10.11.2024, 16:41
Tapfere Türken kämpfen:
Deutschland quält sich in Ankara zum Sieg
Die deutsche Nationalmannschaft hat sich einen glanzlosen Sieg gegen die Türkei gesichert. Nach einem starken Lauf zum frühen Plus-Sieben erreichte das DHB-Team das eigene Potenzial nicht mehr und ließ den Underdog in Ankara immer wieder herankommen.
Am Todestag von Kemal Atatürk rückte die deutsche Nationalmannschaft zum EM-Qualifikationsspiel in Ankara an. Als klarer Favorit startete das DHB-Team ohne David Späth und die verletzten Johannes Golla (muskuläre Probleme) und Christoph Steinert (Mittelhandbruch), dafür aber mit Joel Birlehm und Max Beneke in die Partie. Beide nahmen aber erstmal auf der Bank Platz.
Die Türkei erwischte einen guten Start ins Spiel gegen den Favoriten. Enis Hacioglu eröffnete mit dem 1:0, defensiv zeigte sich die 4:2-Formation mit Torwart Yunus Özmusul als kompakter Rückhalt. Einzig Andreas Wolff zeigte sich in Topform und verhinderte Schlimmeres. Bis zum ersten deutschen Tor dauerte es fünf Minuten.
Kurz darauf warf Justus Fischer in der chaotischen Anfangsphase beim 3:2 die erste Führung heraus und legte so den Grundstein für einen Sturmlauf des DHB-Teams. Renars Uscins hämmerte den Ball ins Netz und Lukas Zerbe zeigte sich im Tempogegenstoß kraft- und kunstvoll in Topform (6:2, 11.). Dani Gordo, spanischer Trainer der Türken, zog die erste Auszeit.
DHB-Team legt zu - und baut wieder ab
Aber auch danach bekamen die Gastgeber das schwungvolle Umschaltspiel der deutschen Mannschaft nicht in den Griff. Die Pässe von Andreas Wolff erinnerten dabei durchweg an die besten Tage von Tom Brady, immer wieder segelten die Bälle aus dem deutschen Sechser Richtung der eigenen Außenspieler. Das Resultat war das 10:3 (15.).
Danach brachen die Deutschen aber etwas ein, wirkten fahrig und inkonsequent. Die Türkei legte selbst einen Zahn zu und zündete den Turbo. Immer wieder musste das DHB-Team Kontertore hinnehmen, die Führung schrumpfte bis zum 14:10. Nun buzzerte Alfred Gislason zur Auszeit (24.).
Und die wirkte. Ein Doppelschlag brachte die Gäste wieder mit sechs Treffern in Vorlage, und auch danach zeigte sich der Favorit gerade offensiv facettenreich. Mit Kunst und Kempa, aber gerade in der Deckung glanzlos, behaupteten die Schützlinge von Gislason die eigene Führung bis zum 20:14-Pausenstand.
Gislason wird laut
Nach dem Seitenwechsel eröffnete Sebastian Heymann den zweiten Durchgang mit dem erneuten Plus-Sieben. Danach schlichen sich aber wieder Fehler ins Spiel des Favoriten und die Türkei setzte einen 3:0-Lauf zum 21:17 (36.). Und auch einen deutschen Doppelschlag beantworteten die Hausherren mit einem Treffer ins leere Tor (23:19, 39.).
Und dieser Trend setzte sich fort. Als Enis Hacioglu einen weiteren Gegenstoß versenkte und die Türken so auf drei Treffer heranbrachte, trommelte Gislason seine Mannschaft schon zum zweiten Mal zusammen (24:21, 42.). Und diesmal wurde der Bundestrainer gegen Ende richtig laut.
Dennoch hielten die Gastgeber den Kontakt weiterhin - und Deutschland reagierte mit einigen Wechseln. Die Recken Joel Birlehm und Lukas Stutzke kamen auf die Platte, auch Marko Grgic rotierte in die Formation. Das ermöglichte immerhin das Entlastungstor durch Justus Fischer zum 28:23 (46.).
Deutschland dann doch souverän
Auch die Halle glich inzwischen einem Hexenkessel. Das erneute Tor zum Minus-Drei riss die Zuschauer und Zuschauerinnen in Ankara von den Sitzplätzen, Marko Grgic konterte mit einem Doppelschlag zum 32:27 (54.). Dani Gordo reagierte mit seinem letzten Timeout.
Danach mussten die Türken aber abreißen lassen und Deutschland zog immer klarer davon. Das ließ auch die Halle verstummen und gab Gislason die Möglichkeit, nochmal durchzurotieren und etwa Youngster Max Beneke bis zum 36:29-Endstand noch Spielzeit zu geben. Durch den Sieg steht die deutsche Mannschaft mit 4:0 Punkten souverän auf dem ersten Tabellenplatz in der eigenen Gruppe.
Türkei - Deutschland 29:36 (14:20)
Türkei: Özmusul (7 Paraden), Emre (1 Parade); Pehlivan 7/1, Hacioglu 5, Nalbantoglu 3, Yildiz 3, Ayar 3, Bicer 2, Erdogan 1, Kelesoglu 1, Yagmuroglu 1, Döne 1, Babacan 1, Ersin, Öztürk, Aydin
Deutschland: Wolff (7 Paraden); Birlehm (2 Paraden); Zerbe 8/4, Grgic 8, Uscins 6, Heymann 4, Mertens 3, Fischer 3, Lichtlein 2, Beneke 1, Witzke 1, Dahmke, Stutzke, Kastneing, Kohlbacher
Zuschauer: 2090
Schiedsrichter: Metalari / Nikolovski (MKD)
EHF-Delegierter: Meimaridis (GRE)
Siebenmeter: 1/2 ; 4/5
Strafminuten: 10/6
Maximilian Otte