23.03.2024, 17:17
Deutliche Niederlage beim 40. Flensburger Derbysieg
Die SG Flensburg-Handewitt hat das Nordderby der Handball Bundesliga beim THW Kiel souverän gewonnen und damit den zweiten Saisonsieg gegen den Erzrivalen eingefahren. In der Wunderino Arena ließen die Fördestädter die Zebras nur zeitweise in Schlagdistanz kommen, und gewannen letztlich mit sieben Toren.
Zur ungewohnten Anwurfzeit von 15:40 Uhr standen sich am heutigen Samstagnachmittag der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt zum Nordderby der Handball Bundesliga gegenüber - bereits zum 110. Mal. Nach dem haarscharfen 28:27-Sieg der Fördestädter im Hinspiel - Emil Jakobsen hatte den Siegtreffer erzielt - waren die Zebras auf Revanche aus, auch um in Sachen Minuspunkte an den Flensburgern in der Tabelle vorbeizuziehen.
Die ausverkaufte Wunderino Arena erlebte eine zerfahrene Anfangsphase mit einigen Fehlern auf beiden Seiten. Das hohe Tempo forderte Tribut in Form von Ballverlusten, zusätzlich stellten beide Mannschaften eine starke Defensive. Das erste Tor gehörte dabei Simon Pytlick, im Gegenzug netzten Magnus Landin und Patrick Wiencek zur Kieler Führung (2:1, 5.). Letzterer musste dabei überraschend aufgrund der Verletzung von Hendrik Pekeler ohne seinen Positionskollegen auskommen.
Vor dem 2:1 hatte sich Tomas Mrkva nach einer Parade im Hürdensitz gegen Pytlick anmelden können, auf der Gegenseite "guckte" Kevin Møller direkt zwei Würfe aus dem Tor: Eric Johansson jagte das Spielgerät ans Aluminium, Niclas Ekberg vergab völlig freistehend. Nach sechs Minuten zeigte die Anzeigetafel ein mageres 2:2.
Dann gewann das Derby an Tempo. Blaz Blagotinsek blockte einen Wurf und bescherte seinen Fördestädtern so den Ballbesitz. Jim Gottfridsson nutzte diese zum 3:2 zugunsten der Gäste, doch Petter Øverby antwortete prompt.
Aber auch Flensburg zeigte die eigenen Umschaltqualitäten und spielte nach der schnellen Mitte Hinspiel-Matchwinner Jakobsen frei. Der Däne scheiterte jedoch am starken Tomas Mrkva, welcher das Spielgerät wegköpfte. So gab es noch eine Zeitstrafe für den Außenspieler, und Kiel hatte beim Stand von 3:3 wieder den Vorteil.
Diesen wussten die Zebras allerdings nicht zu nutzen. Immer wieder erzwang die starke Deckung der Fördestädter Rückraumwürfe aus schlechten Positionen, zudem steigerte sich Kevin Møller minütlich. Über Paraden gegen Wiencek im Tempogegenstoß und Ellefsen á Skipagøtu im Durchbruch setzten sich die Gäste beim 6:3 so erstmals auf drei Treffer ab (12.).
Filip Jicha reagierte mit einer Deckungsumstellung von der offensiven 6:0-Deckung auf eine 5:1 mit Domagoj Duvnjak auf der Spitze. Dennoch war die SG weiter tonangabend, verpasste jedoch mehrfach das Tor zum plus vier. Beim Stand von 4:7 nahmen die Hausherren so ihr erstes Timeout.
Der THW verkürzte daraufhin wieder auf zwei Tore, und hatte mit Tomas Mrkva einen starken Rückhalt zwischen den Pfosten. Nach einer Rettungsaktion des Torwarts zog Domagoj Duvnjak noch im Spielaufbau die zweite Zeitstrafe gegen Emil Jakobsen, und offensiv verwertete Patrick Wiencek ein starkes Anspiel zum 7:8 (19.).
Tomas Mrkva stand bei 46 Prozent parierten Bällen, Kevin Møller zu diesem Zeitpunkt bei 40. Dennoch entschied sich Filip Jicha zu einem Torwartwechsel und brachte Samir Bellahcene. Doch die Flensburger setzten sich wieder ab, ließen bis zum 11:7 drei Tore am Stück folgen (27.). Dem Franzosen gelang bis zur Pause keine einzige Parade, auf der Gegenseite drehte Møller wieder auf.
Selbst eine Manndeckung auf Simon Pytlick brachte keine Entlastung für Kiel. Stattdessen stellte Boris Zivkovic nach einem Parallelpass von Lasse Møller per Durchbruch auf 13:8. Dem THW gelang es aber, nochmal zu verkürzen. Das lag auch daran, dass Flensburg den Ball in der letzten Aktion herschenkte. Steffen Weinhold setzte so den 13:10-Schlusspunkt im ersten Durchgang - und ließ die THW-Fans mit etwas Hoffnung in die Pause gehen.
Der THW Kiel konnte den Rückenwind mit in die zweite Hälfte nehmen, kam stark aus der Kabine und stellte mit einem schnellen Sprint auf 14:14 (33.). Das lag auch am zurückgekehrten Tomas Mrkva, der seine starke Form aus dem ersten Durchgang bestätigte.
Dann wurden die Gäste defensiv wie offensiv aber wieder griffiger, der psychologisch wichtige Führungstreffer sollte dem THW Kiel nicht gelingen - stattdessen setzten sich die Flensburger beim 16:14 wieder auf zwei Tore ab.
Nun leisteten sich die Zebras einige Fehler - und ließen Chancen aus, etwa bei einem Siebenmeter von Niclas Ekberg. Kevin Møller blieb vom Strich Sieger, und die Fördestädter erhöhten wieder auf drei Tore. Und das Bild blieb gleich: Flensburg spielte hohes Tempo und belohnte sich beim 22:17 mit der erneuten fünf-Tore-Führung.
Filip Jicha buzzerte sein Team zusammen (42.). Die Wirkung aber blieb aus, Flensburg gab weiter den Ton an. Exakt 15 Minuten vor Spielende sorgte Simon Pytlick beim 26:20 für klare Verhältnisse. Der THW leistete sich gerade im Kreisspiel einige Ballverluste, die Flensburger hatten hingegen zahlreiche Lösungen parat. Eine davon: Die Unterarmfackel von Pytlick zum 27:20 (47.).
Die Weichen waren gestellt, Flensburg hatte das Momentum auf seiner Seite und für den THW Kiel wurde es nun rabenschwarz: Johannes Golla legte ein weiteres Tor nach und Jicha beorderte erneut Bellahcene ins Tor. Beim Stand von 21:29 folgte dann das letzte Timeout des Tschechen.
Etwa zehn Minuten waren noch für etwas Ergebniskosmetik geblieben - an eine erfolgreiche Aufholjagd und ein Drehen der Partie glaubten nur noch wenige in der Halle - auch wenn die Zuschauer die Angriffe des THW Kiel weiter mit Applaus begleiteten. Doch den Flensburgern war in Sachen Souveränität dabei kaum noch beizukommen.
Auch Kevin Møller baute nicht mehr ab, nahm Ekberg einen weiteren Siebenmeter weg. Elias Ellefsen á Skipagøtu holte sich kurz darauf auch noch eine Zeitstrafe ab, nachdem er selbst das Spielgerät vertändelt hatte. Lasse Møller markierte als Konsequenz das 30:21 (52.). Mit minus neun hatten die Kieler noch nie zuhause gegen Flensburg verloren - die deutlichste Niederlage war bis dato das 22:30 im November 2016 in der Champions League.
Für den THW Kiel ging es um die Ehre und zumindest das Abwenden einer historischen Niederlage: Petter Øverby verkürzte beim 24:31 immerhin auf sieben Tore, am 40. Derbysieg der Flensburger rüttelte das nicht. Am Ende bejubelten die Flensburger einen 33:26-Erfolg, zumindest die Rekordniederlage war abgewendet. Nach dem 22:30 in der Champions League 2016 und dem 27:34 im DHB-Pokal 2015 löste es aber die deutlichste Heimniederlage des THW gegen Flensburg in der Handball Bundesliga ab, das war bis heute ein 25:29 aus dem Mai 2018.
THW Kiel: Mrkva (10 Paraden, davon 1 Siebenmeter), Bellahcene (3 Paraden); Wiencek 4, Överby 4, Bilyk 3, Dahmke 3, E. Ellefsen a Skipagotu 3, Ekberg 2, M. Landin 2/1, Duvnjak 1, Johansson 1, Reinkind 1, Wallinius 1, Weinhold 1, Ehrig, Gurbindo
SG Flensburg-Handewitt: Møller (11 Paraden, davon 2 Siebenmeter), Buric; Golla 9, Gottfridsson 5, J. Hansen 5, Pytlick 4, Zivkovic 4, Larsen 2, E. M. Jakobsen 1, Jörgensen 1, L. K. Möller 1, Pedersen 1, Einarsson, Horgen, Blagotinsek
Zuschauer: 10285 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Mirko Krag / Marcus Hurst
Strafminuten: 10 / 6
Maximilian Otte