02.06.2024, 16:45
Torejagd beim Spiel um Platz drei der EHF Champions League
Team Esbjerg und Metz HB waren nicht nach Budapest gereist, um das "kleine Finale" zu spielen. Dennoch: Beide Teams waren im Halbfinale nicht gut genug und wollten es am Sonntag besser machen. Für Esbjerg sprach am Ende die pure Anzahl an Torwürfen. Das war der entscheidende Faktor, um gegen Metz die Bronzemedaille zu erringen.
Für Team Esbjerg könnte sich an diesem Wochenende die Geschichte wiederholen. Im Vorjahr gab es sowohl im Halbfinale als auch im Spiel um den dritten Platz jeweils eine Niederlage mit einem Tor. Gestern war man Györ hauchdünn mit 23:24 unterlegen. Daher kam es zur Wiederauflage des Bronze-Kampfs von 2022 gegen Metz HB. Die Lothringerinnen gingen damals als 32:26-Sieger hervor - ihr bisher bestes Ergebnis im Final4.
Die Vorzeichen schienen indes diesmal anders zu sein. "Wir haben zweimal um Bronze gekämpft und zweimal verloren. Natürlich ist das eine große Motivation", hatte Michala Møller am Samstag gesagt. Für Metz und Alina Grijseels überwog da noch das triste Gefühl der Niederlage gegen Bietigheim. "Wir sind einfach traurig über unser Spiel." Trainer Emmanuel Mayonnade sagte, er wolle sich am liebsten verkriechen.
In Esbjerg war es auch das letzte Spiel der Ära Jesper Jensen, der den Verein seit 2017 in den nationalen und europäischen Handball-Olymp geführt hat, während Metz den französischen Handball schon seit über 30 Jahren dominiert. Entsprechend waren aus beiden Lagern zahlreich Fans nach Budapest geströmt. Nun ging es darum, nach dem Halbfinale den Schalter umzulegen, um das Final4 mit einem Sieg zu beenden.
Die kraftvollen und platzierten Würfe unterstrichen gleich zu Beginn des Spiels den großen Willen beider Teams, Bronze zu erringen. Metz wollte die Angriffe dabei - wie gestern - spielerisch lösen, während Esbjerg von Einzelaktionen Henny Reistads profitierte, die mit ihrem vierten Treffer beim 4:3 (7.) zum Führungswechsel einnetzte. Damit übernahm Team Esbjerg im Brozekampf fürs Erste das Zepter.
Die massive und teils rustikale Abwehr des dänischen Meisters war in der frühen Phase Trumpf. Mehrmals ging ein Raunen durch die Arena - etwa als Breistøl nach zwölf Minuten Valentini attackierte und eine Zeitstrafe erhielt. Nora Mørk hatte die Vorlage mit zwei Siebenmetern ausgebaut, Reistad auf 7:4 (9.) erhöht. Der Französische Meister sah im Sechs-gegen-sechs eine Zeit lang kein Land.
Metz war gezwungen, das Tempo in der ersten Welle zu erhöhen und tat dies. Erster Lohn war Bouktits Treffer vom Kreis zum 8:7 (15.). Burgaard aus schwierigem Winkel und Grijseels im Gegenstoß bugsierten die Lothringerinnen vollends zurück ins Spiel - und nach dem Führungstreffer von Jörgensen buzzerte Esbjergs Trainer beim 9:10 (18.) zur ersten Auszeit. Kleine Korrekturen bei Metz stellten die Däninnen vor Probleme.
Die Auszeit schien zu wirken, doch neben Reistad, die beim 12:11 (20.) zum achten Mal traf, spielte sich niemand in den Vordergrund. Metz suchte indes nicht mehr zwanghaft Lösungen gegen den Esbjerger Mittelblock - mit Iversen und Breistøl - mit Erfolg. Auch Esbjerg spielte jetzt vielseitiger und konnte sich bei Reistads 17:14 (26.) absetzen, doch Grijseels, Granier und Jörgensen führten Metz zum 18:18-Halbzeitstand.
So hatte Esbjerg weder durch die teils grenzwertige Abwehr noch mit ständigen Wischer-Forderungen etwas bewegt, denn Metz hatte die Ruhe bewahrt. Der Kampf konnte also weitergehen - wobei das Team aus Frankreich gleich abermals einem Rückstand nachlief und ihn egalisierte. Nach einem falschen Pfiff, Granier hatte den Ball ins Aus gelenkt, nutzte Jörgensen dann den unverhofften Ballbesitz zum 21:22 (36.).
Das Duell befand sich in einer wilden Phase, zahlreiche Fehlleistungen der Spielerinnen waren zu sehen - ehe Granier und Solberg-Isaksen es mit ihren Treffern wieder in geordnetere Bahnen lenkten. Die Führung von Metz hielt indes nicht lange, auch weil Solberg-Isaksen nach dem strittigen, von Mørk zum 24:24 verwandelten Siebenmeter den Dänischen Meister beim 26:24 (42.) wieder in Vorlage brachte.
Metz egalisierte beim 26:26 einmal mehr, schaffte es aber erneut nicht, das Spiel zu bestimmen. Das lag auch daran, dass Esbjerg nun in Mørk eine weitere Taktgeberin hatte. In der Abwehr tat sich Esbjerg allerdings jetzt schwer, auch weil die zwischenzeitlich eingewechselte Amalie Milling bei zehn Gegentreffern keinen einzigen Wurf stoppen konnte. Daher blieb das Spiel umkämpft. Beim 28:27 (48.) nahm Jesper Jensen eine Auszeit.
Als Breistøl dann bei Esbjerg nach 52 Minuten zum zweiten Mal draußen saß, beendete Kristensen zwischen den Pfosten ihr Leistungstief mit der ersten Parade der zweiten Halbzeit. Das war ein Fingerzeig. Mørk traf trotz Unterzahl zum 32:29. Das Team, das mehr Torwürfe generiert hatte - 48 gegenüber 39, segelte frühzeitig Richtung Bronzemedaille. Mørk und Reistad waren beim 37:33-Sieg mit 26 Treffern die Tormaschine von Team Esbjerg.
Statistiken folgen...
Felix Buß