttgarter Sieg beim 24:18 schon festzustehen.
El-Tayars neunte Parade nährte bei Balingen nach dem 24:21 (51.) nochmals die Hoffnung darauf, mit einem 8:0-Punkte-Saisonendspurt den Bergischen HC zu überholen und eine mögliche Nicht-Lizenzierung des HSV Hamburg zum Klassenerhalt zu nutzen. Hinzu kamen Zeitstrafen gegen Stuttgarts Slaninka und Lönn, bei dem sich die Unparteiischen nach Ansicht des Videos ebenfalls für eine Hinausstellung entschieden. Acht Minuten vor Schluss buzzerte TVB-Trainer Michael Schweikardt daher zur zweiten Auszeit.
Hanusz beendete den 0:4-Lauf anschließend. Grahovac scheiterte an Vujovic, zur Unzeit leistete sich der HBW einen Fehlwurf, doch Stuttgart kam nicht zur Ruhe. Ein Hattrick von Volz brachte den "Galliern" 187 Sekunden vor Schluss den 27:26-Anschlusstreffer. Hildenbrand scheiterte dann an Vujovic, der sich stark gegen den Umschwung stemmte, ebenso wie Hanusz. Danner wurde nach einem Foul am Ungarn disqualifiziert. Zieker machte mit dem fälligen Siebenmeter dann den 29:27 den Deckel drauf, das 30:27 war der Schlusspunkt.
TVB Stuttgart: Vujovic (13 Paraden), Heinevetter; Hanusz 7, Lönn 6, Maric 5, Zieker 5/1, Serrano Villalobos 3, D. Fernandez 2/2, K. Häfner 2, Ivankovic, Röthlisberger, Nicolaus, Forstbauer, Pfattheicher, Slaninka
HBW Balingen-Weilstetten: El-Tayar (10/3 Paraden), Ruminsky (1 Parade); Grétarsson 6/4, Volz 5, Grahovac 3, Jer. Müller 3, Hildenbrand 2, Huber 2, Ingason 2, Schoch 2, Leimeter 1, Vistorop 1, Danner, Grüner, Saueressig
Zuschauer: 4713 (Porsche Arena, Stuttgart)
Schiedsrichter: Sascha Schmidt / Frederic Linker
Strafminuten: 10 / 12
Disqualifikation: - / Danner (59.)