19.11.2023, 16:07
Handball-Bundesliga, 13. Spieltag
Die Füchse Berlin sind erstmals in der Liga gestolpert und haben die Tabellenführung verloren. Der THW Kiel hatte beim 30:26-Heimsieg den längeren Atem.
Am Donnerstag hatte sich Kiel in der Königsklasse von Aalborg zu Hause mit 18:27 vorführen lassen, Wiedergutmachung war an der Förde also angesagt. Auch wenn die Zebras den besseren Start erwischten und mit 2:0 in Führung gingen, begegneten sich die Teams lange auf Augenhöhe. In der temporeichen ersten Hälfte gelang es zunächst keiner Mannschaft, sich entscheidend abzusetzen.
Die Kieler gingen allerdings etwas konsequenter zu Werke und leisteten sich weniger Fehler als das Team aus der Hauptstadt. In der 25. Minute stellte Karl Wallinius auf 11:8, zur Pause stand es nach Harald Reinkinds Treffer kurz vor Seitenwechsel sogar 14:10 für den THW.
So recht kam Berlin zunächst nicht heran, auch weil Kiels Keeper-Duo Tomas Mrkva und Samir Bellahcene immer wieder ein Körperteil an den Ball brachten, unter anderem parierte Mrkva einen Siebenmeter von Hans Lindberg (34.). Danach schlichen sich allerdings immer mehr Fehler und Fehlwürfe bei den Hausherren ein: Mathias Gidsel verkürzte mit seinem siebten Tor aus neun Würfen auf 16:19 (38.). Und nachdem der ebenfalls bestens aufgelegte Berliner Schlussmann Dejan Milosaviev seine siebte Parade gezeigt hatte, waren die Füchse auf einmal wieder auf Tuchfühlung - nur noch 19:20 (42.).
Doch der Ausgleich wollte Berlin einfach nicht gelingen, immer wieder hatte die Jicha-Truppe eine Antwort parat. Der Knackpunkt dann sieben Minuten vor Schluss: Magnus Landin traf nach herrlichem Anspiel von Domagoj Duvnjak zur Drei-Tore-Führung (25:22), kurz darauf handelte sich Berlin auch noch eine Zeitstrafe ein und verlor völlig den Faden. In der 55. Minute gelang Kiel per empty net goal durch Niclas Ekberg das 27:22, es war die Vorentscheidung vor 10.285 begeisterten Zuschauern. Beste Werfer waren mit je neun Toren Domagoj Duvnjak für den THW und Mathias Gidsel für die Füchse.
"Wir haben gesehen, was in der Mannschaft und in gewissen Spielern steckt. Aber wir kennen auch die andere Seite. Wir müssen das sehr nüchtern sehen", sagte Jicha nach der Partie am NDR-Mikrofon. Berlins Nils Lichtlein sprach bei "Dyn" von "zu vielen technischen Fehlern. Kiel hatte es leicht, schnelle Tore zu machen". In der zweiten Hälfte habe sein Team sich genug Chancen erspielt, "aber wir haben dann auch einfach das Wurfpech an der Stelle". Lichtlein griff sich auch an die eigene Nase: "Da kommt dann die Kulisse dazu. Ich als junger Spieler habe dann auch noch nicht die Routine und Erfahrung, die Dinger locker reinzumachen."
Für Berlin war es die ersten Liga-Niederlage überhaupt in dieser Saison, über Kiel müssen sich die Füchse aber noch nicht den Kopf zerbrechen - die Füchse haben bei einem Spiel weniger noch fünf Zähler mehr auf dem Konto als die Zebras. Allerdings gewann der SC Magdeburg später am Nachmittag gegen den Tabellenvorletzten ThSV Eisenach und übernahm somit die Spitze von den Hauptstädtern.
Tore THW Kiel: Duvnjak 9, Reinkind 5, M. Landin 4, Ekberg 3, Wallinius 3, Wiencek 3, Johansson 2, Bilyk 1
Füchse Berlin: Gidsel 9, Marsenic 5, Andersson 4, Tollbring 4, Lindberg 2, Freihöfer 1, Lichtlein 1
Schiedsrichter: Tobias Tönnies (Stendal)/Robert Schulze (Magdeburg)
Zuschauer: 10285 (ausverkauft)
Strafminuten: 2 / 4
Christoph Laskowski