18.05.2024, 20:50
Flensburg kämpft vergebens um Punktgewinn
Für den ThSV Eisenach ging es um den definitiven Klassenerhalt, die SG Flensburg-Handewitt wollte die letzte Chance auf die Champions League wahren. Der Optimismus schwand bei den Flensburgern aber schnell, denn über 60 Minuten war Eisenach die bessere Mannschaft. Der 28:27 (14:13)-Sieg hält die Thüringer sicher in der ersten Liga.
Die SG Flensburg-Handewitt begrüßte in Eisenach Kay Smits zurück im Kader, der allerdings noch geschont wurde. Die medizinischen Werte deuteten zuletzt darauf hin, dass der Niederländer seine Herzmuskel-Entzündung überwunden hat und die Zwangspause nach 163 Tagen enden konnte. Teitur Einarsson besetzte allerdings zunächst die Linkshänderposition im Rückraum, der Isländer verpasste jedoch den ersten Treffer.
Fast drei Minuten waren heruntergetickt, als Jim Gottfridsson die Partie eröffnete. Zuvor hatten sowohl Mateusz Kornecki als auch Kevin Møller Zählbares verhindert. Yoav Lumbroso zog für Eisenach nach. Das Flensburger Umschaltspiel funktionierte aber gut, und Simon Pytlick legte wieder vor. Im gebundenen Spiel taten sich die Schleswiger hingegen in der ersten Halbzeit über weite Strecken schwer.
Eisenach forcierte. Die Initialzündung dafür lieferte wohl eine spektakuläre Szene nach acht Minuten: Peter Walz entschärfte einen Flensburger Fernwurf artistisch mit einem Sprung in den eigenen Kreis. Weitere Paraden von Kornecki ermöglichten Walz und Lumbroso das 5:3. Die Drei-Tore-Führung vereitelte die Querlatte zunächst, Manuel Zehnder und Moritz Ende erhöhten dann auf 8:3 (13.).
Sieben Minuten erzielte der Favorit aus Flensburg kein Tor, vor allem Emil Jakobsen vergab Chancen in Serie. Eisenach hatte einen 6:0-Lauf gezündet, den Nicolej Krickau mit einer Auszeit zu beenden versuchte.
Anschließend setzte Johannes Golla für Flensburg den nächsten Treffer, doch Flensburg wankte weiterhin. Zehnder besorgte das 10:4 (17.), Einarsson warf hingegen weit übers Eisenacher Tor - eine weitere vergebene Möglichkeit. Eisenach spielte wie entfesselt und wirkte selbstbewusst, was noch befeuert wurde durch das gute Stellungsspiel und den Stress, den man Flensburg bescherte.
Johan Hansens Treffer zum 13:8 (22.) war einer der wenigen von Flensburg, der gewonnenen Zweikämpfen entsprang. Meist suchte die SG mit Einzelaktionen den Erfolg, was bei Gottfridssons 13:9-Treffer auch mal wieder funktionierte. Dennoch 45 Prozent Wurfquote waren unterirdisch.
Nach einer Auszeit hatte Eisenach für Flensburg mit dem Sieben-gegen-sechs eine neue Aufgabe parat, doch Zehnder konnte aus der Bedrängnis nichts ausrichten. Mehrere starke Møller-Paraden hievten Flensburg nun aus dem Tief, eine 5:0-Serie brachte das 13:12.
Die Thüringer waren hektisch geworden, was der SG gefiel. Gottfridsson traf jetzt gute Entscheidungen, war den Erwartungen an sein Spiel viel näher gekommen. Nach einer spektakulären Schlussphase brachte Eisenach eine knappe 14:13-Halbzeitführung in die Kabine.
"Unser Rückzug ist unser Problem, die zwei Wechsel", kommentierte Mait Patrail die Flensburger Aufholjagd. Gottfridsson war deren Spiritus Rector und der schwedische Spielmacher erzielte direkt nach Wiederbeginn auch den 14:14-Ausgleich. Während Møller weitere Eisenacher Würfe vereitelte, sorgte Simon Pytlick für den Führungswechsel.
Das Spiel schien nach dem 14:15 aber schnell wieder in Eisenacher Richtung zu kippen, als Neu-Nationalspieler Marko Grgic mit einem Doppelschlag auf 16:15 stellte. Dustin Kraus setzte für die Hausherren nach und im Rückraum sorgte Yoav Lumbroso wieder für Alarm. Eisenach behauptete die Führung.
Wieder hatte die SG Mühe zu folgen, wieder waren Entscheidungs- und Zweikampfverhalten problematisch, auch wenn nach 42 Minuten war Golla beim 20:19 (42.) goldrichtig stand, den Abpraller von Kornecki fischte und den Ball ins Eisenacher Tor donnerte.
Es war wieder so ein Moment, der dem Spiel eine neue Richtung geben konnte, doch Flensburg packte die Situation nicht beim Schopf - der Ball landete im Seitenaus, der Ausgleich blieb liegen, Eisenach behielt die Führung.
Krickau nahm beim 22:20 (44.) seine zweite Auszeit und forderte "ein bisschen mehr Biss". Grgic machte dann schmerzhaft Bekanntschaft mit dem Unterarm Hansens, die Partie war ein packender Schlagabtausch. Und in diesem nährte Zehnders zehnter Treffer die Eisenacher Hoffnungen auf den siebten Heimsieg.
Das Spiel war - während es auf die Schlussphase zusteuerte - längst ein Krimi geworden: Und Eisenach hatte Argumente wie die dreizehnte Parade von Kornecki oder den nächsten Treffer von Zehnder. Eisenach war bei den Wechseln zwischen Angriff und Abwehr geblieben, hatte aber den Rückzug in den Griff gebracht und nahm den Gästen so ihre gefährlichste Waffe: den Gegenstoß.
Dennoch, der Favorit blieb im Spiel: Als Kevin Møller den nächsten ThSV-Siebenmeter parierte und Lasse Møller zum 24:24 (50.) einnetzte, schien sich die Tür für Flensburg wieder zu öffnen, doch es brauchte nach mehreren Gebälk-Treffern der SG die Leistung des eingewechselten Benjamin Buric für den möglichen Turnaround. Das Duell war mit all seinen Wendungen über 60 Minuten nichts für schwachen Nerven
Und es blieb spannend: Burics dritte Parade münzte der bislang fehlerfreie August Pedersen zunächst ins 25:25 (55.) um. Anschließend blieb Grgic nach dem Torwurf liegen, da er in den linken Arm von Johannes Golla gelaufen war. Der Flensburger Kapitän wurde hinausgestellt.
Drei Minuten vor Schluss heizte Eisenachs bester Feldspieler Manuel Zehnder mit dem 27:25 die Stimmung und die Hoffnungen in der Halle an. Lukas Jørgensen verkürzte zwar gleich wieder und beantwortete auch den nächsten Treffer von Kraus. Flensburg bot sich die Chance zum Ausgleich, doch der Wurf von Johannes Golla wurde regulär abgepfiffen. 43 Sekunden vor Schluss zog Kaufmann die letzte Auszeit - auf der Anzeigetafel ein 28:27.
Eisenach hatte die Chance auf die Entscheidung, doch einmal mehr war es Benjamin Buric, der den Eisenachern einen Treffer versagte.
Elf Sekunden verblieben für die Gäste, als Krickau buzzerte und Flensburg zum Appell rief. Der Ball ging auf Jørgensen, doch Kornecki lenkte den Ball bei seiner 15. Parade an die Querlatte. Eisenach bejubelte den 28:27-Sieg, den ersten Erfolg über Flensburg und den damit einhergehenden Klassenerhalt.
ThSV Eisenach: Kornecki (15 Paraden), Spikic (1 Parade), Freitag; M. Zehnder 12/2, Grgic 7, Kraus 3, Lumbroso 2, Donker 1, Ende 1, Mengon 1, Walz 1, Reichmuth, Patrail, Meyer, Kurch, Saul
SG Flensburg-Handewitt: Møller (13/3 Paraden), Buric (4 Paraden); Gottfridsson 5, Pedersen 5, Jørgensen 4, L. K. Møller 4, Pytlick 4, Golla 2, E. M. Jakobsen 2/2, J. Hansen 1, Einarsson, Mensah, Horgen, Zivkovic, Smits, Blagotinsek
Zuschauer: 3082
Schiedsrichter: Adrian Kinzel / Sebastian Grobe
Strafminuten: 4 / 6
fcb