02.05.2024, 20:32
Wunder wird in "magischer Nacht" Wirklichkeit
Nach dem deutlichen 30:39 im Hinspiel in Montpellier beschwor der THW Kiel eine "magische Nacht" für das Wunder - und diese sollte es im Viertelfinal-Rückspiel der Handball Champions League geben: Mit einem 31:21 (17:12) sicherte sich Kiel das Ticket zum Final4 nach Köln.
Mit einer 30:39-Hypothek war der THW Kiel aus Montpellier zurückgekehrt, im Rückspiel des Viertelfinals war in heimischer Halle somit ein Zehn-Tore-Sieg für den Einzug in das Final4 der Handball Champions League in Köln nötig. Kiels Trainer Filip Jicha hatte im Vergleich zum Hinspiel zwar Elias Ellefsen a Skipagötu wieder zur Verfügung, dafür fehlte aber Routinier Steffen Weinhold.
Und die Aufgabe wurde in der Anfangsphase nicht einfacher: Domagoj Duvnjak setzte auf Kosten einer Zeitstrafe in der ersten Minute ein Zeichen, die Gäste nutzten die Überzahl durch Valentin Porte und Veron Nacinovic aber zu zwei Treffern - mit dem 0:2 war der Rückstand des THW Kiel auf elf Tore angewachsen. Eric Johansson und Harald Reinkind glichen zwar umgehend aus, doch nach einem vergebenen Siebenmeter von Niklas Ekberg legte Montpellier zunächst weiter vor. Für die Ausgleichstreffer sorgten unterdessen weiter Reinkind und Johansson.
Doch die ersten zehn Minuten waren bereits verstrichen und der Rückstand lag weiterhin bei neun Treffern. Zudem gab es den nächsten Rückschlag für die Gastgeber: Petter Överby erwischte den kreuzenden Valentin Porte am Kopf - die Schiedsrichter zückten nach Ansicht der Videobilder direkt die Rote Karte. Die Partie wurde auf beiden Seiten intensiv geführt, auf der Gegenseite kassierte kurz darauf Porte eine Zeitstrafe und Johansson nutzte die Überzahl erst für den Ausgleich und dann für die erste Kieler Führung.
Die Halle kochte und der THW Kiel schien das Heft in die Hand zu bekommen: In Überzahl legte Eric Johansson nach, bevor nach einer Glanztat von Tomas Mrkva dann das 8:5 durch Patrick Wiencek folgte. Es war nach über einer Viertelstunde das erste Kieler Tor, das nicht von Reinkind oder Johansson erzielt worden war.
Auf der Gegenseite beendete Valentin Porte allerdings die gut fünfminütige Durststrecke der Gäste, die in der Folge immer wieder auf zwei Tore verkürzten. Die Kieler Antwort kam aber umgehend, beim 13:10 durch einen Heber von Johansson von der Siebenmeterlinie. Auf der Gegenseite entschärfte Tomas Mrkva den zweiten Siebenmeter der Gäste und Mykola Bilyk erhöhte den Abstand erstmals auf vier Tore.
Montpellier griff zur Auszeit, doch Kiel gab weiter den Ton an. Beim 16:11 durch Hendrik Pekeler, der die französische Deckung hinterlaufen und mit einem Dreher erfolgreich abgeschlossen hatte, war die Hälfte des Ziels erreicht. Und nach dem 17:12 durch Mykola Bilyk war Kiel auch zur Pause auf Kurs in Richtung des benötigten Zehn-Tore-Siegs.
Auch der zweite Abschnitt startete mit einer frühen Zeitstrafe gegen die Kieler, die sich davon aber wenig beeindruckt zeigten. Lucas Pellas erzielte zwar in Überzahl den ersten Treffer des zweiten Abschnitts, die Kieler Antworten kamen aber umgehend und beim 20:14 von Hendrik Pekeler fehlten den Kielern nur noch drei Treffer zum Ausgleich der Hinspielniederlage.
Nach dem 21:15 von Patrick Wiencek riss allerdings etwas der Faden, die Fehler in der Kieler Offensive stiegen. Die Deckung hielt den Schaden in Grenzen, doch nach fünf torlosen Minuten nahm Filip Jicha beim Stand von 21:17 in der vierzigsten Minute die Auszeit. Doch der THW Kiel kam in der Folge zunächst nicht mehr als die fünf Tore aus dem ersten Abschnitt davon - und die Zeit lief für Montpellier. Einen vergebenen Siebenmeter der Gäste und eine Überzahl konnte Kiel nicht nutzen, eine Viertelstunde vor dem Ende stand ein 24:20 auf der Anzeigetafel. Der Druck auf den THW nahm zu, fünfzehn Minuten blieben noch für die fünf fehlenden Treffer zum Gleichstand in der Addition.
Eric Johansson und Harald Reinkind übernahmen wieder die Verantwortung, sorgten mit dem Doppelschlag zum 26:20 für Hoffnung bei den Kieler Fans. Und als nach einer Mrkva-Parade in Überzahl dann Pekeler aus der eigenen Hälfte in das verwaiste Tor der Gäste traf, stand die Halle. Montpellier tat sich schwer, war erneut fünf Minuten ohne Tor und so griff der erfahrene Patrice Canayer zur Auszeit.
Kiel erarbeitete sich in der Deckung allerdings die Chance auf acht Tore davonzuziehen, aber der zurückgekehrte Remi Desbonnet parierte. Doch die Deckung blieb der Trumpf des THW Kiel: Immer wieder wurden die Zweikämpfe gewonnen und Montpellier schien langsam der verspielte Vorsprung zu beschäftigen. Den Gästen fehlte die Durchschlagskraft und bei zwei Pfostentreffern auch das Wurfglück.
Kiel drehte unterdessen mit der Halle im Rücken weiter auf: Mykola Bilyk traf, Niclas Ekberg behielt im Gegenstoß die Nerven - doch der Ausgleich zum 30:21 wollte zunächst nicht fallen. Auf der Gegenseite traf Montpellier aber ebenfalls nicht, auch der siebte Feldspieler half nicht. Stattdessen gab es nach einem Kopftreffer eine Überzahl für die Kieler, die Mykola Bilyk nutzte - vier Minuten vor dem Ende war der Rückstand aus dem Hinspiel ausgeglichen.
Der Kieler Rückraum hatte fast durchgespielt, doch die Aufholjagd schien Kräfte freizusetzen - das 31:21 von Eric Johansson brachte den THW in der Addition in Vorlage und setzte nun Montpellier unter Druck, das in über zehn Minuten nur einen Treffer erzielt hatte. Die Gäste wirkten verunsichert, vergaben gegen Mrkva eine gute Chance und liefen sich dann immer wieder fest. Nun lief die Zeit für den THW Kiel, der nach einem weiteren Glanztat von Mrkva dann allerdings noch einmal den Ball verlor. Doch die Deckung und Mrkva retteten das 31:21 und das Wunder über die Zeit.
THW Kiel: Mrkva (12/1 Paraden), Bellahcene; Johansson 8/1, Bilyk 7, Reinkind 6, Pekeler 4, Wiencek 4, Ekberg 2, Duvnjak, Overby, Faust, Dahmke, Szilagyi, Gurbindo, Wallinius, Skipagotu
Montpellier HB: Bolzinger (6 Paraden), Desbonnet (3 Paraden); Pellas 6, Y. Lenne 4, Porte 4, A. Lenne 3, Monte Dos Santos 1, Nacinovic 1, D. Simonet 1, Skube 1, Karlsson, Fernandez, Panic, Prat, Konan, Cornette
Zuschauer: 8513 (Wunderino Arena, Kiel)
Schiedsrichter: Lars Jorum / Havard Kleven (Norwegen)
Strafminuten: 8 / 14
Disqualifikation: Överby (10.) / -
cie