22.11.2024, 20:51
Buzzerbeater entscheidet Krimi
Ein überragender Marko Grgic in Halbzeit eins und ein herausragender Filip Vistorop in Durchgang zwei waren die entscheidenden Zutaten beim 32:31 (18:20) gegen die MT Melsungen. Drei Sekunden vor dem Ende kassierte der Spitzenreiter den entscheidenden Treffer zum Ende der Serie von dreizehn Siegen in Folge.
Die MT Melsungen wollte nur an die nächste Aufgabe Eisenach denken und Roberto Garcia Parrondo hat es geschafft, dass seine Mannschaft genau diesen Fokus in der gefürchtet hitzigen Atmosphäre der Werner-Aßmann-Halle hatte. Der ThSV mit dem Recht des Anwurfs sollte zunächst vorlegen, auch wenn die Melsunger Deckung von Beginn an auf Betriebstemperatur war und die Thüringer immer wieder ins passive Spiel zwingen konnte.
Vorne trieben vor allem Elvar Örn Jonsson und Erik Balenciaga das Spiel des Tabellenführers an, es entwickelte sich so ein offener Schlagabtausch, bei dem David Mandic beim 5:6 (10.) erstmals den Favoriten in die Vorlage brachte, nachdem ihn Adrian Sipos auf die Reise geschickt hatte. Der ungarische Abwehrchef hingegen konnte dann wenig später sogar auf zwei Tore erhöhen, doch weil unter anderem Ian Barrufet mit einem Siebenmeter an Matija Spikic scheiterte, war das Spiel beim 7:7 (13.) wieder ausgeglichen.
Misha Kaufmann versuchte Melsungen immer wieder mit den Systemwechseln in der Deckung zu stressen, doch vor allem Balenciaga ließ sich davon nicht verunsichern. Der Spanier überzeugte mit einem schnellen Antritt, auf den die Thüringer Deckung um Peter Walz, Justin Kurch und Philipp Meyer noch kein Mittel gefunden hatte.
Es war noch kein Spiel der Torhüter - auch Nebojsa Simic, der gegen den SC Magdeburg noch mit 20 Paraden der Matchwinner war, bekam in den ersten 20 Minuten kaum einen Ball zu fassen. Roberto Garcia Parrondo setzte deshalb auf Adam Morawski, auch Kaufmann schickte beim 13:14 (22.) dann Silvio Heinevetter gegen den Ex-Klub ins Rennen.
Morawski, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, konnte sich gleich gegen Marko Grgic auszeichnen und Mandic erhöhte erneut auf zwei Tore. Die Eisenacher mussten zur Auszeit buzzern. Misha Kaufmann stellte seine Mannschaft explizit auf Balenciaga ein und gab dem ThSV auch offensiv noch Mittel an die Hand. Morawski nahm den nächsten Siebenmeter von Fynn Hangstein weg, doch Rogerio Moraes Ferreira verpasste die Drei-Tore-Führung.
Diese sollte Timo Kastening wenig später beim 14:17 (26.) im Konter herstellen. Bei Eisenach war vor allem Marko Grgic der Dreh- und Angelpunkt in der Offensive, Melsungen bekam den Shootingstar des deutschen Handballs nicht unter Kontrolle. Begünstigt von einer Heinevetter-Parade führte Grgic sein Team mit einem Doppelschlag wieder zum Anschluss und legte auch mit seinem neunten Treffer zum 18:19 nach. Die MT hatte aber nach einer Auszeit noch einen letzten Angriff, welchen Mensing zum 18:20-Halbzeitstand abschloss.
"Wir wollen kompakter stehen und Marko Grgic besser in den Griff kriegen", erklärte Timo Kastening im Halbzeitinterview beim Streamingdienst Dyn. Vorne setzte man auf den siebten Feldspieler, um die Thüringer Deckung zurückzudrücken. Weil David Mandic gegen den zurückgekehrten Spikic nur den Pfosten traf und Peter Walz zusätzlich ein Steal gelang, war das Spiel beim 20:20 (32.) mit dem Wurf ins leere Tor direkt wieder ausgeglichen.
Die Nordhessen setzten wieder auf den normalen Positionsangriff, das eröffnete Räume in der Tiefe, wie sie Mensing beim 20:21 nutzen sollte. Die Nordhessen blieben in der Vorlage, erzwangen auch immer wieder das nötige Spielglück und konnten sich auf drei Tore (21:24) lösen. Die Fanseele in der Werner-Aßmann-Halle kochte, auch ein Trommelstock flog in der hitzigen Atmosphäre nach einer Freiwurfentscheidung auf das Parkett.
Melsungen schien ein wenig den Faden zu verlieren, der ThSV konnte das zum Ausgleich nutzen und die Eisenacher Arena verwandelte sich in einer Stehplatztribüne. Zudem verletzte sich Aaron Mensing. Malte Donker zeigte Sportsgeist gegen seinen Gegenspieler, der bei der Landung umgeknickt war.
Melsungen hatte im Tor auf Nebojsa Simic zurückgewechselt, auf der Gegenseite sollte sich aber Spikic gegen Landsmann Mandic erst einmal auszeichnen. Melsungens Linksaußen verhinderte aber wenig später das Anspiel auf Peter Walz und machte seinen Fehlwurf wieder wett. Es war nun eine Nervenfrage, in der Simic beim Siebenmeter gegen Grgic den Wirkungstreffer setzen sollte.
Aber Melsungen hatte das Momentum verloren und bekam es nicht wieder, Vistorop holte mit seinem siebten Treffer nun beim 25:24 (46.) die Führung zu den Hausherren. Nachdem Jonsson unter Passivzeichen egalisierte, buzzerte Misha Kaufmann zur Auszeit, mahnte sein Team dazu mehr mit dem Kopf zu agieren.
Roberto Garcia Parrondo wollte gegen die Thüringer Offensive mit Elvar Örn Jonsson und David Mandic im Innenblock agieren, doch der Plan wurde torpediert, weil der Kroate dann Grgic im Gesicht traf. Dafür unterlief wenig später Filip Vistorop ein Offensivfoul, was dann Moraes zum 26:27 (49.) nutzen sollte.
Eisenach schlug aber postwendend zurück, Gian Attenhofer hatte vorne und hinten zwei gelungene Aktionen und Marko Grgic sollte mit seinem Treffer Nummer 11 die Führung zu den Thüringern zurückholen. Eisenach kämpfte beherzt um jeden Zentimeter auf dem Parkett, schoss dabei aber durch Walz und Snajder zweimal über das Ziel hinaus und musste fast neunzig Sekunden in doppelter Unterzahl agieren.
Zwar konnte Barrufet egalisieren, aber dann waren es Simone Mengon und hinten auch Matija Spikic gegen Dainis Kristopans, die die Aßmann-Halle abheben ließen. Gian Attenhofer sollte zum 30:28 erhöhen und Melsungens letzte Auszeit erzwingen.
Die Nordhessen schlugen zurück, Jonsson und Kristopans unter Passiv, Simic mit der Parade gegen Hangstein - der Weg zum 30:30 zeigte, wie sehr der Spitzenreiter kämpfen musste. Jeder Fehler konnte die Entscheidung bringen, Melsungen setzte auf den siebten Feldspieler, um die Angriffsflaute zu beheben. Mit einem 31:31 ging es in die letzte Spielminute, weil Heinevetters langer Wurf vom zurückeilenden Simic noch abgefangen wurde.
Ivan Snajder fing sich für ein Foul an Kristopans die dritte Zeitstrafe ein. Melsungen blieben so 39 Sekunden, um die Führung zu holen. Aber das Abräumen auf Barrufet misslang, Eisenach hatte nach einer Auszeit noch sieben Sekunden. Matija Spikic passte auf Landsmann Filip Vistorop, der ließ sich auch von Barrufets Versuch, ein Offensivfoul zu ziehen, nicht aufhalten und dribbelte bis auf 11 Meter durch, ehe er im Fallen und bedrängt von Kristopans und Mandic den Ball zum Eisenacher Glück in die Maschen haute.
ThSV Eisenach: Spikic (9/2 Paraden), Heinevetter (2 Paraden); Grgic 11/1, Vistorop 8, Mengon 4, Attenhofer 3, Walz 2, Donker 2, Meyer 1, Snajder 1, Reichmuth, Capric, Hangstein, Maric, Kurch, Saul
MT Melsungen: Simic (4/1 Paraden), Morawski (3/1 Paraden); Moraes Ferreira 6, Barrufet 5/3, Jonsson 4, Balenciaga 3, Mandic 3, Kristopans 3, Kastening 3, Sipos 2, Mensing 2, Enderleit, Ignatow, Drosten, Arnarsson, Cavalcanti
Zuschauer: 2.800
Schiedsrichter: Thöne / Zupanovic
Siebenmeter: 1/2 ; 3/5
Strafminuten: 14/8
Disqualifikation: Snajder (60., 3. Zeitstrafe) / -
chs