08.02.2025, 22:16
Trotz Rot für Øverby
Zum ersten Mal seit sieben Jahren konnte der THW Kiel in einem Bundesliga-Heimspiel gegen den SC Magdeburg jubeln. Beim Rückrunden-Auftakt war es zwischenzeitlich sogar richtig deutlich: Zur Halbzeit führte der THW mit 20:11, nach einer roten Karte gegen Petter Øverby kämpften sich die Gäste zwar noch einmal heran, schlussendlich jubelten die Zebras jedoch über ein 31:25.
Sechs Tage nach dem WM-Finale sorgte der Rückrunden-Start der Handball-Bundesliga direkt für einen Topspiel-Kracher: Der THW Kiel empfing den SC Magdeburg für eine richtungsweisende Partie, beide Mannschaften hatten vorab allerdings mit personellen Sorgen zu kämpfen: Oscar Bergendahl, Manuel Zehnder und Omar Ingi Magnusson fehlen dem SCM weiterhin. Auch Kapitän Christian O'Sullivan fiel kurzfristig aus, dafür kehrte Felix Claar nach seiner sechsmonatigen Verletzungspause auf die Platte zurück.
Auch der THW konnte sich über ein Comeback freuen: Harald Reinkind lief zum ersten Mal in dieser Saison für die Zebras auf. Dafür fehlten den Fördestädtern Nikola Bilyk und Vizeweltmeister Domagoj Duvnjak. Auch hinter Hendrik Pekeler stand ein "großes Fragezeichen", der Abwehrchef schaffte es zwar in den Kader, kam jedoch auch nach der roten Karte gegen Petter Øverby nicht zum Einsatz.
Zwar setzte Matthias Musche vom Strich den ersten Treffer der Partie, die Anfangsphase gehörte allerdings den Hausherren: Emil Madsen, Eric Johansson und Lukas Zerbe sorgten schnell für die 3:1-Führung. Schon in der fünften Minute rückte Nikola Portner für Sergey Hernandez zwischen die Magdeburger Pfosten - und war, unter anderem mit einer Siebenmeter-Parade, einer der ausschlaggebenden Gründe, dass Musche in der 7. Minute zum 5:4-Anschluss stellen konnte.
Zum Ausgleich reichte es jedoch nicht. Elias Ellefsen á Skipagøtu, der in Abwesenheit von Domagoj Duvnjak im Rückraum die Fäden zog, traf zum 6:4 und Bence Imre erhöhte nach einer Zeitstrafe gegen Philipp Weber auf 7:4 (10.). Auf mehr als zwei Tore kam der SCM jedoch auch in Überzahl - Magnus Landin musste ebenfalls zwei Minuten auf der Bank Platz nehmen - nicht heran (9:7, 14.).
Auch Andreas Wolff kam nun immer besser ins Spiel, nahm unter anderem einen Gegenstoß von Magnus Saugstrup und einen Strafwurf vom bislang souveränen Musche weg. So enteilte der THW allmählich: Lukas Zerbe mit einem Doppelschlag und Ellefsen á Skipagøtu erhöhten bis zur 18. Minute auf 12:7, sodass Bennet Wiegert umgehend mit seiner ersten Auszeit reagierte.
Doch eine Besserung war bei den Gästen auch in der Folge nicht zu sehen. Einen technischen Fehler und einen Fehlwurf der Magdeburger bestraften die Zebras gnadenlos: Patrick Wiencek und Comebacker Harald Reinkind, der sein erstes Saisontor erzielte, stellten auf 14:7. So buzzerte Wiegert schon drei Minuten nach seiner ersten Ansprache zum zweiten Timeout. Der SCM-Coach bat um "Ruhe, kein Chaos" und forderte mehr Durchbrüche.
Mit seinem Treffer zum 14:8 beendete Tim Hornke daraufhin die neunminütige Torflaute der Magdeburger. Doch das Momentum lag nach wie vor auf Kieler Seite: Mit einem Doppelschlag vom Siebenmeterpunkt sorgte Bence Imre für das erste plus Acht (17:9, 26.). Als nun allerdings auch Mathias Musche zwei Mal in Folge erfolgreich war, griff Filip Jicha zu seiner ersten Auszeit.
Grund zur Sorge hatte der THW-Coach jedoch nicht: "Jungs ihr macht das gut", lobte Jicha. Das bewiesen die Hausherren weiterhin: In den verbleibenden drei Minuten ließen die Kieler keinen Gegentreffer mehr zu und erhöhten per Dreier-Serie bis zur Halbzeitsirene auf 20:11.
Nach dem Seitenwechsel erwischte der SCM den besseren Start: Auch dank zweier Fehlwürfe von Emil Madsen und einer Zeitstrafe gegen Petter Øverby verkürzten die Gäste per 3:0-Lauf auf 20:14 (35.). Besonders auf Musche war Verlass: Der Linksaußen erzielte bereits seinen achten Treffer.
Erst in der 36. Minute gelang Eric Johansson das erste Kieler Tor der zweiten Hälfte. Albin Lagergren antwortete umgehend zum 21:15, doch der Magdeburger Aufwind schien schon wieder zu verebben - und das obwohl der THW eine herbe Schwächung einstecken musste: Nach Ansicht der Videobilder kassierte Petter Øverby nach einem Gesichtstreffer die rote Karte.
Kiel blieb dennoch obenauf, Emil Madsen konnte den Acht-Tore-Vorsprung in der 40. Minute wieder herstellen, wenig später schraubte Bence Imre den Abstand vom Strich sogar auf neun Treffer hoch (25:16, 43.). Doch der SCM gab nicht auf und kämpfte sich Tor um Tor heran (27:20, 19.). Beim 28:21 nahm Bennet Wiegert seine letzte Auszeit. "Das ist für mich hier noch nicht gelaufen. Erklärt mich für bekloppt: Wir spielen auf Sieg", so der Magdeburger Trainer.
Und die Aufholjagd der Gäste setzte sich fort: Acht Minuten vor dem Abpfiff verkürzte Tim Hornke auf sechs Treffer. Die Chance zum minus Fünf verpasste der SCM allerdings und Filip Jicha trommelte seine Mannschaft nun zum Timeout zusammen. In der Folge sorgte Dahmke für den Befreiungsschlag zum 29:22 - es war der erste Kieler Treffer nach fünf Minuten.
Ellefsen á Skipagøtu ließ das 30:23 folgen und Tomas Mrkva parierte einen Strafwurf gegen Musche: Der THW war zurück auf der Siegerstraße und konnte schließlich über einen 31:25-Heimsieg jubeln - ein Ausrufezeichen zum Rückrundenstart.
THW Kiel: Wolff (12 Paraden), Mrkva (1/1 P); Reinkind 2, Landin, Överby, Wiencek 4, Johansson 4, Dahmke 3, Zerbe 4, Kutz, Madsen 5, Pekeler, Ellefsen a Skipagotu 4, Imre 5/5
SC Magdeburg: Portner (8/1 Paraden), Hernandez (1 P.); Persson, Döbbel, Musche 10/5, Claar 1, Zechel, Kristjansson 2, Pettersson, Serradilla, Hornke 3/1, Weber, Lagergren 6, Mertens, Saugstrup 3, Damgaard
Zuschauer: 10.285 (Wunderino Arena, Kiel - ausverkauft)
Schiedsrichter: Marcus Hurst / Mirko Krag
Strafminuten: 8 / 6
Disqualifikation: Överby (THW, Rot, 39.)
Merle Klingenberg