06.12.2024, 20:39
Zwölf Bundesliga-Spiele in Folge ungeschlagen
Die beeindruckende Serie der TSV Hannover-Burgdorf geht weiter: Das Überraschungsteam setzte sich auch gegen die Rhein-Neckar Löwen durch - und ist nun seit zwölf Bundesliga-Spielen ungeschlagen. Die Niedersachsen klettern damit zumindest vorübergehend auf Platz eins.
Mit dem 35:30 (14:14)-Erfolg gegen die Löwen ist Hannover nun mindestens für eine Nacht Tabellenführer der Handball-Bundesliga (22:4 Punkte). Die MT Melsungen (20:4) hat im Hessenderby bei der HSG Wetzlar am Samstag (7. Dezember) die Möglichkeit, wieder vorbeizuziehen. Die Gäste rutschen auf Platz acht ab (14:10). Nationalspieler Justus Fischer glänzte mit zehn Toren. Der Ex-Hannoveraner Ivan Martinovic hielt mit neun Treffern dagegen.
Der Beginn war sehr nervös. Auffällig: Im Tempospiel ging bei beiden Teams viel daneben. Hannovers Martin Hanne setzte den ersten Treffer, Jannik Kohlbacher glich aus. In diesem Rhythmus ging es bis zum 4:4 (9. Minute) weiter: Die "Recken" legten vor, die Gäste um Juri Knorr (insgesamt fünf Tore) zogen nach.
Das Linkshänder-Duo Patrick Groetzki / Ivan Martinovic besorgte die erste Führung der Mannheimer. Justus Fischer und Lukas Stutzke antworteten (6:6, 12.). Zu diesem Zeitpunkt hatte Löwen-Torhüter David Späth u.a. schon einen halbhohen Siebenmeter von TSV-Kapitän Marius Steinhauser pariert. Für seinen Kontrahenten im Kampf um einen Platz im Nationalteam, Joel Birlehm, lief es auch immer besser. Der Ex-Löwe ließ sich auch nicht von einer kuriosen Situation beirren: Ihm rutschte ein Martinovic-Wurf ganz bitter durch die Beine.
Nach wie vor war die Fehlerzahl hoch. Es blieb aber spannend und umkämpft. Der erneute Zwei-Tore-Vorsprung der Rhein-Neckar Löwen hielt nicht lange. Mit einem 3:0-Lauf sorgte Hannover abermals für einen Führungswechsel (10:9, 20.). Nach dem ersten Treffer Sebastian Heymanns buzzerte Christian Prokop das erste Mal zur Auszeit (21.).
Prokops Team scheiterte häufig an Späth. Aber auch die Niedersachsen konnten sich auf ihren Schlussmann verlassen. Birlehm, der allein zwei Rückraum-Würfe der Löwen fing, parierte im ersten Durchgang insgesamt acht Bälle, David Späth sogar noch einen mehr. Mit einem 14:14 gingen die Teams in die Kabine.
Siebenmeter-Killer Birlehm beeinflusste David Moré in der 33. Minute zu dessen erstem Fehlwurf vom Strich in dieser Partie. Kurz darauf trat Martinovic an - und machte es besser. Es war eine echte Siebenmeter-Session in dieser Phase. Denn auf der Gegenseite stand Steinhauser Späth gegenüber. Er verwandelte. Der langjährige Löwe war es auch, der auf 17:15 und 18:16 für Hannover stellte. In der Abwehr hatten die Niedersachsen die Gäste in dieser Phase gut im Griff.
Den ersten Drei-Tore-Rückstand der Rhein-Neckar Löwen konnte dann auch der bis dato überragende David Späth nicht verhindern. Das 20:17 veranlasste Sebastian Hinze dazu, die Reißleine zu ziehen. Doch nach der Unterbrechung ging der Lauf des Gastgebers weiter. Tim Nothdurft warf von Linksaußen nur an den Pfosten, Fischer bestrafte das. Mit dem sechsten Feldspieler - wegen einer Kohlbacher-Zeitstrafe - verkürzten die Löwen, kassierten aber postwendend Gegentreffer ins verwaiste Tor (23:19, 44.).
Gerade, wenn Renars Uscins und Co. das Gaspedal in der ersten oder zweiten Welle durchdrückten, hatten die Badener keine Mittel, um die Hausherren zu stoppen. Späth bekam wenig bis gar keine Unterstützung von seiner Abwehr, sah ständig Hannoveraner frei und unbedrängt vor seinem Tor auftauchen. Marian Michalczik führte klug Regie (sechs Assists). Unterdessen wechselte Prokop zwischen den Pfosten. Simon Gade führte sich gleich mit einer Parade ein. Vorne stellte Linksaußen Hannes Feise auf 29:24 (52.). Den Löwen rannte allmählich auch die Zeit davon.
Hinze nahm ebenfalls einen Torhüter-Wechsel vor, erhoffte sich von Mikael Appelgren entscheidende Impulse. Doch die Löwen bekamen keinen Zugriff. Justus Fischer, eben von den Fans zum dritten Mal in Folge zum DKB-Spieler des Monats gewählt worden, erzielte in Minute 55 das 31:25. Hinze war stocksauer. Er nahm seine letzte Auszeit.
Ivan Martinovic stemmte sich gegen die drohende Niederlage, überwand Gade sogar aus einem Nullwinkel. Doch die Hannover-Fans in der ausverkauften ZAG Arena ahnten längst: Das würde sich ihr Team nicht mehr nehmen lassen. Sie sollten Recht behalten. Martinovic und Co. kamen nicht mehr näher als auf drei Tore heran.
TSV Hannover-Burgdorf: Birlehm (10 Paraden), Gade (3 Paraden); Poulsen, Uscins (6/1), Steinhauser (7/1), Michalczik, Kulesh (1), Edvardsson (2), Gerbl, Stutzke (3), Hanne (1), Solstad (1), Fischer (10), Feise (4), Ayar, Büchner
Rhein-Neckar Löwen: Späth (12/1 Paraden), Appelgren (2 Paraden); Martinovic (9/5), Nothdurft (1), Plucnar, Knorr (5), Heymann (1), Moré (1/1), Davidsson (4), Groetzki (4), Forsell Schefvert (1), Willner, Lindencrone, Kohlbacher (4)
Schiedsrichter: Thomas Kern / Thorsten Kuschel
Niklas Beckmann