05.10.2024, 20:39
Schwächephase in der Schlussphase wird TVB zum Verhängnis
Der TVB Stuttgart zeigte beim THW Kiel ein ganz anderes Gesicht als noch bei der Pokalniederlage in Coburg. Lange konnten die Schwaben mithalten, eine Schwächephase in der Schlussviertelstunde verhinderte jedoch Zählbares. Die Kieler ließen sich auch von der roten Karte gegen Magnus Landin nicht schocken und jubelten schlussendlich über einen 29:24 (15:14)-Heimsieg.
Beide Mannschaften gingen mit Verletzungssorgen in die Partie: Der THW Kiel muss neben dem Langzeitverletzten Harald Reinkind weiterhin auch auf Mykola Bylik (muskuläre Probleme) und Elias Ellefsen á Skipagøtu (Patellasehne) verzichten. Noch größer waren die Personalsorgen auf der Gäste-Seite: Neben den Langzeitverletzten Max Häfner und Jonas Truchanovicius hat der TVB Stuttgart vier weitere Ausfälle zu verzeichnen. So reisten die Schwaben nur mit einem dezimierten Kader von nur 13 Spielern an die Förde.
Dreieinhalb Minuten dauerte es, bis in der Wunderino Arena der erste Treffer fiel. Bevor Gianfranco Pribetic vom Kreis traf, zeichneten sich Andreas Wolff und Miljan Vujovic jeweils mit zwei Paraden aus. Erst nach fünf Minuten konnten das Kieler Publikum das erste THW-Tor bejubeln, zuvor hatte Lenny Rubin allerdings per Hüftwurf schon das 2:0 eingeschweißt.
Auch in der Folge legte Stuttgart immer wieder vor, der THW konnte allerdings umgehend den Ausgleich erzielen (5:5, 10.). Besonders Bence Imre zeigte sich in Topform: Beim 4:4 erzielte der Kieler Rechtsaußen schon seinen dritten Treffer. Emil Madsen fand wiederum noch nicht zu seinem Spiel, sodass Filip Jicha schon in der 15. Minute Youngster Henri Pabst einwechselte.
Doch die Gäste legten weiter vor - nach einem Doppelschlag sogar erstmals mit zwei Treffern. Doch mithilfe einer Parade von Andreas Wolff kamen die Kieler umgehend zum Ausgleich (7:7, 16.). Serrano Villalobos konnte den TVB noch einmal in Vorlage bringen, dann sorgten Petter Øverby und Eric Johansson für die erste Kieler Führung (9:8, 20.).
Daraufhin nahm Michael Schweikardt seine erste Auszeit. Doch der Stuttgarter Coach zeigte sich keineswegs unzufrieden: "Das sieht gut aus. 15, 20 gute Minuten, da bleiben wir dran", lobte er. Der Außenseiter agierte trotz der personellen Probleme bis dahin auf Augenhöhe - auch auf der Anzeigetafel: Kurz darauf konnte Pribetic erneut ausgleichen (9:9).
Wenig später kassierten die Stuttgarter allerdings innerhalb von 20 Sekunden zwei Zeitstrafen und Emil Madsen sorgte vom Strich für die erste Zwei-Tore-Führung des THW. Doch Pribetic antwortete umgehend mit seinem vierten Treffer (11:10, 22.). In der nachfolgenden Abwehraktion kassierte der Kreisläufer allerdings selbst eine weitere Zwei-Minuten-Strafe, sodass der TVB sieben Sekunden lang nur zu dritt in der Abwehr stand.
Dementsprechend groß war der Winkel für Bence Imre, der zum 12:10 netzte. Die Gäste hatten die Unterzahl jedoch verhältnismäßig gut überstanden und Achilleas Toskas sorgte für den erneuten Anschlusstreffer. Auch als Lukas Laube direkt die nächste Zeitstrafe kassierte, blieben die Schwaben in Schlagdistanz. Und das waren sie auch zur Pause, Bruno Reguart verkürzte zum 15:14.
Nach dem Seitenwechsel erhöhte Bence Imre vom Strich schnell zum 16:14 (31.). Diese Zwei-Tore-Führung hielt jedoch nicht lange, nach einer weiteren Vujovic-Parade und einem Kieler Ballverlust glich Patrick Zieker erneut aus 17:17.
Von nun an entwickelte sich wieder ein offener Schlagabtausch: Zwar legte der THW immer wieder vor, doch die Stuttgarter konnten ein ums andere Mal ausgleichen und brachten die Wunderino Arena allmählich zum Verstummen (19:19, 41.).
Nach einem Ballverlust der Zebras verpasste Stuttgart allerdings die Chance, erstmals seit der Anfangsphase wieder selbst in Führung zu gehen - ein Treffer, der die favorisierten Gastgeber noch einmal mehr unter Druck gesetzt hätte. Auf der anderen Seite nutzte stattdessen Pekeler die Chance zum 20:19.
Doch in das Kieler Spiel kam zunächst keine Ruhe: Als Häfner nach einem Eins-gegen-Eins mit einer Handverletzung liegen blieb, entschieden die Schiedsrichter nach Ansicht der Videobilder auf eine direkte rote Karte gegen Magnus Landin. Das Kieler Publikum war damit alles andere als einverstanden, reagierte mit einem minutenlangen Pfeifkonzert gegen Häfner.
Andreas Wolff hielt unterdessen in Unterzahl zunächst das Remis fest, im dritten Versuch konnte Rubin die Gäste dann aber doch wieder in Vorlage bringen. Nach dem 21:22 sollte sich das Blatt jedoch drehen - auch aufgrund mehrerer technischer Fehler der Stuttgarter, Kiel bestrafte diese konsequent. Auch eine Auszeit von Michael Schweikardt konnte diese Schwächephase nicht unterbrechen, sodass der THW mit einem 4:0-Lauf für die Vorentscheidung sorgte (25:22, 53.).
Auch Andreas Wolff konnte nun wieder glänzen, nahm Patrick Zieker einen Siebenmeter weg und parierte auch den Nachwurf. Der THW Kiel hatte nun zu seinem Spiel gefunden. Vorne erhöhte Rune Dahmke auf plus vier. Michael Schweikardt reagierte mit seiner letzten Auszeit und versuchte mit einer Abwehrumstellung noch einmal eine Aufholjagd zu starten. Doch die Stuttgarter scheiterten erneut an Wolff, sodass Emil Madsen die Führung sogar auf fünf Treffer hochschraubte (28:23, 59.). Mit dem 29:24 von Bence Imre stand dieser Abstand auch am Ende auf der Anzeigetafel.
THW Kiel: Wolff (10 Paraden), Mrkva (1 P.), Bellahcene; Imre (10/4), Duvnjak (4), Johansson (3), Madsen (3), Wallinius (2), Pekeler (2), Dahmke (2), Överby (1), Wiencek (1), Pabst (1), Landin, Zerbe, Kutz
TVB Stuttgart: Vujovic (11 P.), Starkloff; Rubin (5), Zieker (4/2), Massana (4), Pribetic (4), Toskas (3), Villalobos (2), Laube (1), Häfner (1), Bacani, Ivankovic, Eckert
Zuschauer: 9871 (Wunderino Arena Kiel)
Schiedsrichter: Sascha Standke / Steven Heine
Strafminuten: 4 / 10
Merle Klingenberg